
Messa
"Wir haben unser Ego für das Album geopfert"
Interview
Auch die Gitarrenarbeit hat eine Menge Glam in sich. Du hast es bereits gesagt: Es war bei euch immer nötig bestimmte Fähigkeiten neu zu erlernen, wie beispielsweise die Oud auf „Close“. Was war die größte Herausforderung bei „The Spin“?
Rocco: Für mich als Schlagzeuger war es das „leichtere“ Spielen. Ich bin eine Art Doom-Drummer, und das ist jetzt kein extremes Drumming bei MESSA. Ich habe immer eine Menge Reverb in meinem Drumming benutzt, aber es musste diesmal besonders effektiv sein, besonders tight. Die Muster auf den Toms sind superleicht. Nichts Besonderes, aber es dauerte eine Weile, du musst dein Mindset ändern. Das ist meine Erfahrung mit der Entwicklung dieses Albums. Ich denke, das gleiche gilt für Alberto, er ist ein Blues-Gitarrist. Das Spielen mit einem vollkommen anderen Sound – er spielt einen Telecaster. Ich dachte, ich sehe Alberto niemals mit einem Telecaster! (lacht).
Aber wir wollten, dass es funktioniert. Wir haben unsere Skills und unser Ego draußen gelassen, um sicherzustellen, dass alles vernünftig läuft. Wir haben unser Ego für das Album geopfert! (lacht).
Sara: Das klingt sehr Metal! (lacht)
Das werde ich als Headline nutzen!
Sara: Alle Teile, die wir in dem Album spielen, müssen den Songs dienen. Das ist elementar. Es geht nicht darum seine Skills einzusetzen, nur um zu zeigen, was man kann. Es ist eher: Bereichert diese Gesanglinie den Song? Passt das Solo? Das Trompeten-Solo, das einen Dialog mit der Gitarre aufnimmt, bringt das einen Wert für den Song? Ja oder Nein? Wie gesagt, deshalb hat das alles seine Zeit gebraucht. Wir wollten das auf eine bestimmte Art haben.
Während ich „The Spin“ gehört habe, habe ich sofort an „Blue Velvet von David Lynch gedacht…
Sara: Das ist ein schönes Kompliment. Ich bin ein großer Fan von David Lynch!
Viel Angelo Badalamenti gibt es, besonders bei „At Races“. Die Songs haben etwas Beunruhigendes, etwas Mysteriöses. Gibt es eine bestimmte Stimmung oder ein Bild, das ihr erschaffen wollt? Oder ist das Bild in eurem Kopf und es landet einfach auf der Platte?
Sara: Das ist nicht gleich bei allen Songs. Bei einigen Titeln hatten wir ein klares Bild im Kopf. Bei einigen Songs hatten wir zuerst die Texte und ich habe eine Skizze der Texte erarbeitet, die dann teilweise auf der Platte gelandet sind. Das war dann nur ich mit den Texten an einem Synthesizer und mit einer Gitarre am Experimentieren. Dann haben wir das zusammen arrangiert und ein anders Ergebnis kam heraus, aber die Stimmung und die Absicht sind immer noch identisch. Jeder Song hat eine andere Geschichte. „Immolation“ zum Beispiel ist wahrscheinlich die erste Ballade, die wir je gemacht haben. Wir haben schon Witze darüber gemacht, wir hatten den Song schon vor drei Jahren, aber es war ein komplett anderer Song.
Rocco: Es war eher eine GRAVEYARD-Ballade.
Sara: GRAVEYARD sind eine Band, die wir wirklich gern mögen. Aber das war keine Stimmung, nach der wir gesucht haben für „The Spin“. Wir wollten eher in die 1980er. Wir mussten den Song tausendmal arrangieren um zu einem Ergebnis zu kommen. Das war der Song der wohl am längsten gedauert hat bis zur finalen Form.
Rocco: Ich erinnere mich, den Anfang haben Alberto und ich versucht rockig zu spielen. Wir haben ein, sagen wir mal: Phil Collins-Vibe versucht. Halt wie die Eighties. Aber ich kann das nicht spielen. Dieses „In The Air Tonight“. Es gruselt mich. Das ist nicht „My Cup Of Tea“.
Sara: (lacht)
Rocco: Aber irgendwann schlug ich vor: Warum nicht nur Piano und Gesang am Anfang?
Sara: Wir sprachen über WASP und WHITE LION und: Was ist das dollste 1980er-Ding, das man machen kann? Eine Ballade! Ich meine, es ist unsere Ansicht, was eine Ballade bedeutet. Aber wir haben mit den Vocals und dem Piano weiter gemacht.
Ihr braucht also auch ein Piano und Kerzenleuchter auf der Bühne?
Sara: Wir hatten schon ein Piano auf Tour und ich sage: Nie wieder!

MESSA (2025)
Noch ein kurzer Blick auf das Roadburn-Festival. Ihr spielt „The Spin“ und es gibt sogar eine spezielle Roadburn-Edition des Albums auf Vinyl. Ihr habt dort schon mehrfach gespielt, auch Secret-Shows. Was macht dieses Festival so besonders für euch?
Sara: Es ist wirklich sehr besonders. Die Atmosphäre ist fantastisch, man hat das Gefühl Teil von etwas Besonderem zu sein, egal ob man als Gast oder Künstler dabei ist. Das Publi8kum ist fokussiert auf dich, egal welches Genre du spielst. Alle sind dabei, nicht abgelenkt an den Handys, sondern dabei für die Musik.
Rocco: Als Musiker schätze ich sehr, dass ich fühle, dass das Publikum fokussiert ist auf das, was ich tue. Als Musiker ist das unvergleichlich. Wenn ich Leute mit geschlossenen Augen sehe, die nur zuhören, das ist ein tolles Gefühl. Das ist berührend.
Sara: Und auch aus technischer Sicht, weil es ja auch dazugehört: Die Locations, wo das Roadburn stattfindet, sind unglaublich gut. Der Sound ist fantastisch. Es sind Locations, die unglaublich gut darin sind ein solches Event auszurichten, sowohl für Gäste als auch für Bands. Es erlaubt die beste Manifestierung der Vision, die ein Künstler hat. Es ist toll.
Die Zeit läuft leider ab, ein paar finale Worte gehören aber noch euch!
Sara: Es klingt vielleicht etwas naiv, aber ich bin glücklich mit dem, was ich tue gerade. Ich glaube, ich habe ein großes Privileg, insbesondere, wenn ich mich auf der Welt umschaue. Ich bin froh, dass ich die Gelegenheit habe Musik zu machen mit Menschen, mit denen ich verbunden bin, als Kollegen und Freunde. Ich hoffe, das weiter machen zu können, mit der gleichen Intensität, Liebe und dem Schmerz, den ich fühle.
Galerie mit 12 Bildern: Messa - Roadburn Festival 2025

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| Band | |
|---|---|
| Stile | Doom Metal, Gothic / Darkwave, Gothic Metal / Mittelalter |
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Sven Lattemann




















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