SCORCHED OAK aus Dortmund konnten bereits mit ihrem Debüt überzeugen und legen mit „Perception“ noch eine Schüppe drauf. Das Trio liefert ein Stoner-Doom-Album ab, das räudig in Blues-Gründen wildert. Ihren Sound hat die Band dabei ordentlich aufgemotzt, auch wenn die Eigenproduktion an den Kanten immer noch etwas Feinschliff vertragen könnte.
Aber der Reihe nach. Das Grundgerüst von „Perception“ bildet rauer Stoner-Doom, mit dem SCORCHED OAK bewährte Standards bedienen. In den Details zeigen sich jedoch große Kreativität und Spielfreude, wodurch die Musik stets unterhaltsam bleibt.
SCORCHED OAK legen eine Schüppe drauf
Abwechslung bietet dabei vor allem das Arrangement der einzelnen Songs. Die Band wechselt häufig das Tempo und arbeitet vereinzelt mit Breaks, wodurch die Tracks lebendig wirken, dabei aber auch musikalisch stimmig bleiben und angenehm flüssig aus den Boxen schallen.
Im Gegensatz zum Vorgängeralbum, das hypnotisch durch die Gegend walzte, zeigt sich „Perception“ weniger stumpf, sondern emotional und episch. Trotzdem kann man immer noch den Kopf abschalten und sich von Songs wie „Mirrors“ und „Oracle“ verzaubern lassen. Melodische Riffs tragen das Album von einem Höhepunkt zum nächsten, auch wenn die Produktion gerade die feineren Töne nicht ganz zur Geltung bringt. Sei’s drum, denn das Trio kommt nicht aus Stockholm oder Kalifornien, sondern aus dem Ruhrpott, wo ohne fiesen Punch nichts geht.
Das Wechselspiel aus heiseren Growls und klarem weiblichem Gesang ist in der Doom-Welt altbekannt, eingerahmt zwischen fetten Stoner-Riffs und bluesigen Zwischenspielen erhält es jedoch eine neue Note. Zwar lassen beide Stimmen etwas Variation vermissen, aber insbesondere die Refrains gelingen in diesem Punkt vor allem Bassistin Linda sehr gut.
„Perception“ sollte man auf dem Zettel haben
Gelegentlich straucheln SCORCHED OAK dann aber doch. „Relief“ versandet abrupt zwischen zu vielen Ideen und „Reflection“ stampft zäher als der Rest des Albums. Liebevoll gestaltete Songs wie „Echoes“ gleichen das aber doppelt aus.
Insgesamt steigt mit „Perception“ ein sehr gutes Album aus dem Untergrund empor, das jede Doom- und Stoner-Nase auf dem Zettel haben sollte. Zum Debüt „Withering Earth“ forderte Kollege Wolfsbrunn „Weitermachen!“, knapp vier Jahre später möchte man überzeugt ergänzen: Bitte!
Der Song im Video ist schon mal ziemlich cool. Kann nachvollziehen, warum man den Gesang beider eher so mittel findet, aber funktioniert im Kontext der Musik. Und dramaturgisch kriegen sie die achteinhalb Minuten sauber ausgefüllt. Werde das Album als Ganzes auch mal antesten.
Hab mir das Album zweimal gegeben. Review passt schon, aber ich finde, es ist eher eine 7. „Echoes“ ist ein Anspieltipp, aber insgesamt ist das für meinen Geschmack doch noch zu viel Proberaumflair. Guter Sound, gute Riffs, gutes Drumming, aber in den Songs passiert einfach nicht allzu viel – und richtig großartig ist halt keiner.
Dennoch: Das kann was werden. Und wenn sie mal live im Rheinland spielen, wäre ich dabei.