Today Is The Day - Temple Of The Morning Star (Re-Issue)

Review

Vor 20 Jahren haben TODAY IS THE DAY „Temple Of The Morning Star“ veröffentlicht, das gemeinhin als ihr bestes angesehen wird. Anlässlich dieses Jubiläums haben The End Records das Album wiederveröffentlicht und mit massig Bonusmaterial versehen. Grund genug also, mal einen Blick auf dieses Album zu werfen.

TODAY IS THE DAY – ein unangenehmer Blick in tiefe, seelische Abgründe

„Temple Of The Morning Star“ zeichnet sich vor allem durch seine kompromisslose Unzugänglichkeit aus. Zunächst spürt man davon wenig, da der erste Titeltrack das Album vergleichsweise melodisch und melancholisch eröffnet. Akustische Gitarren und Steve Austins klare Stimme führen den Hörer auf den Holzweg, ehe „The Man Who Loves To Hurt Himself“ nach kurzem Intro die eigentliche Finsternis entfesseln würde. Plötzlich lärmen und jaulen die Gitarren wie in Agonie auf, errichtet Bassist Christopher Reeser undurchdringbare Soundwälle. Plötzlich winden sich Mike Hydes zumeist langsame aber irgendwie doch unruhige und ungelenke Rhythmen durch die Songs. Währenddessen öffnet Austin den Abgrund seiner Seele und keift dabei wie am Spieß. Das Ganze hat einen Sound, der gewöhnungsbedürftig ist, aber letzten Endes passt. Ohne diese starke Betonung auf Verzerrung würde das Album nicht so funktionieren, wie es das tatsächlich tut.

Und was einem Austin hier entgegen brüllt, ist teilweise wirklich schwer zu ertragen – im positiven Sinne. Entsprechend ist die Platte vor allem auf inhaltlicher Ebene nichts für schwache Nerven. Dieser Zorn, diese Verzweiflung kommen eben erst durch das effektlastige Fauchen des Frontmannes so richtig herüber. Das können keine Blastbeats und keine Bassdrops reproduzieren. Das hier ist zornerfüllter Metal, wie er im Buche zu stehen hat, immer dem Chaos nahe, aber nie wirklich chaotisch. Dafür ist die Instrumentierung zu präzise, die Songs zu bündig und fokussiert. Und am Ende beschließt der zweite Titeltrack den Kern des Albums, der auf einer verzerrten, metallischen Variation des ersten aufbaut, ehe dieser schließlich in das BLACK SABBATH-Cover „Sabbath Bloody Sabbath“ übergeht.

Ein Album mit Langzeitwirkung

Unangenehm – das ist vermutlich das beste Wort, um „Temple Of The Morning Star“ zu umschreiben. Es ist im besten Sinne des Wortes abscheulich, unschön, widerwärtig und genau deshalb ein Album mit langzeitiger Wirkung. Es lässt einen selbst nach mehrmaligem Hören nicht los und beschäftigt einen über mehrere Tage hinaus. Natürlich ist die Platte alles andere als zugänglich. TODAY IS THE DAY haben hier ein musikalisches Bollwerk errichtet, das man für sich selbst niederringen muss. Easy Listening gibt es hier kaum.

Entsprechend ist die Neuauflage dieses TODAY IS THE DAY-Klassikers die passende Gelegenheit, dieses Album erneut zu erleben. Enthalten sind einige Demoaufnahmen sowie eine DVD mit Live-Aufnahmen. Wer das Original besitzt, kann der Wiederveröffentlichung also durchaus etwas abgewinnen. Für Neueinsteiger gilt das sowieso.

Kleine aber interessante Randbemerkung: Brann Dailor und Bill Kelliher, die auf dem Folgealbum „In The Eyes Of God“ zu hören sein würden, sollten hiernach MASTODON mitgründen. Und tatsächlich lassen sich schon auf „Temple Of The Morning Star“ Elemente ausmachen, die später vor allem die früheren MASTODON-Platten prägen sollten.

12.07.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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