



Das erste Album der italienischen Avantgarde-Doomer MESSA nach ihrem Wechsel zu Metal Blade Records nennt sich „The Spin“ – und dieses Labeldebüt räumt gleich mal den Soundcheck-Sieg im April ab. Bereits mit ihrem vorherigen Werk „Close“ konnte das Quartett (fast) restlos überzeugen, folglich schloss der Kollege Otterbeck in seinem Fazit zum Vorgängerwerk: „Bleibt zu hoffen, dass MESSA den Höhepunkt ihres kreativen Schaffens noch nicht erreicht haben und wir noch viel mehr Alben wie „Close“ genießen dürfen“. Wunsch erfüllt, lieber Tim: Was die Band heuer mit „The Spin“ vorlegt, das wird dieser Hoffnung im Hinblick auf Qualität und Kreativität absolut gerecht, ja, es gelingt MESSA sogar die aufgrund ihrer starken Diskographie geschürten Erwartungen erstaunlich souverän zu erfüllen.
Dies liegt insbesondere an der Stärke von MESSA sich (erneut) nachvollziehbar zu entwickeln. Auf jedem ihrer bisherigen Alben haben MESSA neue Ideen in ihren Sound eingebracht, welche sich stets gut in das doomige Grundbild eingefügt haben: Seien es orientalisch-mediterrane Einflüsse wie in „Close“ oder jazzig-sludgige wie auf „Feast For Water“. Diesmal wird tief in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren gegraben, um in die Songs Gothic-Rock, Post-Punk und Dark-Wave-Elemente einzuflechten. Pate hierfür stehen neben KILLING JOKE und JOY DIVISION auch THE SOUND und THE SISTERS OF MERCY. Dabei ist sicherlich nicht zu unterschätzen, dass MESSA Weiterentwicklung nicht als Selbstzweck begreifen, sondern Neugestaltung glaubwürdig anhand eigener Interessen vorantreiben und sich laufend musikalisch selbst herausfordern. Trotz der Vielzahl an unterschiedlichen Einflüssen entsteht hierdurch ein stimmiges Gesamtbild und letztlich ein einmaliger Stil.
„The Spin“: Film-Noir trifft Doom
Neben diesen weitreichenderen Änderungen im Soundbild gibt es auch unzählige kleinere, erfrischende Elemente zu entdecken – seien es elektronische Synthie-Sounds, Post-Black-Metal-Ausflüge oder soundtrackhaft-jazzige Anleihen, die direkt dem ikonischen TWIN PEAKS-Soundtrack von Angelo Badalamenti entnommen sein könnten. Ohnehin wirkt „The Spin“ wie eine Hommage an den grandiosen David Lynch, den Anfang 2025 verstorbenen Schöpfer dieser wegweisenden Mystery-Serie rund um Agent Cooper, der aber auch düstere, surrealistische Thriller wie Mullholland Drive und Blue Velvet erschaffen hat. Die bei „The Spin“ ebenso anzutreffende Film-Noir-Atmosphäre wird noch verstärkt durch die träumerischen Videos zu den Singles „At Races“ und „The Dress“, welche die jeweiligen Titel visuell erweitern. MESSA kreieren dadurch ein wunderbares Gesamtkunstwerk.
Über die gesamte Spielzeit von „The Spin“ zieht sich eine Grundspannung, die immer wieder in sorgsam aufgebauten Songstrukturen wahlweise aufgelöst oder intensiviert wird. Damit folgt auch das Songwriting der Charakteristik des Herrn Lynch: Das Gesamtwerk lebt von seiner unterlegten Stimmung und der Bereitschaft, sich dieser hinzugeben. Die Zusammensetzung der einzelnen Elemente ist dabei nicht immer durchgehend stringent, mitunter auch unerwartet und abstrakt, aber eben stets aufregend – die Songs halten dadurch mehr als einen Gänsehaut-Moment bereit. Wozu MESSA diesbezüglich in der Lage sind, zeigt „The Dress“ womöglich am eindrucksvollsten. Aber auch „Immolation“, welches für MESSA-Verhältnisse geradezu balladesque daher kommt, entfaltet eine besonders eindringliche, ja beinahe magische Wirkung. Und trotzt all dieser unterschiedlichen Aspekte ist „The Spin“ doch das dichteste und zugänglichste Album von MESSA bisher.
MESSA entwickeln ihren Sound gekonnt weiter
Über die sieben Titel von „The Spin“ ergießt sich eindrucksvoll der Gesang von Sara Bianchin, der bisweilen wirkt, als könnten die Songs den energiegeladenen Klang und ihre stimmliche Kraft kaum halten. Dieser Gesang hebt sich immer wieder markant von den Instrumenten ab, ohne dabei jedoch überzogen oder gar unpassend zu wirken. Wer die Band schon einmal live erleben durfte, kann sich sicherlich gut ausmalen, wie eindrucksvoll die Frontfrau ihre Texte vortragen kann. „The Spin“ kommt dieser Live-Qualität näher als die Alben zuvor, was sicherlich auch an der nochmals verbesserten Ausdrucksstärke liegt. Diese gesangliche Leistung und die leichteren, jazzigen Passagen platzieren MESSA mitunter in der Nähe von frühen THE GATHERING, erkennbar ist dies besonders schon vielfach genannten „The Dress“ und im opulenten Abschlusstitel „Thicker Blood“.
Offen bleibt, wohin der Weg MESSA mit dem auf „The Spin“ folgenden Album führen wird. Sicher ist aber, dass nicht weniger als ein famoses Album zu erwarten ist, sollte das Niveau der Ausnahmetitel „The Dress“ und „At Races“ noch etwas konstanter erreicht werden. Mit „The Spin“ jedenfalls ist die Band ihrem vollen Potenzial und einer Höchstwertung schon verdammt nah gekommen.

MESSA (2025)
Was für ein unglaublich gutes Album!
Hab lang gebraucht bis es bei mir und Messa „klick“ gemacht hat, aber das Vorgängeralbum ist mir mittlerweile ans Herz gewachsen. Das neue lief heute auch schon 4-5 Mal durch. Super Platte.
Messa ist eine wundervolle, außergewöhnliche Band. Jedes ihrer Alben in großartig, „The Spin“ ist herausragend, dunkel und hochmusikalisch.
Wow, bisher an mir eher vorüber gegangen, aber was eine Nummer…
„Amazing“, wie der Franzose sagt. Heaviness und Fragilität in einer perfekten Komposition.