Giraffe Tongue Orchestra - Broken Lines

Review

GIRAFFE TONGUE ORCHESTRA machen, mal abgesehen vom doppeldeutigen Artwork, aufgrund ihrer opulenten Besetzung per se jeden Rockfan neugierig. „The wolves are at the door…“ frohlockt William DuVall (u.a. ALICE IN CHAINS) schon im rockigen Opener „Adapt Or Die“ (diese grandios gehackten Klaviertöne!), wer kann da widerstehen und nicht freudig erregt die Tür öffnen? Im Schlepptau hat er nämlich (in der aktuellen Besetzung) Brent Hinds (u.a.MASTODON), Ben Weinman (THE DILLINGER ESCAPE PLAN), Pete Griffin (DETHKLOK) und Thomas Pridgen (Ex-THE MARS VOLTA). Leute, was wollt ihr sonst noch wissen?

Talente, richtig eingesetzt

GIRAFFE TONGUE ORCHESTRA unterscheidet von anderen sogenannten Supergroups besonders die Tatsache, dass hier niemand zur Deko degradiert wird und jeder seinen zugeteilten Part komplett mit Können und Kreativität füllt. Ohne wirr zu sein, führen die GIRAFFE TONGUE ORCHESTRA dem Hörer sozusagen die eierlegende Wollmilchsau durch die Anlage, streifen jedes Genre, crashen es und setzen die Splitter frei nach ihren eigenen Vorstellungen zusammen. Das kann stark funky bis sphärisch im gleichen Song klingen, wie im von hektischen Riffs angetriebenen „Blood Moon“. Es geht aber auch ergreifend wie in der melancholisch Ballade „All We Have Is Now“ mit Martin-Gore-Gedächtnismoment. Im Angebot wäre auch massiv groovend, verdächtig nach den Achtzigerjahren anmutend wie „Everything Gets Everything They Really Want“. Darüber hinaus gibt es massig virtuose und bemerkenswert exzentrisch verwobene Rocksongs, mit mal mehr mal weniger progressiver Schlagseite. Wer bitte hat bei Wikipedia das Genre Hard Rock durchgewunken?

William DuVall hält das Zepter felsenfest und jederzeit in seiner Hand. Er beherrscht jeden einzelnen der 10 Songs, singt häufig seinen ganz eigenen Rhythmus, zieht an dem Rest der Band vorbei oder verlangsamt bewusst um Polyrhythmik zu verstärken („Fragments & Ashes“). Von DuVall können Sänger viel lernen, denn abgesehen von seiner schönen Stimme, ist er auch technisch einer der besten Sänger der letzten Jahre. Grundsätzlich kann man GIRAFFE TONGUE ORCHESTRA mehrfach unter anderem Aspekt hören, sich jeden Durchlauf auf einen anderen Musiker oder den Sound konzentrieren und immer wieder große Freude an den neuen Entdeckungen haben. Herrlich, wenn man deutlich merkt, wie in den einzelnen Songs die unterschiedlichen markanten Stile der Protagonisten durchbrechen und kurz die Oberhand gewinnen, bis der nächste wieder obenauf ist. „No-One Is Innocent“ pendelt zwischen MASTODON und THE DILLINGER ESCAPE PLAN und darüber thront DuVall.

GIRAFFE TONGUE ORCHESTRA, ein Supergroup, die auch wirklich super ist

„Broken Line“ scheint in großen Teilen live eingespielt worden zu sein, „Back To The Light“ nimmt euch mit direkt in den stinkigen Aufnahmeraum. Irgendwo zwischen überquellenden Aschenbechers, leeren Bier- und Weinflaschen dürft ihr dann nachspüren wie es sich anfühlt, wenn jemand schwitzend und leidenschaftlich über die Basssaiten flitzt, der Schlagzeuger sich einfügt und gleichzeitig immer wieder ausbüxt, der Gitarrist euch Riffs um die Ohren haut, die euch an die Clubwand drücken und das Ding so rund läuft, dass man sich stundenlang weiter in der Spirale drehen möchte und nicht vorstellen kann, dass es irgendwann zu einem Ende kommt. Und als wäre das noch nicht genug, kommt auch noch JULIETTE LEWIS vorbei (was macht eigentlich NIKKA COSTA?), kreischt, groovt und scatet dem Song ein wahres Ohrgasmus-Ende.

„Broken Line“ von GIRAFFE TONGUE ORCHESTRA ist ein vor Kraft strotzendes Rock-Monster und demonstriert, warum man mit diesem ganzen „Supergroup“-Tralala überhaupt mal angefangen hat – damit besonders kreative Kräfte sich vereinen und ihre Stärke duplizieren.

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01.10.2016

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1 Kommentar zu Giraffe Tongue Orchestra - Broken Lines

  1. Rasmus Steinke sagt:

    „was macht eigentlich NIKKA COSTA?“

    Die sang zuletzt auf dem Album einer anderen Supergroup: Ten Commandos, seines Zeichens Zuhause von mehrerm Pearl Jam Mitgliedern, mit Gastauftritten von Mark Lanegan, sowie eben Nikka.