Wombbath - Agma

Review

Die schwedischen Death-Metal-Veteranen WOMBBATH waren in letzter Zeit nicht unttätig und haben erst 2020 das Studioalbum „Choirs Of The Fallen“ sowie die Jubiläumsscheibe „Tales Of Madness“ mit neu aufgenommenen Klassikern herausgebracht. In der Pandemie scheinen die Jungs aber so richtig aufgedreht zu haben, denn mit „Agma“ steht nicht nur ein neuer Release an – dieser enthält auch mit 16 Songs und einer Spielzeit von über 72 Minuten genügend Stoff für zwei Alben. Doppelte Spielzeit, doppelt gut? Darauf kommen wir gleich noch einmal zu sprechen.

„Agma“ enthält Stoff für zwei Alben

WOMBBATH halten ihren Death Metal in bester Tradition schwedisch: Die Songs sind technisch sauber gespielt, das HM2-Pedal ist bis zum Anschlag aufgedreht, und Sänger und Gitarrist Johnny Pettersson grunzt angemessen tief. Soundtechnisch ist „Agma“ also eine ordentliche Death-Metal-Sause. Zudem packt Gitarrist Thomas von Wachenfeldt auf ausgewählten Stücken seine Geige aus, was durchaus interessante Akzente setzt („The Age Of Death“).

Der Beginn ist auch vielversprechend: In „The Law Of Everything“ flirren die Finger über die Gitarrensaiten, dass es eine Wonne ist, und der Drummer zündet streckenweise den Warpspeed. „At The Giant’s Feet“ überzeugt mit kranken Gitarrenleads, „The Seventh Seal“ fährt kaskadenhaftes Riffing auf, und „Inquisition Reborn“ ist locker aus dem Handgelenk gezockt. So weit, so gut. Allerdings verlieren WOMBBATH in der Folge ein wenig den Faden, und spätestens bei „Misantropi Och Förakt“ schielt man verstohlen auf die Tracklist und checkt, wie weit diese mittlerweile fortgeschritten ist: Track sieben von sechzehn. Durchatmen.

„Breathe In The Flames“ lässt wieder aufhorchen, wenn Herr Pettersson im Stakkato grunzt (was ein wenig an AEON erinnert), und mit „The Age Of Death“ folgt noch mal ein echter Höhepunkt. Da hätte „In Decay They All Shall Fester“ mit seinen melodisch-verstörenden Gitarrenleads einen gelungen Abschluss gebildet. Allerdings geht „Agma“ noch einmal mit fünf Songs in die Verlängerung, die es nicht notwendigerweise mehr gebraucht hätte. Okay, „Departure From The Light“ überzeugt noch einmal mit einer netten Horrorfilmmelodie, aber das ist zum Ende hin etwas wenig.

WOMBBATH gehen in die Verlängerung

Unterm Strich überzeugt „Agma“ mit seinem kompromisslosen Sound und einer Reihe wirklich gutklassiger Songs. Doch wie eingangs angedeutet: Es ist viel zu lang. Bei einer Spielzeit von 35 Minuten könnte man es verkraften, wenn die Musik keine übergeordneten Spannungsbögen bereit hält, die Texte und Titel recht nichtssagend erscheinen, ja das Album einfach nur (gute) Songs enthält. Allerdings haben sich WOMBBATH für die doppelte Spielzeit diesbezüglich nichts einfallen lassen – und das ist das größte Manko des Albums. Es ist einfach eine Aneinanderreihung von Songs.

Allerdings wollen wir auch nicht unfair sein: Wer möchte, kann „Agma“ in seiner Playlist einfach auf die Hälfte der Songs eindampfen und bekommt als Konzentrat ein ziemlich schmissiges Death-Metal-Album – gewiss keinen Klassiker, aber einen mehr als ordentlichen Schwedentodklumpen.

06.01.2022

- Dreaming in Red -

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