Randy Pipers Animal - Violent New Breed

Review

Allein die Erwähnung des Namens RANDY PIPER dürfte so manch einen gestandenen Rocker mit Wehmut an die gute alte Zeit erinnern, als noch MÖTLEY CRÜE, KISS, TWISTED SISTER und W.A.S.P. die Tag und Nacht strapazierten Kutten zierten. Bei letztgenannten war RANDY PIPER Mitte der Achtziger Gitarrist der beiden Kultalben “W.A.S.P.” und “Last Command”, bevor er u. a. mit ALICE COOPER zusammenarbeitete. Mit “Violent New Breed” veröffentlicht RANDY nun sein zweites Album unter dem Banner RANDY PIPERS ANIMAL.

Von Anfang an, d.h. hier buchstäblich mit den ersten Takten macht er unmissverständlich klar, wohin die Reise geht: in die gute Zeit der Spandex-Glitter-Hairspray-Bands (auch Schwanzrocker genannt) der Achtziger, wobei besondere Vorbilder naturgemäß die bereits oben genannten Bands und vor allem natürlich W.A.S.P. darstellen. Es gibt kein Riff, dass nicht schon vor 20 Jahren verbraten, keine Gesangspassage, die nicht von Blackie Lawless, seines Zeichens W.A.S.P.-Vocalist, bereits ähnlich, bisweilen genauso intoniert worden wäre. Die Gitarren brutzeln munter, fett und gut produziert, das Schlagzeug treibt an, wirkt aber manchmal dünn im Gegensatz zu den überrepräsentierten Gitarren. Die Songs halten Midtempo, die kurzen Soli von Randy sind erwartungsgemäß durchaus hörenswert. Die Vocals von Rich Lewis orientieren sich zwar an den großen Vorbildern, alleine an Ausstrahlung mangelt es, so manches Mal driften die Vocals nämlich wie im Refrain von “Hellchild” ins belanglos-banale ab. Überhaupt sind die Refrains dermaßen klebrig-zuckerig vorgetragen, dass auch der geneigte Hörer sich ein ungläubiges Stirnrunzeln kaum wird verkneifen können.

Ganz gut gefällt mir die transparente Produktion und einige allerdings unoriginelle Gitarrenzitate der oben genannten Vorbilder in den Songs “B.O.O.M”, “Violent New Breed” (hier ausnahmsweise mal ein Riff von AC/DC) und “Eye Of The Storm”. Auch “Salt” weiß zu gefallen, klingt moderner, hat ein schnörkelloses Solo vorzuweisen und der Gesang in der Strophenphase, nicht so quäkig, überzeugt. Bis der Refrain in endlosen Wiederholungen einsetzt, was den Eindruck wieder schmälert… Ein Text wie “One Two Three Four Five…”, im Song “Animal In Me” als Chorus verwendet, ist auch nicht gerade dazu angetan, euphorische Stimmung aufkommen zu lassen. Die obligatorische Ballade “Turn And Walk Away” ist radiotauglich, klar, allerdings fehlt das raue Charisma, dass Motörheadbarde Lemmy in seiner Vorzeigeballade “God was never on your side” (Motörhead: Kiss of Death, 2006) tonnenweise versprüht, Whiskey, Staub, Alter, Erfahrung, Ass oder Arschkarte… Dagegen setzt RANDY auf Kalkül und Routine. Und wird, zumindest in Amerika, Erfolg damit haben.

Die Magie der ersten W.A.S.P.-Alben, der “Shout At The Devil” von MÖTLEY CRÜE oder von TWISTED SISTERS “Under The Blade” wird niemals erreicht. Dazu fehlt es an Eigenständigkeit, die netten Soli können über das schwache austauschbare 0815-Songmaterial nicht hinwegtäuschen. Nein, nicht nur, dass ich mit Sicherheit nicht zur Zielgruppe gehöre: wenn ich W.A.S.P. hören will, greife ich zu den Altmeistern, zu “Wildchild“ oder “Widowmaker“. Und solche Granaten wie “She Gonna Looks That Kill”, “Red Hot” oder “Bastard”, wie meine Genrefavoriten MÖTLEY CRÜE sie vor über 20 Jahren auf die metallische Gefolgschaft losließen, finden sich bei RANDY nicht ansatzweise. Wer die Atmosphäre von Cabrio, Konzert, Knutschen und Pubertät authentisch zurückhaben will, der greife lieber zum legendären KISS-Film “Detroit Rock City” über die vier Jugendlichen, die unbedingt ihre Götter in Detroit sehen und hören wollten.

06.10.2006

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