Mikkel Schack Band
Interview mit Sänger und Gitarrist Mikkel Schack zu "...About To Destroy Something Beautiful"

Interview

Mit ihrem Debütalbum „…About To Destroy Something Beautiful“ landeten die Dänen der MIKKEL SCHACK BAND im letzten Jahr einen erfrischend innovativen, nachdenklich stimmenden und unvergesslichen Überraschungsknaller, der auf ganzer Linie überzeugt und auch noch Wochen nach dem Erstkontakt Begeisterungsstürme auslöst. Sänger, Gitarrist und Namensgeber Mikkel Schack plauderte aus dem Nähkästchen und äusserte sich ausführlich zum schwierigen Entstehungsprozess des Albums, lachte über Versuche die Band zu vergleichen und wagte mit uns einen kurzen Blick in die Glaskugel.

Mikkel Schack Band

Hey Mikkel! Euer Debütalbum „…About To Destroy Something Beautiful“ wurde in deinem Heimatland Dänemark bereits Mitte letzten Jahres veröffentlicht. Erst Monate später hat man dann auch in Deutschland von euch gehört. Was meinst du, warum dauerte es so lange, bis das Debüt nun auch endlich im Nachbarland Wellen schlagen konnte?

Zunächst möchte ich dir für das uns entgegengebrachte Interesse danken und natürlich auch für das fantastische Review. Ich glaube für neue Bands dauert es immer etwas länger, bis man von ihnen auch über die Landesgrenzen hinaus hört, als für bereits etabliertere Acts, die sowohl von ihren Fans als auch von den Plattenfirmen sehr viel mehr Aufmerksamkeit bekommen. Unser Label Trechoma Records kümmert sich sehr um die gesignten Bands, sogar auf einer persönlichen Ebene – die arbeiten sich echt den Arsch ab – doch verglichen mit grösseren Labels ist Trechoma noch ein eher unbeschriebenes Blatt im Business. Was uns als Band betrifft, so sind wir bereits auf jedem Fall einen Schritt weiter und unser Label arbeitet unermüdlich daran, ihre Bands auch in anderen Ländern zu promoten. Soetwas dauert immer seine Zeit…

Man kann euer Album natürlich online ordern bzw. auch über Musikportale im MP3-Format käuflich erwerben. Aber gibt es in Deutschland auch die Möglichkeit euer Album im Plattenladen zu kaufen?

Ich muss ganz ehrlich gesagt zugeben, dass ich wirklich nicht weiss, ob man in Deutschland in einen Laden gehen und die CD dort kaufen kann. Aber ich bin mir sicher, dass die Jungs von Trechoma daran arbeiten werden. Wer allerdings online ordern möchte – was heutzutage ja einer der einfachsten Wege ist, um ans Ziel zu kommen – kann das Album als CD oder auch im MP3-Format über iTunes oder cdon.com bestellen. Innerhalb Deutschlands ist das über folgende Links möglich: download.mediamarkt.de, www.mediaonline.de, www.saturn.de, www.medionmusic.com, www.magixmusic.de. Wir sind ausserdem gerade dabei einige Gigs in Deutschland zu arrangieren, und dort werden wir dann natürlich auch unser Album anbieten.

Den meisten unserer Leser seid ihr sicherlich noch völlig unbekannt. Deshalb möchte ich dich bitten, euch einmal kurz vorzustellen…

Wie der Name bereits vermuten lässt, ist die MIKKEL SCHACK BAND hauptsächlich auf mich als Person, mein Leben und die Songs, die ich schreibe, bezogen. Die Songs sind alle sehr persönlich und eine Mischung der Musik, die ich bisher gespielt habe oder die mich einfach inspiriert. Auf der anderen Seite kann ich das Wort Band in unserem Namen nicht genug betonen, denn wir fühlen uns als zusammengewachsene und gereifte Einheit, in der jedes Bandmitglied auf der selben Stufe steht und jeder Gedanke und jede Idee bei den anderen Gehör findet. Ausserdem empfinde ich es befremdent, wenn sich Identitäten hinter einem Bandnamen verstecken; in meinen Augen verliert man als Songwriter sogar ein wenig seiner Glaubwürdigkeit, wenn man persönliche Texte im Schutzmantel eines fiktiven Bandnamens vorträgt. Das ist dann auch ein weiterer Grund dafür, weshalb ich diesen Namen als persönlichen Ausdruck und im Kontext der Lyrics bevorzuge.

Ein Bandphoto auf dem Cover habe ich bewusst vermieden, weil ich das Booklet als so eine Art Illustration eines Buches verstanden wissen möchte, die die Idee einer Story dahinter aufzeigt – diesbezüglich denke ich, haben wir das perfekte Bild gefunden. Als Band sind wir von Robert Sindermans wundervollen Engel-Malereien schwer beeindruckt.

Musikalisch sind wir definitiv nicht als Hard-Rock-Band einzuorden, denn unser Stil ist dafür zu breit gefächert und die langsameren Songs sind diesbezüglich sicherlich auch zu soft. Im Gegensatz dazu sind wir ganz offensichtlich auch keine Pop-Band, denn unsere harten Songs sind einfach zu heavy für normalen Pop. Unsere Musik ist mit drei Gitarristen sehr gitarrenorientiert und wir versuchen unsere Songs auf den Punkt und die Stimmungen und Melodien in Einklang zu bringen. Deshalb bezeichnen wir unseren Stil als Dark Pop, denn das kommt uns einfach am nächsten.

In vielen Reviews hat man uns mit Bands verglichen, von denen einige tatsächlich ähneln, aber andere Vergleiche doch eher aus der Luft gegriffen sind. Ganz allgemein hat man uns mit den Bands verglichen, die Mitte der Neunziger der Seattle-Szene entsprungen sind, wie ALICE IN CHAINS und SOUNDGARDEN, während aber auch schonmal aktuellere Namen wie FOO FIGHTERS, ANATHEMA und sogar OPETH – hier doch aber wohl eher deren softere Seite – gefallen sind. Wie auch immer, wenn du auf gedankenversunkene Lyrics stehst, auf über mehrere Ebenen hart rockende Pop-Musik mit Elementen von verschiedenen weiteren Stilen und gute Melodien, die von einer ehrlichen und aufgeschlossenen Band gespielt werden, wirst du mit Sicherheit Spass an der MIKKEL SCHACK BAND haben – das ist jedenfalls das, was wir bisher an Erfahrungen gemacht haben.

Und wie habt ihr euch getroffen? Ich meine, wie habt ihr zueinander gefunden?

Tatsache ist, dass alles als Solo-Projekt begann und ich die Songs eigentlich auch nur für mich selbst geschrieben hatte. Ich nahm‘ mir genug Zeit und habe die Songs in meinem eigenen Heimstudio aufgenommen ohne auch nur einen einzigen Hintergedanken an ein Demo oder so. Dieser Prozess tat mir mental unheimlich gut und inspirierte. Das Demo – als das es letztendlich doch endete – wurde mir aber bald schon förmlich aus den Händen gerissen und ich bekam unglaublich viel positives Feedback. Meine Freunde ermutigten mich ständig eine Band zu gründen und als ich mich schließlich mit dem Gedanken anfreunden konnte, war es Zeit für den nächsten Schritt. Ich fand‘ dann auch ziemlich schnell die korrekten Leute, und zwar auf der Musikakademie, an der ich auch studierte und vor drei Jahren meinen Abschluss gemacht hatte. Meine Wahl fiel auf einige Musiker, mit denen ich bereits gearbeitet hatte oder einfach verfolgte, weil sie unheimlich kreativ und spielereisch versiert sind: die knallharte Rhythmussektion von Kristian „Krenne“ Pedersen an den Drums und Niels Kvist (der auch bei PYRAMAZE spielt) war bereits von vornherein klar, da musste ich nicht lange überlegen. Ich wollte ausserdem zwei Rhythmusgitarren – eine Position davon habe ich selbst übernommen – um eine möglichst fette Gitarrenwand zu erzeugen und eine weitere, cleanere, unbedingt melodische Gitarre, die man dann auch in einigen Songs besonders heraushören kann. Die cleaneren Parts hat dann Mads Jorgensen übernommen; mit ihm spielte ich schon in ganz verschiedenen Bands mit einer mehr jazzigeren Ausrichtung, die mich sehr inspirierten. Ich liebe einfach diese verrückten und ungezügelten Gitarrenparts von Andy Summers bei THE POLICE und Mads hat eine ähnliche Spielweise. Während den Aufnahmen zum Album hat uns ausserdem noch Jesper Borg zur Seite gestanden, aber da Jesper auch noch in POWDERHOG Gitarre spielt, die übrigens auch bei Trechoma Records sind, und später kaum noch Zeit hatte, hat er die MIKKEL SCHACK BAND leider verlassen und wurde nun durch Kennet Lauridsen ersetzt.

Lass uns jetzt mal über das Album selbst reden. Zunächst einmal muss ich euch nochmal für dieses fantastische Werk gratulieren! Ihr bezeichnet euren Stil ja selbst als Dark Pop, während ich das Werk schlichtweg eher in die Alternative-Ecke schieben würde. Warum genau Dark Pop? Was zeichnet das Album tatsächlich aus, die Songs als Dark Pop zu bezeichnen?

Nochmals vielen Dank, schön zu hören, dass dir das Album gefällt. Alle Songs auf „…About To Destroy Something Beautiful“ brauchten ihre Zeit um zu wachsen, einige wurden sogar ein paar Mal umarrangiert bis ich letztendlich das Gefühl hatte, dass alles passte. Auch auf der lyrischen Seite gibt es einige Themen, mit denen man sich ganz offensichtlich erstmal näher befassen muss, um zu verstehen, worum es überhaupt geht. Lange Rede, kurzer Sinn: ich ging durch meine persönliche Hölle und wieder zurück, und genau diese Erfahrung hat mich sowohl auf lyrischer als auch auf musikalischer Ebene und die Art, wie ich denke, sehr beeinflusst – dunkel, melancholisch und direkt. Wie ich dir vorhin schon sagte, bezeichnen wir unseren Dark Pop als solchen, weil er seinen berechtigten Platz im Dreieck aus Rock, Pop und dem Kram eines Sänger/Songwriters inne hat. Du bist nicht der erste, der uns in die Alternative-Ecke schieben möchte, aber ich persönlich meine, dass Alternative leichte Anleihen beim Punk und New Wave hat, die ich aus unserer Musik nun überhaupt nicht heraushöre. Ich glaube es gibt dazu einfach zu viele Elemente aus Pop und Americana in unserer Musik, als irgendwie zum Alternative zu gehören.

Ich habe bereits im Review darüber geschrieben, dass das Album musikalisch gesehen eher eine düstere Atmosphäre verbreitet, während die Texte fast durchweg positiver Natur sind und durchaus zum Nachdenken anregen. Ich weiß, das klingt etwas seltsam, aber ich denke schon du verstehst was ich meine. Wolltest du dieses Feeling bewusst so erzeugen, so eine Art Kontrast zwischen Hell und Dunkel, oder ist das einfach nur Zufall?

Ich habe neulich von jemand anderem schonmal etwas Ähnliches gehört, aber ganz ehrlich gesagt kann ich das nicht ganz nachvollziehen. Ich finde das sogar sehr überraschend, aber es freut mich zu wissen, dass sich jemand intensiver mit dem Werk auseinander gesetzt und sich die Zeit für eigene Interpretationen genommen hat. Was die Songs letztendlich für dich selbst bedeuten und was dich an meinem kleinen Universum begeistert war so nicht beabsichtigt. Als Musikfan ganz generell wertschätze ich die Lyrics genauso wie die Musik selbst. Ich habe teilweise selbst Stunden damit zugebracht, meine Lieblingssongs zu interpretieren und den Code zu knacken, um an das entsprechende Geheimnis dahinter zu gelangen. Doch ich bezweifle, dass ich auch nur einmal wirklich richtig damit lag, wie ich die Songs eingeschätzt habe. Songwriter haben meistens ihren ganz eigenen Code und haben oftmals etwas ganz anderes im Hinterkopf, als der Hörer hinterher für sich selbst heraushört. Wie ich schon vorher gesagt habe, habe ich die Songs ursprünglich für mich selbst geschrieben, lediglich um einen freien Kopf zu bekommen. Deine Interpretation ist wichtig und du kannst und sollst dich daran erfreuen, für mich bleibt sie auf gewisse Weise allerdings etwas Rätselhaftes. Ich gebe allerdings zu, dass beim Songwriting sicherlich unbewusst irgendetwas Positives mitgeschwungen haben muss, wenn jemand in den Songs etwas äusserst Positives erkennen kann. Es muss tatsächlich etwas stattgefunden haben, dass mich dazu bewegte und ich meine dies jetzt nicht in einem religiösen Aspekt. Das dürfte auch demjenigen nicht schwer fallen zu verstehen, der meine Lyrics gelesen hat. Aber zu dem Zeitpunkt, als ich die Songs schrieb, fühlte ich mich sehr allein und von der ganzen Welt verlassen, ich verlor meinen Glauben an fremde Hilfe und ich gelang schließlich an den Punkt, an dem ich weder an einen Himmel noch an eine Hölle glaubte – kein Schutzengel wird uns jemals von den Toten erwecken noch irgendeine Vision in unsere Köpfe pflanzen. Es gibt nur ein Leben – nur eine begrenzte Zeit auf Erden – und nur du selbst bist für dich verantwortlich. Niemand wird zu dir ans Totenbett treten und dir für etwas danken, was du nicht getan hast. Wenn du also irgendwo Licht in den Lyrics erkennst, dann hängt das wohl genau von dieser Erkenntnis ab.

Ihr seid alle noch ziemlich jung, aber die Lyrics sind sehr „erwachsen“. „Getting Older?“ hat’s mir besonders angetan, ein fantastischer Song für jemanden, der sich gerade in einer „midlife crisis“ befindet. Basieren die Lyrics eigentlich generell auf deinen eigenen Erfahrungen oder hat dich irgendjemand oder irgendetwas auf gewisse Weise dazu animiert?

Vielen Dank, dass du uns als jung bezeichnest. Ich bin Anfang 30 und denke schon, dass ich zum grössten Teil erwachsen bin. Eigentlich habe ich mich selbst auch schon immer als ziemlich reif verstanden. Wie ich in „Anthem Of The Different“ zum Besten gebe, fühlte ich mich niemals wirklich wohl, als ich noch jünger war und in der Stadt, in der ich aufwuchs. Irgendwie hatte ich schon immer diese besondere Gabe – oder diesen Fluch, wenn man so will – dass ich über alle Enttäuschungen des Lebens sinnierte und mich damit selbst auch hinabzog. Ich war schon immer skeptischer Natur was diese Welt anbelangt, in der wir alle leben. Was hat diese Welt denn wirklich Gutes zu bieten? Ich hab’s eben auch schon angedeutet, ich glaube ich habe einfach zu viele Jahre damit verbracht auf ein Zeichen zu warten oder auf einen Engel, der uns alle befreien wird und uns inmitten all dieser Grausamkeiten, die in jeder Sekunde auf der ganzen Welt passieren, Bedeutung zukommen lässt. Ich weiss nicht genau, ob ich dir hiermit die Frage wie gewünscht beantworte, aber ich kann dir sicherlich eine ungefähre Vorstellung davon vermitteln, was in meinem Kopf vorging, als ich die Texte geschrieben habe – also, ja, die Lyrics basieren alle auf meinen eigenen Erfahrungen und auf meiner Sicht der Dinge. Gerade zu „Getting Older?“ habe ich sehr viel Resonanz erhalten: jeder konnte sich auf die ein oder andere Weise mit der Atmosphäre des Songs identifizieren und sich teilweise sogar selbst darin wiederfinden. Ich betone auch nochmal, dass ich nicht beabsichtige, meine Gedanken und Gefühle auf andere zu projezieren. Das ist übrigens auch das Schöne an Musik – sie bedeutet genau das, was du selbst zulässt. Ich schreibe in gewisser Weise symbolische Songs ohne auf die näheren Beweggründe einzugehen – nur der Gedanke für sich allein ist interessant und von Wert – und ich hoffe sie ermutigen dazu die Antworten auf alle Fragen selbst zu finden.

Ich denke Parallelen zu Bands wie SEETHER, SMILE EMPTY SOUL und vor allem den FOO FIGHTERS sind nicht zu weit hergeholt. Aber sind diese Bands tatsächlich eine musikalische Inspirationsquelle für dich gewesen oder welche anderen Bands zählst du eher zu deinen Einflüssen?

Diese Vergleiche finde ich sehr lustig. Ich mein, das macht mir nichts aus, aber ich finde diesbezüglich jedoch keinerlei Parallelen. Ich verstehe natürlich, dass wir immer Vergleiche ziehen müssen, um neue Musik Freunden und Bekannten schmackhaft zu machen oder andere Leute darauf aufmerksam zu machen – deshalb sagen wir ja auch dass Froschschenkel wie Hühnchen schmecken, aber das tun sie nicht, denn Froschschenkel schmecken wie Froschschenkel! Wir hören uns demnach auch nicht wie die FOO FIGHTERS an – obwohl es natürlich ein paar Kleinigkeiten gibt, die sicherlich irgendwo ähnlich sind. Ich habe über die Jahre hinweg alle Werke von Dave Grohl gehört und schätzen gelernt und ich denke er ist ein fantastischer Musiker, einer der besten auf dieser Welt. Dave Grohl ist nicht nur ein verdammt guter Drummer oder Sänger oder Gitarrist – er ist ein um vielfaches grösserer Musiker als ihn auf nur ein Instrument zu beschränken. Aus diesem Grund fühle ich mich geehrt, wenn man uns mit den FOO FIGHTERS oder mit SOUNDGARDEN zum Beispiel vergleicht – das sind wirklich tolle Bands – aber letztendlich sehe ich meine Songs in keiner Weise als Songs der FOO FIGHTERS. Auch meine tatsächlich grössten Einflüsse hört man auf diesem Album kaum heraus – ich verbrachte Jahre damit mir immer wieder DEPECHE MODE, JEFF BUCKLEY, MARC COHN und DEL AMITRI anzuhören, sogar MESHUGGAH, SOILWORK und FEAR FACTORY stehen ganz oben auf meiner Liste. Man müsste jetzt wirklich jeden Song sehr penibel auseinandernehmen, um irgendwelche Einflüsse dieser Musiker und Bands in meinen Songs auf „…About To Destroy Something Beautiful“ herauszufiltern.

Der Song „Where Are We Heading“ beginnt und endet auf extrem spirituelle Art und Weise mit einer Sitar, Kirchenglocken und einem Mönchschor. Mir gefällt das ausgesprochen gut! Aber wovon handelt dieser Song wirklich und warum hast du hierfür genau diese Instrumentierung gewählt?

Dieser Song ist lyrisch der extremste auf dem Album und für mich auch derjenige, der am schwierigsten zu schreiben war – vielleicht ist das deshalb auch mein persönlicher Lieblingssong. Ich kann mir gut vorstellen, dass genau dieser Song vielen Leuten nach den ersten zwei, drei Durchläufen nicht gefallen wird, weil er sich schlichtweg nicht darum bemüht, sich dem Zuhörer zu öffnen. Während ich alle anderen Songs als Dark Pop bezeichne, ist genau dieser Song einfach nur Dark. Ich schrieb diesen Song ursprünglich – und ich erinnere nochmal daran – nur für mich selbst in einer Zeit, die für mich sehr schwer zu ertragen war und in der meine Gedanken in meiner Sitation gefangen waren. Die spirituelle Atmosphäre ist sehr offensichtlich, richtig, aber die Intention für den Anfang und das Ende war alles andere als eine beruhigende Stimmung. Hier muss man die Lyrics nicht grossartig analysieren um festzustellen, dass sie davon handeln, wie sehr ich von meiner Religion und dem, wie ich mir Gott immer vorgestellt hatte, enttäuscht war. Der Anfang symbolisiert eine Art anhaltende Suche nach einer bedeutenden Religion, allerdings nur im Rahmen dessen, den inneren Frieden zu finden und mit einem neidischen Zwinkern in Richtung anderer Religionen und dem was sie versprechen, während das Ende alle inneren Klangwelten summiert und in einer gewaltigen Explosion den totalen Zusammenbruch und den absoluten Nullpunkt darstellt – in anderen Worten einfach den Stecker zur Gesellschaft, zur Religion, der Zukunft und das Leben ganz allgemein zu ziehen. Das Zwischenspiel besteht aus zwei Soundcollagen, die sich dem ultimativen Ende hin angleichen, einfach alles hinter sich zu lassen. Und um das noch einmal zu verdeutlichen, wird aus der ursprünglichen Textzeile „give me a sign I can hold on to“ wenig später „holy war“, und stellt meinen inneren Konflikt dar, ohne speziell auf tragische Ereignisse irgendwo und irgendwann auf diesem Planeten hinzuweisen. Dieser Song sollte auf gar keinen Fall politisch interpretiert werden, er steht für die ständig wachsende Distanz zwischen mir und meiner Religion und den Punkt, an dem es nicht mehr weiter geht.

Mal angenommen du müsstest das Album auf Basis von einem Film beschreiben. Welche Film würde dem Werk nahe kommen oder es am besten beschreiben? Vielleicht etwas Surreales von Tim Burton vielleicht? Oder etwas ganz anderes?

Das ist jetzt eine ziemlich unerwartete aber sehr interessante Frage. Mir kommt gerade auch kein Film in den Sinn, der sich auch nur annähernd mit dem Album vergleichen liesse. Ich war schon immer von „Dancer In The Dark“ mit BJÖRK von Lars Von Triers sehr angetan und habe den Film mittlerweile fünfmal gesehen. Vielleicht ist die Geschichte dort ähnlich der auf dem Album, die Geschichte einer langen Reise in die tiefen Gedankenwelten einer Person, die langsam aber sicher alle Antworten für sich findet, um plötzlich in Ohnmacht festzustellen, dass am Ende doch sehr viel mehr Fragen auftauchen als noch am Anfang der Reise. Das ist so ähnlich wie in „Never Talk To Strangers“ – du kommst irgendwann an einen Punkt, an dem du deinen Kopf nur noch gegen die Wand hämmern möchtest, weil du realisierst, dass alle gefundenen Antworten und Lösungen nur noch bedingt etwas mit der Realität zu tun haben…

Wenn du ein Video drehen könntest, für welchen Song würdest du dich entscheiden und wie würde das Video ausschauen?

Tatsächlich haben wir uns bereits überlegt ein Video zu „From Time To Time (I Lose My Mind)“ zu drehen, das auch die offizielle Single sein soll. Dieser Song ist nicht so kommunikativ wie die anderen Songs auf dem Album, aber er ist sehr viel eingängiger und für uns als Band und das Album extrem repräsentativ. Allerdings mussten wir unser Vorhaben dann doch wieder stoppen, da die Location, wo wir das Video drehen wollten, bereits komplett ausgebucht war. Jetzt haben wir uns dazu entschieden, so eine Art Wettbewerb über unsere Homepage und über unser MySpace-Profil auszurufen, und damit unsere Zuhörer zu ermutigen, ein eigenes Video zu einem Song einzusenden. Das ist allerdings alles noch in der Planung und eure Leser sind die ersten, die jetzt davon erfahren. Ich persönlich denke auch, dass die interessantesten Videos genau die sind, die ohne den Einfluss einer Band entstehen. Wir freuen uns schon jetzt auf die kreativen Arbeiten um zu sehen, was in den Köpfen der Leute tatsächlich vor sich geht. Ich persönlich würde wohl ein Video zu „Where Are We Heading?“ drehen…aber ich glaube dieses Thema ist für ein Video wohl zu schwer – wenn wir jemals ein Video machen, das sich exakt an den lyrischen Vorgaben orientiert, würde sicherlich ein Grossteil dessen den Zensoren tierisch aufstossen und es wäre nur ein schwarzer Balken auf dem TV zu sehen, Ha Ha.

Ich hoffe doch nicht, dass euer Album nur eine Eintagsfliege ist, deshalb: Arbeitet ihr bereits an neuen Ideen für ein weiteres Album?

Momentan sind wir erstmal mit der Promotion des Debütalbums beschäftigt und wir planen im Sommer so viel wie nur irgendwie möglich live zu spielen. Wir haben aber in der Tat auch schon einige neue Songs, aber wann wir ins Studio gehen, steht noch nicht fest. Die Aufnahmen zum Debütalbum waren ausserdem ein langer Prozess, denn alle Bandmitglieder spielen noch bei diversen anderen Projekten, doch die MIKKEL SCHACK BAND ist die Band, in die wir unsere grösste Energie stecken. Deshalb wird das Album früher oder später mit Sicherheit einen kleinen Bruder bekommen. Soviel sei vorab verraten: die softeren Songs werden leichter und die schweren Songs werden noch heaviger – ganz allgemein klingen die neuen Songs sehr viel Band-orientierter. Ausserdem beeinflussen wir uns gegenseitig. Was ich aber mit Sicherheit schon jetzt sagen kann ist, dass das neue Album die selben Styles, die selben Stimmungen und Dynamiken enthalten wird, wie „…About To Destroy Something Beautiful“.

Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Band, dich und deine Familie.

Danke, das wünsch ich dir auch. Die Fragen haben viel Spass gemacht und wir hoffen schon bald auch Gigs in Deutschland zu spielen. Cheers!

06.03.2008

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