Sonata Arctica - Unia

Review

Unzweifelhaft war es eine gute Entscheidung der Finnen von SONATA ARCTICA, nach dem letzten Century-Media-Album „Winterhearts Guild“ zu den Donzdorfern von Nuclear Blast zu wechseln. So wurden die Gitarren endlich mal hörbar in die mittleren Frequenzen gemischt, eine Live DVD veröffentlicht, und mit „Reckoning Night“ das bisher beste Album der Karriere veröffentlicht. Dass man nach so einem Machwerk nicht einfach so noch eins draufsetzen kann, haben wir zwar alle gehofft, war aber zugegebenermaßen ein ziemlich unrealistischer Gedanke. Dementsprechend ist „Unia“ nicht nur das finnische Wort für „Traum“, sondern auch ne Scheibe mit der man sich erstmal anfreunden muss.

Und das wird vor allem jenen schwer fallen, die sich auf simple Eingängigkeit und ohrwurmige Refrains gefreut haben. Einen Song wie „The Cage“ oder „Don’t Say A Word“ wird man hier vergeblich suchen, denn das neue Geheimrezept des Fünfers besteht in epischen Rocksongs mit theatralischem Aufbau und eher experimentiven als ohrwurmigen Melodien, so wie wir es auch schon das eine oder andere Mal auf „Reckoning Night“ hören durften. Eingängige Passagen gibt es zwar immer noch, aber die ungewöhnlichen und anspruchsvollen Keyboardakkorde im Hintergrund machen das Moshen nicht gerade leicht.
Dementsprechend verwandeln die vielen Breaks und Zwischenspiele auch metallisch beginnene Songs in dramatische Epen. Zwar wurde die hier rezensierte Promo in 99 Einzelschnipsel zerlegt (was ich immerhin für einen guten Kompromiss halte) und ich kann nichts über die Songlängen sagen, aber ein paar längere Nummern sind hier auf jeden Fall drauf, selbst wenn das 10minütige Endloswerk vermutlich fehlt. Leider wurden zwischendurch auch wieder die kitschtriefenden Streicherteppiche aus früheren Alben auf die Bildfläche gerufen, was mir nicht unbedingt angenehm aufstößt. Fans der Band wird das nach dem rockigen letzten Album aber vermutlich freuen. Ebenso wie die Tatsache, dass die Truppe ihre Gewandheit in der englischen Sprache nochmal verbessert hat und nun ein paar wirklich clevere Texte bieten können. Zwar lag mir in dieser Hinsicht auch nichts vor, aber die Geschichte hinter dem starken „Caleb“ (eindeutig einer der besten Songs) würde mich schon interessieren. Mit „Good Enough Is Good Enough“ endet die Platte dann wieder mit einer balladesken Nummer, die man sich auch als Metalfan anhören kann und durch ein filigranes Klavierfundament besticht.

Eine Scheibe wie „Unia“ zu bewerten ist nicht unbedingt leicht. Es ist anzunehmen, dass viele Fans die Band auf ihren neuen Pfaden nicht begleiten werden und dafür 80er Jahre Jünger erstmals auf die Bildfläche kommen um ab und zu mal QUEEN auf finnisch zu hören. Was ich hier aber ehrlich bewundere, ist dass es spätestens jetzt keine Power-Metal-Band mehr gibt, die auch nur ansatzweise wie SONATA ARCTICA klingen, und das ist eine Errungenschaft die zusammen mit den starken Songs hohe Anerkennung verdient. Einfach Ohrwürmer runterspielen können schließlich auch andere Musiker. Dennoch vermute ich, dass „Unia“ in der Diskographie der Band nach zukünftigen Veröffentlichungen etwas untergehen wird.

21.05.2007
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