Tigertailz - Knives

Review

Paul Baloff (R.I.P.) verwies seinerzeit wiederholt und zumindest aus damaliger Sicht natürlich vollkommen berechtigt auf die Notwendigkeit, regelmäßig den einen oder anderen Poser zu liquidieren – zuvorderst aus Gründen des Amüsements.
Mit einem guten Vierteljahrhundert Abstand muss dies relativiert werden. Denn neben dem nicht zu verachtenden Unterhaltungswert vor allem dickster Ohohohoho-YeahYeahYeah-Chöre muss man dem geschmähten Genre eines in der Retrospektive zugute halten:
Der ganze Macho-Sleaze-Poser-Hardrock, bei dem es generell um die Kopulation geht, reißt schon vor Dekaden und augenscheinlich aus Versehen vermeintlich zementierte Gender-Grenzen mit nichts als einem Lippenstift und einer Dose Haarspray ein. Naja. Im Ansatz zumindest.

Auch die Herren Fast-Rockstars von den TIGERTAILZ sehen jedenfalls auch heute noch zeittypisch aus wie ihre (etwas aus dem Leim gegangenen, aber doch angemalten) Freundinnen. Und die Waliser Veteranen machen auf ihrer neuen EP „Knives“ mit erneuerter Mannschaft ebenso musikalisch im Prinzip das Richtige: Kopfüber weit zurück ins letzte Jahrtausend. „Shoe Collector“ handelt inhaltlich von Schuhen, Sucht und irgendwas mit Sex, hat den Refrain gleich zum Anfang, rockt recht hymnisch auf den Spuren älterer CRÜE – und verfügt über ein amtliches „Yeah Yeah Yeah“. Zudem bevölkern das zugehörige Video eine gehörige Menge ungehörig spärlich bekleideter Damen.

Das folgende „One Life“ ist dann balladesk angehaucht, bevor es sich im fix einsetzenden Chorus „Take me hohohohohohohohohome“ schmachtend aufbäumt. Das bis hierhin in sich schlüssige Bild wird lediglich kurz vor Ende durch ein Sample von George W. Bush gestört, sodass sich beim genaueren Hinhören herausstellt: Es geht gar nicht um die Liebste, die einen doch bitte noch mit auf ’nen Kaffee nehmen möge, sondern wohl eher um einen Soldaten fernab der Heimat. Mutmaßlich; die Texte liegen mir nicht vor.

Wie auch immer, insgesamt bewegen sich die fünf Songs konsequent im Genre-Rahmen, sind solide komponiert und kompetent vorgetragen. Einen Klassiker im verrucht glitzernden Spannungsfeld zwischen MÖTLEY CRÜE, DANGER DANGER und HANOI ROCKS haben die TIGERTAILZ allerdings (erneut) nicht erschaffen. Denn bei aller lobenswerten Stiltreue haben aktuell beispielsweise die Skandinavier von H.E.A.T. auf der cheesigeren und meinetwegen auch der unverwüstbare MICHAEL MONROE auf der dreckigeren Seite dann doch die etwas zwingenderen Ideen und das größere Feuer. Mehr als mit gutem Willen guter Durchschnitt ist das in meinen Ohren nicht.
Dennoch – die Zielgruppe möge ein Ohr riskieren und mich der Taubheit beschuldigen.

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23.10.2013

Der metal.de Serviervorschlag

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