Rhys Marsh - Sentiment

Review

Wenn ich irgendwann einmal mein seit langem angedachtes Special mit dem Titel „Die 10 größten Sünden beim Bewerten einer Prog-Rock-Platte“ veröffentlichen werde, dann wird „ein Album des Gesangs wegen höher bewerten“ vermutlich recht weit oben landen.

RHYS MARSH ist schuld. Der norwegische Multiinstrumentalist, der mir bisher nur durch seine Supergroup KAUKASUS geläufig war, liefert mit „Sentiment“ im Alleingang ein Prog/Artrock-Album ab, das den Gesang auf nahezu eklatante Weise in den Vordergrund rückt. Das liegt zunächst einmal an der dünnen, verschwommenen Klangmasse aus komprimierter Gitarre und jahrzehntealten Retro-Synth-Strings aus der Dose, die einen erst mal gar nicht vermuten lässt, dass da ein ganz bestimmtes Konzept hinterzustecken scheint. Tut es aber. Es wird heutzutage allerdings nur noch mit Anglizismen wie „mellow“ oder „charming“ umschrieben. Kein Wunder, dass man spätestens bei „Pictures Of Ashes“ das große „In The Court Of The Crimson King“ im Kopf hat – mal wieder. Wirklich proggy kommen die Arrangements auf „Sentiment“ dabei eher selten rüber. Wen wundert’s, denn jegliche Ansätze wie in „The Seventh Face“ werden von der Produktion quasi gänzlich erstickt. Eher herrscht die allgegenwärtige Mellotron-durchtriefte Schwermut, trotz welcher es RHYS MARSH gelingt, NICHT ins (häufig genretypisch) belanglose Gesäusel abzudriften und dabei wie die tausendste Kopie alter Klassiker zu klingen. (Dabei kommt der kleine Dynamik-Ausbruch in „Silver Light & Blackened Eyes“ eigentlich ganz gut.)

„The Ghost Ship“, das wohl ruhigste Stück der ohnehin ziemlich braven Platte ist da so ein Paradebeispiel für die eigentliche Magie auf „Sentiment“: Während sich im Hintergrund die bedrohliche, dennoch stets seichte Atmosphäre aufbaut, nimmt der angenehm wenig gelayerte Gesang den Vordergrund ein. Und um diesen angemessen auszufüllen, braucht es nicht immer einen Stimmumfang à la GREG LAKE, nein, manchmal reicht auch das reine Charisma, das RHYS MARSHs Stimme eindeutig innewohnt. Klingt halt einfach schön.


 

Hinkende Vergleiche, die ich mir beim Schreiben dieser Review gespart habe:

  • Gesangslinien SERJ TANKIANs auf „Imperfect Harmonies“
  • ANATHEMA
  • zwanzigfache Erwähnung KING CRIMSONs
  • „bestimmt was für ANTIMATTER-Fans“

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14.01.2015

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