



Zwanzig Jahre Bandgeschichte, die sich nur schwer in Worte fassen lassen, kulminieren auf „Nocturnal Birding” in einem visionären Grenzgang. AUTHOR & PUNISHER ist das Projekt von Tristan Shone, der sich nach seiner Karriere als Maschinenbauingenieur zum audiovisuellen Akteur erklärt hat. Mit seinem achten Album Nocturnal Birding wagt er den nächsten Schritt.
Zeremonielles Endzeitspektakel
Angesichts der Nähe zu Drone, Industrial und anfangs sogar EBM ist es nicht unbedingt verwunderlich, dass das Projekt stiefmütterlich behandelt wurde. Die letzten beiden Alben „Beastland” und „Krüller” hätten jedoch bereits den weiteren Werdegang vorahnen lassen können. Denn spätestens mit dem letzten Album, das mit Gitarrenarbeit von Douglas Sabolick (A LIFE ONCE LOST) veredelt wurde, konnte man dem Ganzen auch als Anhänger klassischer Gitarrenarbeit sicher mehr Zuspruch entgegenbringen.
Sabolick ist auf dem aktuellen Album ein fester Bestandteil des Projekts. Seine Gitarrenarbeit prägt das Gesamtbild maßgeblich. Das Endzeitszenario, das AUTHOR & PUNISHER-Bandkopf Shone seit Anbeginn zelebriert, hat auf „Nocturnal Birding” das nächste Level erreicht. Songs wie „Titanis”, „Titmouse” oder „Meadowlark” sind sehr intensive Trips in die Psyche. In ihrer eigenwilligen Synergie aus maschinellem Soundtrack einer entmenschlichten Industrialisierung und packenden Gitarrenleads sowie brutalem Riffing entfesseln sie einen intensiven Soundtrack zur Apokalypse. In diesen wächst man nach und nach hinein, verfällt ihm aber bei zunehmendem Hörverhalten klar.
Das knapp 40-minütige Hörerlebnis bewegt sich irgendwo zwischen Industrial Metal und Drone Doom und vereint viele metallische Nuancen, die sicherlich auch einer breiteren Masse von Liebhabern heftiger Gitarrenwände gefallen könnten. Die Einflüsse des Projekts sind mannigfaltig. Stilistisch lässt sich eine unbestreitbare Nähe zu Bands wie GODFLESH, MINISTRY oder G.G.F.H. im weitesten Sinne zuordnen, was aber nur schwerlich das komplette Spektrum einfängt.
„Nocturnal Birding” ist ein spannungsgeladener Spagat zwischen Elektronik und schweren Gitarrenwänden.
Nocturnal Birding ist ein echtes Hörerlebnis, das aufgeschlossenen Hörer:innen in seiner düsteren, martialischen Art klaustrophobische Angstzustände bescheren könnte. Reinhören lohnt sich auf jeden Fall. Wer gleich die volle Dosis braucht, liegt mit dem aktuellen Album goldrichtig. Bei Unkenntnis sollten jedoch definitiv auch die Alben „Krüller” und „Beastland” mitgenommen werden, die als Zündschnur für dieses Album exzellent funktionieren.

Author & Punisher - Nocturnal Birding
Oliver Schreyer



















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