Wreck Of The Hesperus - Light Rotting Out

Review

Wenn sich eine Band nach einem solch tragischen Gedicht wie „The Wreck Of The Hesperus“ des amerikanischen Schriftstellers Henry Wadsworth Longfellow benennt, dann lässt sich unschwer erahnen, dass man keine Gute-Laune-Musik spielt. Funeral Doom der rohesten Sorte passt da schon besser: Auch fünf Jahre nach ihrem Debüt „The Sunken Treshold“ zeigen sich die Iren WRECK OF THE HESPERUS auf ihrer zweiten, nur als DIN-A5-Digi überlieferten Fahrt ohne Wiederkehr „Light Rotting Out“ weniger zugänglich als ihre death-doomenden Landsleute von MOURNING BELOVETH, mit denen sie nach einigen gemeinsamen Konzerten 2009 eine Split veröffentlicht haben.

Markantester Bestandteil der drei sich über mehr als 40 Minuten erstreckenden Stücke auf „Light Rotting Out“ ist der Gesang, der kaum monotones Gegurgel in THERGOTHON-Manier bietet, sondern vielmehr von bestialischem Gekrächze bis hin zu energischem Geschrei reicht und zusammen mit schleppend-schepperndem Schlagzeug und dichtem Bass zumeist (sehr) laut und vordergründig ist. So weit, so gut. Weniger schön ist jedoch die Tatsache, dass die Gitarre zwischen diesen Gewalten oftmals untergeht, speziell bei der ersten Nummer „Kill Monument“ muss man schon ganz genau lauschen. Doch nicht nur die Abmischung ist etwas eigenwillig, auch die Arrangements sind es: Immer wieder wird es für einige Augenblicke fast totenstill, höchstens das Ausklingen eines Saitenanschlages ist zu hören. Wenn dann danach plötzlich wieder der garstige Gesang einsetzt, mag das beim ersten Mal noch effektiv sein, nach etlichen Wiederholungen innerhalb eines einzigen Stückes („Kill Monument“) hat sich diese Prozedur jedoch rasch abgenutzt.

Immerhin, bei „Cess Pit People“ mildern sich die Kritikpunkte schon etwas ab, beim zweigeteilten dritten und mit rund 20 Minuten längsten Lied „Holy Rheum“ zeigen WRECK OF THE HESPERUS, dass sie es auch können: Dunkle Keyboard-Klänge und obskure Stimmen schaffen zum ersten Mal eine wirklich geheimnisvoll-bedrohliche Aura, der böse Gesang krächzkeift in der Folge noch eindringlicher als zuvor und wird im zweiten Teil der überlangen Nummer von einer klaren Stimme – der als Gastsänger geführte Albert Witchfinder der aufgelösten REVEREND BIZARRE (?) – kontrastiert.

Das Licht verglimmt. Hoffnung und Tatenmut versinken im Dunkel, nur ein allgegenwärtiges grimmiges Knurren hält die schmerzliche Erinnerung an das für immer Verlorene wach: WRECK OF THE HESPERUS setzen auch mit „Light Rotting Out“ nach wie vor und ganz bewusst auf hässlichen, sonderbaren und minimalistischen Funeral Doom Metal, gegen den selbst eine Fahrt auf der ersten AHAB wie ein Rettungsanker für das eigene Überleben erscheint. In seinem Eifer, möglichst abstoßend und karg zu klingen, setzt das irische Trio aber teilweise so viele Segel, dass wirklich nur die abgehärtetsten und nervenstärksten Seeleute auf der Hesperus anheuern sollten.

01.06.2011

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 36772 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Kommentare