The Sequence Of Prime - Virion

In der Welt der Mathematik geschieht nichts per ‚Zufall‘, und das Schönste für jeden Mathematiker ist es, wenn sich ein Sachverhalt X in das logische Schema Y fügen lässt. Bei den Primzahlen ist das leider nicht so, das hat schon der gute Leonard Euler festgestellt. Vermutlich hat man dieses Problem deshalb auch nicht zu den 10 spannendsten mathematischen Fragen auserkoren, weil das Unternehmen, ein logisches Muster in der Verteilung der Primzahlen zu erkennen, wohl hoffnungslos ist.

Leichter wird es bei der Beurteilung des musikalischen Schaffens des Soloprojekts von Brandon Duncan aus den USA. Der ist nicht nur Grafiker, sondern auch bei MANCUBUS, INCHOATE und ROBONAUT beschäftigt. Scheint aber nicht genug zu sein, weshalb er als Einzelkämpfer eine neue Front aufgemacht hat. Moderner Metal trifft auf modernen Hardcore, hinzu kommen leicht progressive Anleihen und ein gewisser, experimenteller Touch. Dass der Mann ein gutes Händchen beim Programmieren hat, beweist vor allem das Schlagzeuginstrumental „Icosahedron“. Duncan bemüht sich um einen menschlichen Anstrich des Unmenschlichen und vor allem um einen organischeren Sound, als man ihn von modernen Metalproduktionen serviert bekommt. Das hört man ziemlich schnell, ohne sich das Begleitschreiben durchlesen zu müssen.

Was man auch schnell raushört, sind die Einflüsse, denn hier gibt es bei weitem nicht nur wüstes Hardcoregeprügel und -geschrei. Das Spektrum fängt bei alten Verdächtigen wie SLAYER an und hört irgendwo bei NEUROSIS auf. „Virion“ entpuppt sich deshalb schon bald als eine recht vielseitige Angelegenheit mit Hand und Fuß. Und das schöne dabei ist: Das ganze gibt’s mit Segen des Künstlers sogar gratis, als mp3-Download von seiner Website (und für eine Handvoll Dollar sogar in echt, was noch besser ist!). Wer auf nicht allzu verkopfte Strukturen aber dennoch anspruchsvolle Härte steht, sollte sich also bald mal mit den Primzahlen beschäftigen.