Wishing Nightfall - Reborn

Review

Es ist ja nun nicht so, dass ich andauernd Verrisse schreiben möchte. Auch habe ich weder ödipale Probleme, den grünen Star oder neige zu auffällig psychotischem Verhalten, sodass ich mir zwanghaft einbilde, mich u.a. an irgendwelchen armen musikalischen Dilettanten rächen zu müssen. Es ist ganz einfach so: im Gegensatz zu der Zeit von vor zehn, fünfzehn Jahren kann heute eben jeder selbernannte „Musiker“ relativ leicht Songs am Rechner „komponieren“, einspielen, aufnehmen und privat vertreiben. Und das machen in der Tat auch alle. Kann nun auch jeder einen Roman schreiben oder Ballett tanzen? Von null auf hundert in der Bundesliga spielen? Wohl eher nicht… Und so ist es auch in der Musik, nur dass in der Tonkunst permanent selbst amateurhafteste Versuche unter allen Umständen sofort unters Volk gebracht werden müssen.

So auch dieser von WISHING NIGHTFALL. Von MEGADETH (Hangar 18 ist aber auch sowas von Lichtjahre entfernt…) oder den unvermeidlichen MAIDEN und PRIEST ist die Rede im Flyer, von gewonnenen Bandcontests, Live-CDs etc. Das nun vorliegende im Dezember 2006 erschienene Demo „Reborn“ enthält fünf Songs. Der gleichnamige Opener zeigt sogleich, wo es langgeht: alte NWOBHM-Heroen sind die Vorbilder dieser Band. Soliert wird originell nach Art älterer MAIDEN, d.h. es wird versucht, ein Solo von Adrian eins zu eins zu klonen, der Gesang gemahnt an alte Briten-Bands oder ein wenig an die holländischen BODINE (wobei die wirklich einen viel besseren Sänger hatten), die Songs sind nach bewährtem Schema. Die letzte vom Ripper ist Death dagegen. „Chosen One“ bietet butterweichen Metal mit gerade noch richtig gespielten Licks, an dieser Stelle bereits vollkommen entkräftet intonierten Hauptgesangslinien, einem Refrain wie zweihundert Gramm Rama auf einem Croissant, alter Schwede, das sind so Momente, da will, da muss man IMMOLATION hören, FLESHGORE oder VEHEMENCE! Geht WISHING NIGHTFALL mit dem zweiten Song die Puste restlos aus, so scheinen sie es mit dem ACCEPT-artigen „Machines“ zunächst noch einmal wissen zu wollen, bis dann der Gesang einsetzt; das Lungenvolumen von Calle (Blomquist? Das würde einiges erklären) kann nur einige hundert Gramm betragen, heiliger Beelzebub! Das Solo wird anständig zu Ende gespielt, sogar Flitzefinger sind im Einsatz, da könnte noch was draus werden, später mal, wenn denn anständig bis 2013 geübt wird.

„Animal Warrior“ enthält grässlichen Gesang, ganz annehmbare Gitarrenläufe, einen äußerst kraftlos geshouteten Refrain und ein Durchschnittssolo. War der Vocalist vorher mit Arnold S. im Kraftstudio oder hatte er es in der Sauna mit drei Nymphen gleichzeitig ausgiebig zu tun? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall bringt er nur mühsam unterdrückte Laute heraus; als Sänger ist der Mann vollkommen ungeeignet, wirklich. „Frozen Dreams“ ist dann die obligatorische Ballade mit BONFIRE-Zuschnitt. „So Hard For Me To Survive…“ flötet unser Schlagersänger, übrigens jetzt wieder munterer werdend. Das scheint allerdings das Metier der Band zu sein, für Butterfahrten und Kölner Karneval bestens geeignet. Herrschaften! Das war gar nichts. Allenfalls für die Freundinnen der Bandmitglieder zu empfehlen, der müde Stoff. Und auch die werden das nur hören um Calle, Ced, Tommy, Guido oder Ojay zu gefallen. Ich denke, mit zwei Punkten darf (und wird) WISHING NIGHTFALL mehr als zufrieden sein, Hauptsache Öffentlichkeit, denke ich mal.

Ach ja, noch ein kleiner Tipp: wenn man nicht möchte, dass sämtliche Stahltrossen reissen und die einfliegenden Seejäger munter durcheinanderpurzeln statt aufgefangen und abgebremst zu werden, würde ich diese Art Musik wirklich nur für butterfahrttaugliche Nordseekutter und keineswegs für Flugzeugträger empfehlen.

03.04.2007

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