DevilDriver
Interview mit Drummer Jon Boecklin
Interview
Das neue DEVILDRIVER-Album „Beast“, das in wenigen Wochen erscheint, ist erneut ein hochtechnisches, modernes und aggressionsgeladenes Geschoss geworden, das keinen Fan enttäuschen dürfte. Wir sprachen kurz vor dem Ende der Tour mit Drummer John Boecklin, der seit jeher einen wichtigen Part beim Songwriting einnimmt.
Hallo, John wie geht es dir?
Danke, gut und selbst?
Ganz gut, vom Winter mal abgesehen. Wie kommst du denn mit dem Wintereinbruch in Deutschland zurecht?
Es ist bisher nicht allzu schlimm gewesen, heute war es aber ziemlich kalt.
Wie lief denn die Tour bisher? Ich hoffe ihr nehmt positive Eindrücke mit aus Europa.
Oh ja, das tun wir. Das ist sozusagen der letzte Teil der „Pray For Villains-Tour“. Wir kamen ursprünglich nur hier rüber, um in Großbritannien zu spielen, und haben dann gesagt „komm lass uns noch drei Wochen dran hängen und dann machen wir noch ein paar Shows auf dem Festland!“
Spielt ihr schon Songs vom kommenden neuen Album?
Nein, bisher nicht. Damit werden wir wohl bei unserem kurzen Kanada-Abstecher im Januar anfangen, aber bisher hatten wir nicht genug Zeit, um die neuen Songs zu proben, von daher standen die bisher nicht im Set.
Ich habe schon ein paar Durchläufe von „Beast“ hinter mir und muss sagen, dass Albumtitel und Songs selten so gut zusammengepasst haben wie hier. Das Album klingt wirklich wie eine Bestie. Ich glaube, es dauert diesmal etwas länger, bis man das Album versteht, wegen der vielen Details. Das Songwriting ist etwas komplexer, trotzdem aber so aggressiv und heavy wie man es von Devildriver erwartet. War dieses erhöhte Maß an technischem Anspruch beabsichtigt?
Ich würde nicht sagen, dass es die konkrete Idee war, technischer zu werden, es ging uns nur darum, uns nicht zu wiederholen. Das ist im Metal-Bereich ja keine Selbstverständlichkeit, wir wollen aber einfach nichts machen, was es von uns schonmal gab. Die technischen Ideen sind da sozusagen die altbekannte „natürliche Entwicklung“. Und wenn man seinen eigenen, typischen Sound nicht zu sehr verändern will, dann muss man all seine Elemente mit ein bisschen mehr Konsequenz durchziehen. Beim Komponieren merkt man das gar nicht unbedingt. „Dead To Rights“ ist beispielsweise ein sehr komplexer Song, das merkt man erst hinterher, wenn man einen passenden Text dazu finden muss, was sich dann als recht knifflige Angelegenheit herausstellt. Allerdings war es unser Ziel, uns ein wenig von der „Pray For Villains“-Ausrichtung zu entfernen. Dort hatten wir mehr langsame Songs, viele Gesangsmelodien, und wir wussten, dass wir das diesmal etwas anders machen wollten. Am Ende haben wir dann, wie du sagtest, auch festgestellt, dass das Album wie ein „Beast“ klingt, als jemand diesen Albumtitel vorschlug.
Es gibt diesmal eine ganze Reihe Gitarren-Soli. Auf eurem Debüt hattet ihr davon kein einziges, diesmal sind sie teilweise sogar ein bisschen progressiv oder blues-beeinflusst. Wollten eure Gitarristen sich da mal ein bisschen austoben?
Auf den ersten Alben gab es keine Soli, weil wir beim Komponieren der Songs irgendwie nie Platz dafür gefunden hatten. Wir schreiben einfach so lange, bis der Song fertig ist. Diesmal haben wir uns direkt gesagt: „OK, hier lassen wir nun ein bisschen Platz und dann schauen wir mal, ob da ein Solo reinpasst“. Das war also durchaus beabsichtigt. Und ich glaube es hat auch damit zu tun, dass unsere Gitarristen diesmal diesbezüglich ein bisschen mutiger waren, und damit, dass sie auch besser geworden sind im Laufe der Jahre.
Ich habe vor nicht allzulanger Zeit in Interview mit Dez gelesen in dem er sagte, dass er sehr viel verschiedene Musik hört und es ihn langweilen würde, wenn es ausschließlich Metal in seinem Leben gäbe. Hat der neue Mut eurer Gitarristen vielleicht auch damit zu tun, dass er ihnen gesagt hat, sich womöglich auch mal an anderer Rockmusik zu orientieren?
Eher nicht, Dez ist bei uns eher für Gesangslinien und Texte verantwortlich und die Musiker kümmern sich um das Instrumentale. Er hört sich das an, was wir uns ausgedacht haben, wenn wir ihm die Demos schicken und setzt dann seinen Einfluss noch oben drauf.
Er sagt dann vielleicht sowas wie „das klingt gut, ist mir aber ein bisschen zu melodisch“, oder „dieser Song klingt perfekt, ist so brutal wie ich ihn haben wollte.“ Und auf „Beast“ gab es von allen Alben, die wir bisher gemacht haben, die größte Übereinstimmung zwischen den Bandmitgliedern. Dez hat fast alles von Anfang an gemocht.
Ihr seid ungefähr 320 Tage im Jahr auf Tour. Wie findet ihr die Zeit, in solch kurzen Abständen so hochwertiges Material zu veröffentlichen, wo andere Bands sich drei oder vier Jahre Zeit lassen.
Schwer zu sagen, die Zeit nehmen wir uns einfach, verstehst du? Wir sind nicht ununterbrochen auf Tour und nehmen uns dann ein Monat Zeit, um Songs zu komponieren. Wir haben schon neue Ideen gesammelt, als „Pray For Villains“ abgemischt wurde. Für mich gilt, dass das Songwriting wohl der aufregendste Teil im Leben als Musiker ist. „Beast“ haben wir nicht an einem Tag oder in einem Monat geschrieben. Wir haben zu Hause an den Songs gearbeitet, auf Tour, immer wenn es eine freie Minute gab. Auf diese drei bis vier Jahres-Abstände haben wir keine Lust. Es dauert lange, bis wir mit den Songs glücklich sind, deswegen müssen wir viel zeit investieren.
Wie groß ist denn dein musikalischer Einfluss als Schlagzeuger?
Ich schreibe auch einige der Gitarrenparts, bin also zu 100 Prozent mit eingebunden. Manchmal schreibe ich Gitarren, Drums und die anderen instrumentalen Parts für einen gesamten Song. Mein Einfluss ist also schon ziemlich groß.
Auch wenn man es vielleicht nicht unbedingt beim ersten Hören mitbekommt: Im Devildriver-Sound gibt es sicherlich Einflüsse anderer Musikstile. Wo können wir die finden?
Das ist schwer zu sagen. Dez orientiert sich gesanglich oft an Punk-Bands wie Black Flag, oder am Hardcore. Musikalisch gibt es da sicher in den Songstrukturen viele Details zu entdecken. Wir mögen großer Songwriting-Künstler wie Billy Joel, Paul Simon oder Elton John, die großen Namen mit denen ja letztlich jeder irgendwo aufgewachsen ist. Oder auch Led Zepellin. Das ist aber alles nicht so ein direkter Einfluss, wir haben keinen Song, der wie Led Zeppelin klingt. Natürlich ist das Gitarrenspiel aber von solchen Bands beeinflusst.
Vor einiger Zeit habt ihr „Wasted Years“ von Iron Maiden gecovert. Gab es da von einigen Seiten negative Reaktionen oder vielen die eher positiv aus?
Wir haben eigentlich nicht sehr viele Reaktionen erhalten. Wir haben das glaube ich für Kerrang gemacht und nicht so viel mitbekommen, wie es den Leuten gefiel. Da Maiden aber einen so speziellen Sound haben, wird es sicher Leute geben, die es gut fanden, aber auch viele, die es hassten. Ist uns aber egal. Es hat Spaß gemacht und mehr steckte da auch nicht dahinter.
Die Texte auf der neuen Scheibe sind diesmal überaus wütender, wütender sogar noch als auf den Vorgängern. Zumindest ist das mein Eindruck. Du schreibst sie zwar nicht, aber würdest du diesen Eindruck bestätigen?
Ja, die Texte sind zehn mal wütender als alles, was Dez bisher geschrieben hat. Er musste sich viel von der Seele schreiben und war auf viele Menschen wütend. Das wollte er auch jeden wissen lassen.
Es gab also schon bestimmte Ereignisse, die zu dieser aggressiven Stimmung geführt haben…
Das glaube ich ganz sicher. Er behält es zwar eher für sich, um wen es sich dabei handelt, aber er hat viel erlebt, so gesehen ist die Scheibe für ihn vielleicht sogar eine Art therapeutische Maßnahme (lacht).
Wann kommt ihr denn wieder nach Deutschland?
Ich denke, am ehesten zur Festivalsaison, Juni oder Juli. Und dann im November für eine Headliner-Tour, oder auch als Support einer anderen großen Band.
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