DevilDriver
"Clouds Over California": Die DEVILDRIVER-Alben von 2003-2011 als Vinyl-Neuveröffentlichung

Special

Bereits 2018 brachte DEVILDRIVER-Boss Dez Fafara die ersten fünf Alben seiner „Californian Groove Machine“ in Neuauflage an den Start. Für viele Fans der Band bilden das selbstbetitelte Post-COAL-CHAMBER-Findungsdebüt, aber vor allem „The Fury Of Our Maker’s Hand“, „The Last Kind Words“, „Pray For Villains“ und das hasserfüllten „Beast“ die Hochphase von DEVILDRIVER ab. Grund genug, nun mit einigen Jahren Abstand auch das zugehörige Vinyl-Boxset mit einigen knalligen Farben und deftigen Liner Notes nachzuliefern. Fafara ist eben nicht nur eine kontroverse Figur und eine faszinierende Bühnenpräsenz sondern vor allem auch ein mit allen Wassern gewaschener Geschäftsmann des Metal. Aber lohnt sich „Clouds Over California“ auch für Nicht-Die-Hards?

DEVILDRIVER auf dem Zenit ihres Schaffens

Zur musikalischen Qualität der enthaltenen Alben ist an anderer Stelle schon alles gesagt worden. Die Intensität vor allem von „The Fury Of Our Maker’s Hand“ und „The Last Kind Words“ haben DEVILDRIVER seither nicht mehr erreicht. Welchen Anteil der Ausstieg von Drummer und Songwriter John Boecklin und Rhythmus-Gitarrist Jeff Kendrick daran hatte, lässt sich nur mutmaßen. Ebenso, inwieweit sie als ehemalige Bandmitglieder von der Neuveröffentlichung des Materials finanziell profitieren, die ganz klar Fafaras Stempel trägt.

Objektiv betrachtet liegt hier aber ein durchaus hochwertiges Vinyl-Set mit einigen sehr schönen Farbpressungen vor. Über die Gestaltung des Kartons in früher 2000er-Ballerspiel-„Ästhetik“ lässt sich sicherlich streiten. Dafür sind Dez‘ Liner Notes, obschon mit Vorsicht zu betrachten, da ziemlich subjektiv eingefärbt, ein Fest für alle, die Drama, Anekdoten und ein letztes Aufbäumen aussterbender „Sex, Drug & Rock ’n‘ Roll“-Romantik als ihr Guilty Pleasure bezeichnen würden.

Die produktive Spannung der frühen Bandära wird greifbar

Die Seiten zeichnen das Bild einer hochintensiven, alkoholgeschwängerten und so produktiven wie toxischen Phase in der Geschichte von DEVILDRIVER. Fast bekommt man den Eindruck, als habe im Grunde die ganze Zeit über  eine fiebrig-verkaterte Spannung zwischen den Bandmitgliedern bestanden, die die intensive Musik dieser Zeit erst ermöglicht habe. Im Gespräch mit metal.de zum Release von „Clouds Over California“ relativiert Dez diesen Eindruck zumindest ein wenig: „Ich würde sagen, wir hatten zur 80 Prozent eine gute Zeit und zu 20 Prozent eine üble. In den Liner Notes gehe ich aber auf ein paar Sachen ein, die es streckenweise wirklich schwierig für uns gemacht haben, gemeinsam als Band weiterzumachen. Gegenüber den Fans will ich da ehrlich sein.“

Es ist, dass muss man sich immer vor Augen führen, lediglich die freigegebene Perspektive von Business-Profi Fafara. So richtig entziehen kann man sich dem erzählerischen Sog aus morgendlichem Whiskeykonsum vor den ersten Studioaufnahmen, 300 und mehr Tagen im Jahr auf Tour und nur knapp abgewendeten Handgreiflichkeiten zwischen den Bandmitgliedern jedoch nicht.

Glaubt man Fafara, so hat es zwischen ihm und den ehemaligen Bandmitgliedern der „Clouds Over California“-Phase mittlerweile einige Aussprachen gegeben und man steht wieder in freundlichem Kontakt: „Ich bin mit allen von ihnen wieder cool. Erst gestern Abend hab ich mit John (Boecklin, aktuell in BAD WOLVES Anm. d. Red.) gesprochen. Und Jon Miller, unser alter Bassist, hat sich ganz aktuell entschieden, nach 10 Jahren wieder zu DEVILDRIVER zurückzukommen.“ Damit sind 3/5 des „classic“ Line-ups wiederhergestellt. Liegt die Zukunft der Band vielleicht in ihrer Vergangenheit?

Quo vadis, DEVILDRIVER?

Fakt ist: DEVILDRIVER sind für den einen oder anderen NWoAHM-Meilenstein verantwortlich, der sich mit diesem Boxset nun auch in hochwertiger Optik für den heimischen Plattenspieler erwerben lässt.

Im nächsten Schritt steht laut Fafara nun endlich die Veröffentlichung des zweiten Teils des – nach dem Metal-Country-Cover-Experiment „Outlaws ‚Til The End“ – wieder wohlwollender aufgenommenen „Dealing With Demons Prt. 1“ an. Fafara zufolge ist das interne Feedback bisher überragend: Sogar der zurückgekehrte Jon Miller habe „Prt. 2“ als das bisher beste DEVILDRIVER-Album bezeichnet. Fans dürfen gespannt sein.

Und dann ruft die Straße. Der Sänger erzählt, wie er kürzlich mit seinen erwachsenen Söhnen unter der kalifornischen Sonne geskatet sei, als einer ihn während einer Pause auf dem Bordstein gefragt habe, wann DEVILDRIVER denn nun endlich wieder auf Tour gingen. „Ich schwöre bei Gott, in diesem Moment standen die Haare auf meinen Armen senkrecht ab. So reagiert mein Körper auf die Aussicht zu touren!“

Egal ob für alte oder neue Fans – 2023 verspricht ein großes Jahr für DEVILDRIVER zu werden. „Clouds Over California“ ist dazu nur der nostalgische Auftakt, der ab sofort zuhause rotieren darf.

 

 

"Clouds Over California" von DevilDriver

 

Galerie mit 22 Bildern: DevilDriver - Spirit in Black 2018
27.07.2022

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