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Auf den ersten Blick baden die Koblenzer von STEELPREACHER auf ihrem jüngsten Werk „Gimme Some Metal“ in ihren eigenen Klischees – der Titel und das Cover mit seiner unverhohlenen Anspielung auf Bier sprechen eine eindeutige Sprache. Der Blick auf die Tracklist sorgt indes für eine erste Irritation. Haben sich mit „Heart Of Darkness“ und „Hell Awaits“ vielleicht zwei Cover eingeschlichen? GRAVE DIGGER wäre denkbar, SLAYER überraschend. Fakt ist: Das genretreue Quartett variiert auf Album Nummer sieben seine gewohnte Heavy-Metal-Rezeptur.
STEELPREACHER öffnen die Stil-Schubladen
Drei Themen scheinen STEELPREACHER besonders zu bewegen, finden sich die Hölle, das Bier und der (Heavy) Metal doch permanent in den Songtiteln wieder – in der Reihenfolge auch in den ersten drei Stücken von „Gimme Some Metal“. Der Opener „Hell Ain’t What It Used To Be“ ist eine augenzwinkernde Verneigung vor Lemmy Kilmister. Mit „Drinking The Night Away“ halten die Stahlprediger die Energie und das Tempo weiter hoch, um sich dann mit dem Titelsong dezent in die treibende Rhythmik von ACCEPT zu bewegen.
Bis hierhin ist das bodenständiger und kompromissloser Heavy Metal. Die Formation um die singenden Brüder Jens und Andy Hübinger (Gitarre und Bass) kann aber deutlich mehr und zeigt das offener als in der Vergangenheit. „Hell Is On Fire“ ist das erste Beispiel, denn das ist eher ein Hard-Rock-Stampfer als ein Heavy-Metal-Brecher. Im Anschluss wagen STEELPREACHER mit „Heart Of Darkness“ eine düstere Note und toben sich im Rock’n’Roll aus („Green Bottled Beer“). Sie wecken mit dem bluesig-hard-rockigen „Midnight Sensation“ Erinnerungen an die Stadionrocker von GUNS N‘ ROSES und driften mit dem balladesken „Forever Free“ in ungewohnte Southern-Rock-/Country-Gefilde, was der Band gut zu Gesicht steht und einen Moment der Ruhe bietet.
„Gimme Some Metal“ wird auch episch
Anstatt danach wieder aufs Gaspedal zu drücken und die Party zu starten, huldigen die Koblenzer einer US-Truppe mit einem „War“ im Bandnamen. „Dawn Of War“ ist mit knapp sechs Minuten der längste Track von „Gimme Some Metal“ und auch der epischste. Der Midtempo-Track weiß zu gefallen, auch wenn dem Vierer offensichtlich kein gutes Ende eingefallen ist. Wer unbedingt etwas zum Meckern sucht, wird beim Fade Out fündig – das Stilmittel wirkt immer ein wenig einfallslos.
Sofern das Vinyl rotiert, bildet der Headbanger „Hell Awaits“, der live sicherlich bestens funktionieren wird (und rein gar nichts mit SLAYER zu tun hat), den Abschluss. Die CD-Version legt indes noch einen Bonus drauf: „Hell Ain’t What It Used To Be(er)“ mit TANKARD-Sänger Gerre – und einem passenden kleinen Twist beim Titel.
Treu zum Sound, aber offen im Stil
„Gimme Some Metal“ ist weniger bier- und partylastig als frühere Werke. Gleichzeitig ist es musikalisch reifer und vielfältiger. STEELPREACHER gelingt damit das Kunststück, sich einerseits treu zu bleiben, andererseits weitere Einflüsse sauber zu integrieren. Der Spielraum dürfte ihnen als Künstler ebenso Freude bereitet haben, so wie auch das Publikum an der Bandbreite seinen Spaß haben wird. Denn ob die Koblenzer ihrem Signature-Sound treu bleiben oder stilistisch ausscheren: Die Songs von „Gimme Some Metal“ machen live wie in der Metaldisco einfach Laune.

Torsten Meierhöfer



























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