Richie Kotzen - The Essential

Review

Fragt man den geneigten Metaller nach den großen Gitarrenhelden der Gegenwart, wird er mit ziemlicher Sicherheit Namen wie STEVE VAI, JOHN PETRUCCI oder JOE SATRIANI entgegnen. Neben diesen Ikonen gibt es natürlich noch zahllose weitere Griffbretthexer – jedes Genre hat am Ende seine eigenen Gitarrengötter. Im Bereich des Hard Rock unter anderem: RICHIE KOTZEN.

Der US-Amerikaner, der derzeit an der Seite von Mike Portnoy (Ex-DREAM THEATER) und Billy Sheehan (u.a. TALAS, STEVE VAI) als THE WINERY DOGS unterwegs ist, veröffentlicht seit gut 25 Jahren in schöner Regelmäßigkeit Soloalben. Sein 19. Werk ist ein klassisches „Best Of“ und trägt den Titel „The Essential“. Kotzen bietet dabei auf zwei Silberlingen sowie einer DVD einen über zweistündigen Rückblick auf fast alle seine Schaffensphasen – das bedeutet: zwei neue Songs, diverse Originalversionen, aber auch neuaufgenommene Titel, Akustik-Versionen und vor allem: jede Menge Riffkost zwischen Rock, Blues und Fusion. Da der US-Amerikaner nicht nur ein Ausnahmegitarrist, sondern auch ein mehr als passabler Sänger ist, erwartet den Hörer dabei keineswegs nur instrumentales Frickelwerk, sondern  durchaus songorientierte Stücke. In einigen Tracks spielt Kotzen sogar alle Instrumente selbst – und das durchaus souverän. Hut ab, dafür.

Das Problem: Die Zusammenstellung zeigt, warum Kotzen eben nicht in der ersten Riege mit oben erwähnten Herrschaften genannt wird. Seine musikalischen Fertigkeiten sind unbestritten großartig. Allerdings fällt es schwer, sich das Ganze am Stück anzutun. Das liegt in erster Linie daran, dass ein Großteil der Songs reine Stangenware ist – austauschbar, dröge und einschläfernd. Immerhin bietet die erste Scheibe ein paar flotte Nummern, einige Riffs zum Niederknien und funkige Passagen mit spürbarem Drive („Go Faster“, „Fooled Again“). Zudem gibt es gegen Ende mit „You Can’t Save Me“ und „Doing What The Devil Say to Do“ noch zwei atmosphärisch überzeugenden Nummern vom 2006er Album „Into The Black“ (die allerdings auch irgendwie ziemlich ähnlich klingen). Zwischendurch muss man dann zwar hin und wieder Textzeilen wie „Oh Babe, waaaaaaaaaaalk with me, til the end of time“ über sich ergehen lassen, aber gut: der Mann ist halt nicht nur Rocker, sondern auch Amerikaner.

Die zweite Scheibe des Pakets, auf der ausschließlich Balladen und Akustikversionen platziert sind, ist allerdings eine echte Geduldsprobe. Wer dieses Teil von vorn bis hinten bei höchster Konzentration durchhört, darf sich meines ewigen Respekts sicher sein. Denn in dieser Ansammlung weichegespülter, flauschiger Kuschelrock-Nummern ist ein Song lahmer als der andere – gleichzeitig wird derart geschmalzt, dass es phasenweise wirklich nicht zu ertragen ist.

Dafür entschädigt die ebenfalls enthaltene DVD zumindest teilweise: Hier gibt es insgesamt elf Video-Clips zum Stöbern – unter anderem ziemlich coole, aus Studioaufnahmen zusammengeschnittene Filmchen zu „Paying Dues“ und „Player“. Bei Songs wie „Chase It“ (Storyline: schmachtender Richie fährt in einer Gondel durch Venedig) wird dann die Grenze zum Kitsch aber einmal mehr überschritten.

Dennoch: Insgesamt bietet RICHIE KOTZEN auf „The Essential“ zum Preis eines herkömmlichen Langspielers 34 Tracks, die handwerklich einwandfrei aufs Brand gebracht wurden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt also. Eingefleischte Fans können hier blind zugreifen – ob sich der Kauf für jene lohnt, die den Herren bislang noch nicht auf dem Radar hatten, ist allerdings eine andere Frage. Prognose: Wer bislang prima ohne Kotzen klargekommen ist, der wird es auch in Zukunft tun.

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05.01.2015

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