Sonata Arctica - Live In Finland

Review

Galerie mit 29 Bildern: Sonata Arctica - Nordic Power Metal Titans 2023 in Bochum

Welch großartige Audio-Kommentare! Meiner Meinung nach sollte auf jeder Live-DVD eine Tonspur mit Erinnerungen, Anekdoten und wissenswerten Trivia der beteiligten Musiker enthalten sein. Insofern freue ich mich, dass SONATA ARCTICA genau das auf ihrer zweiten Konzert-DVD mitliefern – nur leider eben in ihrer finnischen Muttersprache und ohne jegliche Untertitelung, die dieses Feature auch dem internationalen Publikum zugänglich gemacht hätte. Und dieser kleine, verschmerzbare Schönheitsmakel ist tatsächlich auch schon das einzige, was ich an „Live In Finland“ auszusetzen habe. Die Doppel-DVD, deren Erstauflage auch noch eine dem Rezensenten nicht vorliegende Bonus-CD enthält, ist ansonsten nämlich die absolut perfekte Live-Vollbedienung für alle Fans der Finnen geworden.

Im Gegensatz zur 2006 veröffentlichten „For The Sake Of Revenge“-DVD wurde hier nicht einfach eine gewöhnliche Show der Tour mitgeschnitten, sondern eine ganz spezielle Show von langer Hand vorbereitet. Dementsprechend effektvoll und bildgewaltig ist das Ganze dann auch in Szene gesetzt. Das polnische Kamerateam hat mit seinem HD-Equipment ganze Arbeit geleistet und harmoniert gerade durch den Verzicht auf allzu nervöse, schnelle Schnitte perfekt mit der stimmigen Lichtshow und den Pyro-Effekten. Und auch der Ton kann überzeugen und transportiert sowohl in Stereo als auch in Dolby 5.1 die Live-Atmosphäre hervorragend ins heimische Wohnzimmer. Dieses Mal bauen SONATA ARCTICA auch auf den Heimvorteil. Da sich in ihrer Heimatstadt Kemi allerdings kein ausreichend großer und gut ausgestatteter Live-Club finden ließ, musste das Teatria im etwa 100 Kilometer entfernte Oulu herhalten. Kurze und informative Einblicke in den Organisations- und Produktionsprozess finden sich auf der zweiten DVD und zeigen, wie viel Arbeit hinter einer solchen gut anderthalbstündigen Show eigentlich steckt.

Ein absolutes Highlight stellt zweifellos der eingeschobene Akustik-Block, bei dem sich die Musiker mit „stromlosen“ Gitarren bewaffnet um ein kleines Lagerfeuer am Bühnenrand versammeln. Mit „Mary-Lou“ und „Shy“ sind dabei zwei Titel enthalten, die gar keine regulären Album-Tracks darstellen und dabei deutlich machen, dass es inzwischen höchste Zeit für eine umfassende B-Seiten-Compilation der Band wäre. Der Debüt-Klassiker „Letter To Dana“ beschließt den Akustik-Einschub und demonstriert durch das „Return To Sender“-Zitat am Ende auch den augenzwinkernden Humor, den das Quintett hin und wieder ganz unaufdringlich in seine live-Shows integriert.

Die meiste Zeit aber wird nicht still am Lagerfeuer gesessen, sondern ziemlich amtlich gerockt. Die Setlist unterscheidet sich dabei deutlich von der 2006er „For The Sake Of Revenge“-DVD, wodurch „Live In Finland“ zum Pflichtkauf für alle SONATA ARCTICA-Fans wird, ohne den quasi-Vorgänger obsolet werden zu lassen. Dass sich die Band von ihren Highspeed-Power-Metal-Wurzeln entfernt hat und inzwischen mehr auf progressive Spielereien und musikalische Experimentierfreude setzt, spiegelt sich in der Songauswahl wieder, die von den Stücken des noch immer aktuellen „Days Of Greys“-Albums dominiert wird. Dennoch finden hier auch unverzichtbare All-Time-Klassiker wie „Replica“, „Full Moon“, „Victoria’s Secret“ oder „Don’t Say A Word“ ihren Platz.

Angesichts des umfangreichen Backkatalogs der Finnen lässt es sich auch nicht vermeiden, dass man auf das ein oder andere Lieblingslied, wie beispielsweise den Ohrwurm-Hit „The Cage“ oder die Überballade „Tallulah“, verzichten muss. Dafür gibt es mit „Blank File“ und „The Misery“ auch zwei Stücke, die ich völlig zu unrecht überhaupt nicht mehr auf dem Schirm hatte. Spannend ist auch der als „Instrumental Exhibition“ titulierte kurze Jam-Einschub, der den Musikern Gelegenheit zu flotten Solo-Duellen gibt, während Frontmann Tony Kakko die Gelegenheit nutzen kann, kurz durchzuatmen – angesichts der durchwegs fantastischen Leistung seiner unverwechselbaren und emotional extrem vielseitigen Stimme eine absolut verdiente Auszeit.

Natürlich gehört zu einer DVD-Veröffentlichung heutzutage auch umfangreiches Bonusmaterial, das hier die komplette zweite DVD in Anspruch nimmt. Darunter finden sich vier in Bild- und Tonqualität tadellose Songs vom zweiten „Sonata Arctica Open Air“ in Kemi aus dem August 2009. Da die Ballade „Draw Me“ und das Über-Epos „White Pearl, Black Oceans“ bei der Oulu-Show nicht gespielt wurden, sind diese beiden Stücke natürlich besonders interessant. Als weitere Bonus-Stücke gibt es quasi den Akustik-Block-Probelauf beim Konzert in Mailand zu sehen – ein nettes Gimmick, das allerdings nur Bootleg-Niveau erreicht.

Ebenfalls von minderer Bild- und Tonqualität sind die beiden größtenteils mit simplen Handy-Kameras aufgezeichneten Tour-Dokumentationen von der letzten Finland- und der Südamerika-Tour. Da sich hier aber Sänger Tony Kakko selbst als Regisseur und Kameramann versucht hat, bekommt man einige sehr direkte und absolut authentische Einblicke in den Band-Alltag. Die Szenen-Auswahl und der Schnitt zeugen sogar von einigem Talent, so dass der geneigte Fan zwei recht kurzweilige Heimvideos zu sehen bekommt, die sich trotz der bild- und tontechnischen Mängel als sinnvolle Dreingabe entpuppen.

Bildergalerien und drei Musikvideos („Don’t Say A Word“, „Paid In Full“ und „Flag In The Ground“, zu letzterem gibt es zusätzlich ein recht unspektakuläres Making-Of) zählen ohnehin fast schon zur DVD-Standard-Ausstattung und sind tadellos umgesetzt. Absolut einmalig dürften hingegen die gesammelten Beiträge zum „Flag In The Ground“-Cover-Contest sein, bei dem die Band ihre Fans dazu aufrief, ein Single-Cover zu designen und einzusenden. Mehr als zweihundert Beiträge aus aller Welt sind dabei zusammengekommen und werden in einer Diashow jeweils 0,6 Sekunden lang gezeigt. Obwohl die Qualität der Beiträge naturgemäß schwankt, sei hierbei definitiv die Verwendung der Zeitlupen-Funktion des DVD-Spielers empfohlen.

Unter dem Strich stellt „Live In Finland“ die ultimative DVD-Vollbedienung und einen Pflichtkauf für alle SONATA ARCTICA-Fans dar. Die Umsetzung ist hervorragend gelungen und leistet sich – von der fehlenden Audiokommentar-Untertitelung einmal abgesehen – keine Schwächen. Das Hauptfeature zeigt die starke Show einer mitreißenden Live-Band, die von Anfang an weit mehr als jene STRATOVARIUS-Kopie war, für die sie Kritiker früher immer gerne halten wollten. Wer sich selbst nicht als Fan der Finnen sieht, könnte sich hiervon möglicherweise doch noch überzeugen lassen. Und für alle, die diesen Schritt bereits vollzogen haben, bietet die zweite DVD eine Menge spannendes Bonus-Material mit interessanten Einblicken in den Bandalltag.

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07.11.2011

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10.05. - 11.05.24Durbuy Rock Festival 2024 (Festival)Amorphis, KK's Priest, Sonata Arctica, Feuerschwanz, Candlemass, Delain, Equilibrium, Heidevolk, The Raven Age, Exhorder, Xandria, Suicidal Angels, Insanity Alert und DisconnectedDurbuy Rock Festivalgelände, Bomal-sur-Ourthe
21.09.24metal.de präsentiertSonata Arctica - Clear Cold Beyond Europatour 2024Sonata Arctica, Firewind, Tungsten und Serious BlackColumbia Theater (C-Club), Berlin
22.09.24metal.de präsentiertSonata Arctica - Clear Cold Beyond Europatour 2024Sonata Arctica, Firewind, Tungsten und Serious BlackMarkthalle, Hamburg
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