Steve Stevens - Memory Crash

Review

Er sieht optisch zwar aus wie Nikki Sixx (MÖTLEY CRÜE) und erlangte Berühmtheit als Gitarrist von Billy Idol, doch musikalisch hat der neueste Solostreich von STEVE STEVENS wenig mit den genannten Akteuren zu tun. Stevens gilt als Workaholic und betrachtet man sich seine Discographie bzw. die Bands, Künstler, Projekte und sogar Soundtracks, bei denen er seine Sechssaitige schwingen ließ, kommt man aus dem Zählen kaum mehr heraus. „Memory Crash“ ist allerdings erst das vierte Album, auf dem ausschließlich sein Otto steht und es ist das erste Soloalbum seit 1999. Inwiefern die Rockwelt nun darauf gewartet hat, kann ich schlecht beurteilen, fest steht allerdings, dass „Memory Crash“ ein durchaus reizvolles Gitarrenrockalbum geworden ist.

Normalerweise bin ich kein Freund von Instrumentalrockalben und mit Gitarrengöttern wie SATRIANI, VAI usw. kann ich auch wenig anfangen, glücklicherweise ist Stevens aber offensichtlich keiner jener Egomanen, die nur dann noch einen hochkriegen, wenn sie sich bei ihrem Gitarrengewichse selbst die Finger verdrehen. STEVE STEVENS mags lieber direkter und schnörkelloser und seine Licks sind alles andere als selbstgefällig. Dass mit dem reinen Instrumentalalbum stimmt eh nicht, zum einen veredelt KING’S X-Sänger Dug Pinnick die Robin-Trower-Coverversion „Day Of The Eagle“ und zum anderen gibt es im entspannten Closer „Josephine“ ebenfalls sporadischen (sehr verzerrten) Gesang von wem auch immer auf die Ohren. Doch ansonsten bedarf es keiner störenden Stimme, die Stimme dieses Albums erhebt sich in Stevens Axt. Der Mann, der von sich behauptet, eine Liebesaffäre mit seiner Gitarre zu haben (was ich mir jetzt lieber nicht vorstellen will), scheint einen breitgefächerten Geschmack zu haben, wobei der Großteil des Songmaterials im klassischen Hard Rock der 70er und 80er angesiedelt ist, dazu gesellt sich seine Vorliebe für leicht poppigen Prog-Rock aus den 70ern sowie ein ordentliches Maß an fettem Groove Rock. Am besten verbindet er das alles in „Cherry Vanilla“, einem zwar entspannten, aber dennoch sehr groovenden Stück. Das gut 7,5 Minuten lange Stück zündet sofort und verzückt mit seiner coolen, lässigen, fast schon sexy Ausstrahlung. Wesentlich kerniger und geradliniger lässt es der Maestro in den treibenden Rockern „Hellcats Take The Highway“ und dem Titelsong krachen, die beide mit vorzüglichen, gekonnten und dennoch sehr melodischen Gitarrenleads ausgestattet sind. Ein weiteres Highlight ist das elektrisierende „Small Arms Fire“. Nach einem kurzen Intro mit Flamenco-Gitarren trifft ein fetter Groove auf eine bissige, aggressive Gitarre und gerade dieses pulsierende, feurige Schauspiel macht den Song zum vielleicht besten Track des Albums.

Der von STEVE STEVENS aufgrund des „Kopfkinoeffekts“ gezogene Vergleich mit PINK FLOYDs „Dark Side Of The Moon“ ist zwar komplett Gülle, denn bei Instrumentalalben ohne die üblichen Songstrukturen läuft naturgemäß immer viel im Schädel ab, doch wer auf im klassischen Rock verwurzelte Gitarrenzauberei ohne Frickeleffekt steht, wird bei Stevens allerbestens bedient.

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19.03.2008
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