The Amenta - Revelator

Review

Soundcheck Februar 2021# 18

Australiens musikalischer Exportschlager war in den letzten Jahren eigentlich vorwiegend moderner Metalcore, doch hier und da schwappt auch mal etwas Exotischeres über den Ozean. Mit THE AMENTA meldet sich nach siebenjähriger Pause eine solche, recht ambitionierte, doch ebenso schwer verträgliche Band zurück. Die Australier werfen in ihrem Promotext mit eindrucksvollen Worten nur so um sich, bezeichnen die Musik auf „Revelator“ unter anderem als „nonkonformistisch“, „verstörend cineastisch“ und „maximalistisch“. An derartigen Versprechen haben sich schon weit größere Bands die Zähne ausgebissen – gelingt THE AMENTA dennoch der Überraschungseffekt?

THE AMENTA – „Revelator“: Unangepasst, verwirrend und äußerst widerspenstig

Kann man so machen, muss man aber nicht: THE AMENTA wagen sich auf „Revelator“ an moderne, industrielle Elektro-Klänge und schlagen so grundsätzlich gekonnt eine Brücke zu ihrer eigentlichen musikalischen Heimat: dem Death Metal. Schwarzmetallisch angehaucht – oder in diesem Fall leider angestaubt – gibt es dann mit dem Opener „An Epoch Ellipsis“ auch direkt die erste Enttäuschung: Die wenigen melodischen Einflüsse wirken deplatziert und beliebig. Dafür, dass die Australier auf ihrem Viertling das große Chaos angekündigt haben, klingt dieser Auftakt dann doch zu handzahm.

Dieser erste, nicht sonderlich positive Eindruck ändert sich jedoch recht schnell: „Sere Money“ rockt (gelungen!) anfangs nostalgisch auf der 2000er-Schiene und mündet ab der Hälfte in ein ausgedehntes, rhythmisch-hypnotisierendes Finale – da ist es ja wieder, das mit breiter Brust angekündigte, große Kino! Das weniger greifbare, aber ebenso gelungene „Twined Towers“ beschert THE AMENTA und „Revelator“ ebenfalls dicke Pluspunkte. Der Achtminüter frisst sich mit seiner sphärischen, unheimlich dichten Klangkulisse direkt ins Ohr und verwirrt anfangs zwar ein wenig, entfaltet dann jedoch sein ganzes Potenzial.

Leider driften die experimentierfreudigen Australier immer wieder in die klischeebeladene Mittelmäßigkeit ab, mühen sich auf lärmenden Langweiler-Nummern wie „Psoriastasis“ oder „Overpast“ ab, Erinnerungen an eine Zeit zu wecken, in der man mit einem derart simplen Grundkonzept noch als individuell galt. Hier und da blitzen zwar doch einige denkwürdige Momente („Parasight Lost“) auf, alles in allem verwirren THE AMENTA jedoch mehr mit missglückten Spielereien, als dass „Revelator“ der wortgewaltigen Ankündigung gerecht werden könnte.

The Amenta - Bandfoto 2020

Wenn „Revelator“ ein Gesicht hätte… THE AMENTA haben sich mit ihrem Album viel vorgenommen – womöglich zu viel?

THE AMENTA – „Revelator“: Hier und da spannend, jedoch keineswegs fesselnd

Im aktuellen Soundcheck verbannten die Kolleginnen und Kollegen THE AMENTA mit „Revelator“ auf den siebzehnten Platz und unterstrichen damit womöglich teils unbewusst den Grund, weswegen die Australier mit ihrem vierten Album nicht wirklich souverän punkten konnten: Die Platte ist – trotz vereinzelt tatsächlich spannender Songs – immer wieder einfach ermüdend vorhersehbar.

Hier und da glückt der große Wurf zwar, doch wenn man ganz ehrlich ist, bekommt man bei „Revelator“ oft das Gefühl, ein ähnliches, angeblich grenzerweiterndes Album mindestens zweimal im Quartal vorgelegt zu bekommen. Damit wandeln THE AMENTA übrigens ungewollt auf den Pfaden ihrer Landsleute, die musikalisch im eingangs erwähnten Metalcore beheimatet sind. Auch die meisten Releases aus diesem Genre sind inzwischen bestenfalls guter Durchschnitt.

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08.02.2021

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10 Kommentare zu The Amenta - Revelator

  1. Watutinki sagt:

    Hat was, jetzt muss ich nur das Video irgendwie aus dem Gedächtnis kriegen… oh no no no no no!

  2. nili68 sagt:

    Hat was? Trotz der starken Metalcore-Einflüsse? Ich hab‘ da ja eh kein Problem mit, aber das Lied ist.. tja, ein Lied halt. 😀

  3. Watutinki sagt:

    Ich finde die Drums sind saugeil, die Böllern richtig! Die Vocals sind auch nicht schlecht, sehr variationsreich und nicht zu übertreiben, sondern bewusst eingesetzt. Der Rest ist dann halt wie Du sagst, solide, wie man es kennt. Habe ja nicht grundsätzlich etwas gegen Metal Core, vor allem wenn es eine starke Prog Komponente besitzt, kann das sehr interessant sein (ok, ist hier jetzt nicht der Fall). Wenn sich das Album auf dem Niveau bewegt und die Spannung durchgehend aufrecht erhalten kann, fände ich eine objektive 7 für Fans schon fair. Persönlich würde ich eine 6 vergeben. ;))

  4. nili68 sagt:

    Ich dachte halt, du lehnst Metalcore generell ab. Ich kann auch alles hören.. naja FAST alles. Glam, Nu Metal/Crossover oder ganz stumpfer True Metal sind schon hart..

  5. Lord Budweiser sagt:

    Erinnert mich an Ihsahn… Verlieren sich leider, genauso wie er, in kreativen spielereien. Schade, hätte sonst was großes werden können.

  6. Schraluk sagt:

    Hab auch fistelt an Ihsahn und die ‚Ámr‘ denken müssen. Im Prinzip nicht schlecht, man weiß aber nicht, wo der Karren eigentlich lang soll.

  7. ClutchNixon sagt:

    Nah, the Amenta sind groß und bleiben es. Dave Haley ist der Mann!

    8/10
  8. BlackForest sagt:

    Gar nicht mal so schlecht!
    Mal schauen ob es auch auf Album Länge funktioniert!

    7/10
  9. Watutinki sagt:

    Finde es mittlerweile eigentlich doch ziemlich genial, vor allem die Produktion geht runter wie Butter, ist gleichzeitig aber auch dreckig und hat ausgehend von den Drums, ordentlich Druck auf dem Köcher. Der avantgardistische Gesang und die „kreativen Spielereien“ geben dem Ganzen auch etwas eigenes. Mal sehen wie sich das Album noch öffnet.

  10. BlackForest sagt:

    Album funktioniert für mich persönlich nicht!
    Finde es sehr anstrengend es zu hören!
    Würde dem Album 6 Punkte geben!

    6/10