Terrifiant - Terrifiant

Review

Soundcheck Februar 2020# 21

Sind Black-Metaller eigentlich wirklich die trvesten der trven in der Szene? Mindestens lässt sich sagen, dass im Bereich des Schwarzmetalls eine Menge absoluter Enthusiasten unterwegs sind, die nicht selten auch außerhalb ihres Hauptbetätigungsfeldes zeigen, was sie können. So ist es auch in diesem Fall – die Masterminds hinter TERRIFIANT sind niemand geringerer als S. Iblis (Gitarre) und Pz. Kpfw (Drums) von POSSESSION, wobei letzterer als Lord TerrifianT an das Mikrofon gewechselt ist. Für ihr selbstbetiteltes Debütalbum haben die Belgier noch drei Mitstreiter um sich geschart, um nun auch die New Wave Of Traditional Heavy Metal aufzumischen.

TERRIFIANT – Räudig, kauzig, gewöhnungsbedürftig

„Hilfe, ist der Sound räudig.“ Das ist tatsächlich der Gedanke des Rezensenten, als die ersten Töne des Instrumentals „Steel For Life“ aus den Boxen schallen. Besonders, wer vor kurzem ein eher modern abgemischtes Album gehört hat, wird dies vermutlich nachvollziehen können, denn hier wurde wirklich kompromiss- bis gnadenlos alles auf Old School getrimmt, was nur möglich war. Ja, schon klar, das ist gerade total angesagt und funktioniert in vielen Fällen sehr gut. Der völlige Verzicht auf jegliche Tiefe und der praktisch komplett fehlende Bass, der der Bassdrum nun mal ihren Namen verleiht, lässt einen dennoch erst einmal schlucken und ist mindestens gewöhnungsbedürftig.

Erstaunlicherweise setzt der nötige Gewöhnungseffekt aber ziemlich schnell ein und spätestens nach drei Songs merkt man eigentlich kaum noch, wie ungewohnt der Sound für heutige Hörgewohnheiten ausgefallen ist. Trotzdem werden sich daran vermutlich die Geister scheiden. Was für die Produktion gilt, das trifft praktisch komplett identisch auch auf das Organ von Lord TerrifianT höchstselbst zu. Die durchdringend hohe, falsettartige Sirene kann einem zunächst schon gewaltig auf den Puffer gehen. Auch hier stellt sich aber, besonders bei mehreren Hördurchgängen, eine Gewöhnung ein, die dazu führt, dass der kauzige Gesang schnell beginnt, richtig Spaß zu machen.

Wirklich Spaß macht auf der Scheibe aber vor allem die zweite Hälfte des Materials, da die Songs zu Beginn zwar solide sind, aber noch nicht ganz so einprägsam und den Eindruck erwecken, als wären sie so platziert, um den Hörer vorsichtig an den nicht ganz einfach zu erfassenden Kosmos der Band zu gewöhnen. Ist das erst einmal geschafft, belohnen einen pfeilschnelle Leads, ein Gesang irgendwo zwischen Dickinson‘scher Luftschutzsirene und leicht windschiefem Falsett à la KING DIAMOND.

Dabei sind TERRIFIANT immer dann am besten, wenn sie komplett aus dem Vollen schöpfen, wie im hymnischen „Metal And More“, in dem auch die Vocals abwechslungsreicher gestaltet werden oder ganz besonders im Siebenminüter „Iron Mountain“, der mit prominentem Hammond-Orgel-Einsatz punkten kann. Besonders erwähnt werden muss hier auch die wirklich fantastische Gitarrenarbeit von S. Iblis, der hier übrigens unter dem Namen Slime Valdi auftritt. Besonders die schwindelerregenden Soli zockt er derartig souverän, als wäre klassischer Metal schon immer sein Hauptsteckenpferd gewesen.

Am Ende schafft es die Band sogar noch, den 80er-Klassiker (auch wenn die Single natürlich bereits 1979 erschien, Anmerk. d. Verf.) „Heartbreaker“ von PAT BENATAR, den sicher die wenigsten auf solch einem Album erwartet hätten, zu ihrem eigenen Song zu machen. Alle Mitglieder, ganz besonders der Lord am Mikrofon, zeigen hier noch einmal, was sie drauf haben.

Gutes Debüt mit ein paar Schwächen – „Terrifiant“

TERRIFIANT wandeln auf ähnlichen Pfaden wie ihre finnischen Labelkollegen von CHEVALIER, die ebenfalls auf kauzige Vocals – allerdings in weiblicher und gänzlich anders angelegter Form – und einen sogar noch räudigeren Sound setzen.

Ja, ihnen ist ein gutes Album-Debüt gelungen, das besonders als Verbeugung vor klassischen Größen hervorragend funktioniert. Manchmal übertreiben es der Lord und seine Mannen aber auch mit dem Old-School-Worshipping und dem gewollt kauzigen Gehabe. Das Songwriting ist außerdem (noch) nicht durchgängig stark bis sehr stark. Die wirklichen Highlights finden sich vor allem in der zweiten Albumhälfte.

Für alle Freunde der NWOTHM ist das Debüt der Belgier in jedem Fall ein weiterer heißer Tipp. Alle anderen sollten ein wenig Geduld mitbringen und sich nicht direkt von Sound und Gesang abschrecken lassen – es lohnt sich.

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12.02.2020

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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