Masterplan
Roland Grapow im großen Interview

Interview

Er mag kein Geballer!

Roland: No. Er mag keinen Doublebass und keinen „German Power Metal“. Was komisch war, denn mit dem ersten Album sind wir super angekommen.

Andere Frage: Mike DiMeo klang auf der MK II wirklich super. Warum hat es mit ihm nicht geklappt?

Roland: Mit Mike habe ich im Studio wirklich super gearbeitet. Ich schickte ihm im Vorfeld ein paar Ideen, zu denen er etwas beisteuern durfte. Als er mir die Songs zeigte, fand ich sie viel zu bluesartig. Wir arbeiteten dennoch wirklich gut zusammen und schon nach 10-14 Tagen waren wir damit fertig, Gesangslinien und Texte umzugestalten. Mein Studio war nagelneu und es war wirklich kalt darin…

Ist doch gut für die Lungen eines Sängers, oder?

Roland: Klar und es hat super funktioniert. Doch auf Tour merkte ich, dass er nicht die Art Frontmann war, die ich so gewohnt war. Andi Deris und Michael Kiske hatten immer alles im Griff. Ihn musste ich immer dazu animieren, mal eine Ansage zu machen. Wir haben ihn aus Spaß immer „das scheue Bambi“ genannt. Er wirkte immer etwas schüchtern auf der Bühne. Doch bei der letzten Show, die in Korea stattfand, war er richtig gut. Er war so klasse, dass ich ihn darauf ansprach. „Was ist denn heute los? Du singst so super und deine Bühnenpräsenz ist auch optimal.“ Er entgegnete nur, dass es die letzte Show der Tour wäre und er deswegen alles geben sollte. Ich dachte nur „Das kann nicht wahr sein.“ Doch weil Uli und Jorn weg waren und ich schlechte Dinge von der Presse gehört hatte, war ich frustriert. Ich machte ein halbes Jahr musikalisch nichts und Mike war sehr verunsichert. Wir merkten beide, dass es nicht funktioniert hat und trennten uns im Guten.

Es ist natürlich frustrierend, wenn man schlechte Presse bekommt. Ich fand viele Reaktionen auf das „PumpKings“ Album auch sehr doof. Manche betiteln es als „Coveralbum“, obwohl du der originale Künstler bist.

Roland: Oh ja, das ist ein Phänomen. Dem einem wird alles erlaubt und der andere wird gefragt, warum er HELLOWEEN covert. 

Aber es sind deine Songs.

Roland: Es gibt darauf zwei Songs, deren Text jeweils von Andi Deris und Michael Kiske geschrieben wurde. Der Rest ist von mir und wurde auch von mir alleine arrangiert, weil wir damals getrennt gearbeitet haben. Manche der Songs waren sogar von meiner früheren Band Rampage.

Darunter „The Chance“ oder?

Roland: Nein. Zum Beispiel Music, Step Out of Hell, welcher damals noch „Victims Of Rock“ hieß. Und noch einen glaube ich. Ich fand es interessant, dass GAMMA RAY immer HELLOWEEN-Titel spielten, die Kai Hansen geschrieben hat. Nur darüber hat sich keiner aufgeregt und von „Covern“ gesprochen. Wenn ich es mache, heißt es, ich mache „Coversongs“.

Diese Kritik hat auch nichts mit der Qualität des Albums zu tun. Ich fand es großartig.

Roland: Es war für mich einfach eine schöne Erfahrung, meine Babys zurück ins Körbchen zu holen. Ich finde es superschade, dass sie so tun, als wäre ich nie in der Band gewesen und versuchen mich zu ignorieren. Sie spielen die Songs von Uli und mir nicht mehr – was der hauptsächliche Grund dafür ist, dass ich es gemacht habe. Zeitgleich kamen natürlich die Pläne zur HELLOWEEN-Reunion auf. Dass ich schon zwei Jahre mit AFM über das Album gesprochen hatte, glaubt mir natürlich keiner. Man glaubte halt, dass es eine Trotzreaktion von mir gewesen war – was absoluter Quatsch ist.

Wir sprechen es gleich noch mal an. Doch noch eine Frage zur Mk II: Du bist wie ich, ein großer YNGWIE MALMSTEEN Fan. Hast du dir deswegen Mike Terrana als Schlagzeuger für das Album ausgesucht?

Roland: Mike und ich sind eh Freunde. Diesen Gedanken hatte ich bei meinem zweiten Solo-Album „Kaleidoscope“, weswegen er darauf trommelt. Ich fragte Mike, worauf er entgegnete, dass er eh bald nach Europa kommen würde, da er ein Mädel aus Holland kennengelernt hatte. Kurz darauf hatte ich ihn an AXEL RUDI PELL und GAMMA RAY weiterempfohlen. Dann gab es noch RAGE… Insgesamt habe ich ihm zu drei Bands verholfen. Er hatte viel mehr Arbeit als in Amerika, weswegen er sich hier sauwohl fühlte. Nach dem Ausstieg von Uli fragte ich ihn, ob er uns aushelfen könnte. Er meinte nur „Ich steige aber fest bei euch ein.“

Ist das nicht ein voller Terminkalender? Ich sehe ja an seinen Credits wie viel er macht. Wie kann er dann noch sagen, „ich steige bei euch ein“. Wie hat das funktioniert?

Roland: Es war chaotisch. Weil immer eine Band ihn gebucht hat, hatte er relativ wenig Zeit. Ich sagte ihm, dass es so nicht funktioniert und wir unseren eigenen Trommler brauchen. Dann entdeckte ich den Martin Skaroupka von CRADLE OF FILTH, der hammergeil und ein klasse Typ ist. Das Problem wiederholte sich allerdings auch bei ihm, weshalb beide jeweils nur auf einem Album zu hören sind.

Du hattest es vorhin angesprochen. Hast du dir die Reunion-Sachen von HELLOWEEN angehört, oder hast du dir von Anfang an gesagt „die Kiste lasse ich zu“ ?

Roland: Ja, ich habe „Skyfall“ gehört. Und „Pumpkins United“. Ich hab ersteren aber nicht durchgehört, es war nicht so meins.

Es ist ja so, dass dein Material damals für eine gewisse Würze gesorgt hat. Du warst nie eine Kai Hansen-Kopie.

Roland: Ich glaube, Weiki hat vorausschauend agiert. Er fand meine Stage Performance gut, weil ich damals noch etwas jünger und wilder war. Ich bin mit freien Oberkörper aufgetreten und habe eine richtige Show abgezogen. Ich bin ganz naiv eingestiegen, ich kannte HELLOWEEN noch nicht einmal und habe Weiki über das „Musikfachblatt“ kennengelernt. Kennst du das noch?

Da war ich noch nicht auf der Welt.

Roland: Irgendwann hieß es „Gitarre und Bass“.

Ah, das kenne ich.

Roland: Ich telefonierte also mit Weiki und hatte ein Bild der Band vorliegen. „Wer von denen bist du überhaupt?“ Dann sagte er: „Der Hässliche.“

Galerie mit 12 Bildern: Masterplan - Bang Your Head 2013

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16.12.2023

Werbetexter und Metalhead aus NRW.

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