Masterplan
Roland Grapow im großen Interview

Interview

Haha, darauf habe ich Gus G. bereits angesprochen. Er meinte, dass ihr beide vor 20 Jahren im Bus gesessen habt und die ganze Zeit SCORPIONS gehört habt.

Roland: Genau, gerade die Phase mit ULI JON ROTH liebe ich. Es war egal, wie viele Songs er geschrieben hat, wenn er seine Solos spielte, war ich happy. Das war für mich dann die Hauptsache. So sah ich es damals auch. Ich war nicht versessen darauf, möglichst viele Songs zu haben. Ich schrieb generell meistens das, was die Band brauchte. Meisten Dinge, die etwas Neues und einen Stilbruch repräsentierten. Etwas, was das Interesse weckt und das Album runder macht.

Die Phase von „Master Of The Rings“ bis hin zu „The Dark Ride“ ist ganz klar die beste HELLOWEEN-Ära. Ohne dich und deinen damaligen Kollegen Uli, wäre dies NIEMALS so gewesen. Dennoch war das Timing schlecht. Wie schwer waren die 90er für eine richtige Metalband?

Roland: Ich kann mich an vieles nicht erinnern. Du spielst wahrscheinlich auf NIRVANA und Co. an?

Genau und auch auf Sachen wie NINE INCH NAILS.

Roland: Ich fand es damals eigentlich nicht so extrem. Doch wir merkten Ende der 90er, dass die Verkaufszahlen schlechter wurden. Japan war eigentlich der Hauptmarkt. Alle Gold- und Platinum-Alben die ich hier hängen habe, sind aus Japan. Eine weitere ist aus Korea. Die sinkenden Zahlen hatten aber nicht mit den damals modernen Musikrichtungen zu tun. Die Japaner sind sowieso nicht so auf diesen Seattle-Sound abgefahren.

Ich find es furchtbar. Ich höre lieber 10 Mal „The Time Of The Oath“ als einmal NIRVANA.

Roland: Bei dem Album habe ich an die Stilrichtung von DREAM THEATER gedacht. Ich habe nichts kopiert, doch ich wollte die Sachen ein kleines bisschen komplizierter gestalten.

Hast du deswegen den längsten Song auf dem Album?

Roland: Für mich war es unmöglich, ihn kürzer zu machen. Er war einfach zu dramatisch dafür. Die Keyboards verleihen dem Ganzen eine gewisse Mystik.

Das Cover mit diesem mysteriösen „Keeper“ soll dies reflektieren, oder?

Im übrigen ist es erstaunlich, dass meine Songs als Albumtitel bei „The Dark Ride“ und „The Time Of The Oath“ genommen wurden. Geplant war es nicht. Die Jungs merkten einfach „Wow, was ist das denn?“ Dann haben sie sich dafür entschieden und das Cover wurde anhand dessen gestaltet.

Escalation 666“ ist einer deiner markantesten Songs. Er passt hervorragend zu MASTERPLAN und Rick Altzis Stimme. Kannst du unseren Lesern noch einmal seine Entstehungsgeschichte erzählen?

Roland: (Lächelt wohlwissend) Ich bin nicht so der typische Power Metal Typ. Ich höre am liebsten die Art Power Metal, die ich selber kreiere. Ich will mein eigenes Rezept einbringen. Ich mochte nie diesen klischeehaften Stil. In der Phase, wo wir die „The Dark Ride“ gemacht hatten, habe ich das erste Mal mit tiefer gestimmten Gitarren hantiert…

Auf dem Lied ist eine Les Paul zu hören, nicht wahr?

Roland: Auf dem Album haben wir nur meine Les Paul benutzt, auch auf „If I Could Fly“. Ich mag keine siebensaitigen Gitarren, da bin ich zu alt für, deswegen wollte ich nicht damit anfangen. Roy Z meinte, dass wir die tiefen Sounds auch mit meiner Sechssaiter machen könnten. Dazu haben wir die hohe E-Saite weggelassen und die anderen nach oben versetzt. Untenrum haben wir dann eine tiefe Basssaite hinzugefügt.

Eine tiefe Basssaite?

Roland: Genau. Eine 065er. Die Gitarre habe ich auch immer so gelassen. (Er geht wieder in die Ecke und holt die Gitarre hervor)

Wow, hier wird einen echte Metal-Geschichte offeriert…

Roland: Ja, haha. Das ist auch dir Gitarre, mit der ich „Bleeding Eyes“ von MASTERPLAN spiele. Wir haben im Grunde nur diesen einen, der so tief gestimmt ist. Die Gitarre wurde in Hamburg bei Boris Dommenget gemacht, dem Gitarrenbauer der SCORPIONS. Er hatte mir die Gitarre für 3500 anstatt 5000 angeboten, weil sie hinten ein paar Kratzer hatte.

Fällt dir was auf? Alles läuft irgendwie immer auf die SCORPIONS hinaus.

Roland: Ich liebe die SCORPIONS, weil ich sie mir 16-17 zweimal gesehen habe – mit Uli Jon Roth. Ich und mein Kollege waren damals noch Kfz-Mechaniker und riesige Fans.

Auch Rudi Schenker ist der Hammer. Er ist jetzt kein Virtuose, aber was für Hits der rausballert… Meine Güte.

Roland: Mit ihm habe ich erst relativ spät den Kontakt gefunden. Ich wurde zu seiner Geburtstagsparty bei Hannover eingeladen. Seitdem sind wir in Kontakt geblieben. Ich besuche ihn immer, wenn es ein Konzert in Wien oder Bratislava gibt.

Wenn ich Klaus Meine oder Rudolf Schenker treffen würde, würde ich zittern. Ich wüsste nicht, was ich sagen sollte.

Roland: Das sind natürlich Persönlichkeiten. Vor allem, wenn sie da mit ihrem Stage Outfits stehen. Ich bin nicht nervös, doch es ist schon was anderes, als wenn ich einfach nur einen Kumpel um die Ecke treffe.

Die meisten kennen dich nur als Gitarristen und Songwriter, wissen aber nicht, dass du eine gute Gesangsstimme hast. Singst du die MASTERPLAN-Demos selber ein?

Roland: Ja. Das habe ich bei HELLOWEEN schon so gemacht. Teilweise war es echt filigran und die Harmonien schon ausgearbeitet. Besonders bei „I Don’t Wanna Cry No More“. Ich habe ihn für meinen kurz vorher verstorbenen Bruder geschrieben und da schon die Chöre arrangiert. Dazu wollte ich Michael Kiske ein wenig beeindrucken. Es hat mir Spaß gemacht. Bei manchen Songs war allerdings der Chorus schwer zu singen. Also sang ich einen Teil und beispielsweise Andi Deris den anderen.

Ich hatte mir vorhin die Live Version von „Steel Tormentor“ reingezogen. Deine Backing Vocals sind da sehr stark.

Roland: Bei meinem ersten Soloalbum wollte ich die Michael Kiske-Technik probieren. Das hat aber nicht jedem gefallen. Das hat mich schon sehr zurückgeworfen. Kennst du noch Götz Kühnemund?

Klar, vom Rock Hard.

Roland: Der meinte, „das Album ist stark, doch Roland sollte nicht singen“. Bei so eine Kritik bin ich doch nicht so stark. Gesang ist eine persönliche Geschichte, es ist nicht ein Instrument im eigentlichen Sinne. Wenn jemand deine Stimme nicht mag, kannst du nichts dran ändern. Ich habe die Technik auch nicht so super beherrscht. Viele mochten es, aber es gab halt auch die Meinungen, die mich davon abgeturnt haben. Deswegen habe ich seitdem kaum noch gesungen, sondern meist nur Harmony Vocals auf der Bühne. Aber wenn ich für MASTERPLAN arbeite, singe ich alle Demos, damit Rick weiß, was gemeint ist.

Galerie mit 12 Bildern: Masterplan - Bang Your Head 2013

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16.12.2023

Werbetexter und Metalhead aus NRW.

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