Talbot - Eos

TALBOT sind laut. TALBOT sind mächtig. TALBOT reißen mit. TALBOT beweisen, dass Klischees nichts bedeuten. Wo normale Bands mit fünf oder mehr Musikern fuhrwerken, brauchen TALBOT nur zwei. Gitarren? Unnötiger Ballast! Wenn überhaupt, dann nur ganz am Rande eingesetzt! Limitierungen? Wozu? Was in Estland so alles möglich ist…

Drums und Bass, nebst Keyboards und Gesang. Mehr brauchen TALBOT nicht, um ihren bleischweren Doom zu zelebrieren, der trotz aller Heavyness nicht mit Groove spart und in solchen Momenten gar beschwingt klingt! Klargesang poppiger Ausprägung und Todesgrummeln aus tiefsten Lagen halten sich in etwa die Waage, wenn den Herren aber der Sinn danach steht, hört man auch mal ein paar Lieder lang gar keine Stimme. Der Eindruck einer dreiviertelstündigen Jamsession drängt sich immer wieder auf, alle Songs fließen ineinander über und machen das Album zu einem dichten Gefüge aus Gewitterstürmen und infernalischen Abgründen, aber auch aus filigranen Melodien und friedlichen Stimmungen. Ganz großes Kino!

Störende Elemente kann ich keine ausmachen. Die beiden Musiker sind hervorragend aufeinander eingespielt und abgestimmt und sie verfolgen auf dem gesamte Album trotz des Jamcharakters eine klare atmosphärische Linie. Ein Spannungsbogen wie in einem guten Film reisst den Zuhörer vom ersten Moment an mit, Mikro- und Makrostrukturen bieten Ohren und Gehirn immer wieder Herausforderungen, laden aber auch zum Sich-Treiben-Lassen ein. Das finale „Coach“, ein flotter Neunminüter, zeigt nochmals die harte Seite der Band, bevor die Scheibe genau zum richtigen Zeitpunkt endet. Und die beste Nachricht zum Schluss: auf der Internetseite des Duos kann man das gesamte „Eos“-Album kostenlos runterladen, da die 500 Digipacks des Albums schon längst vergriffen sind!