Pharaoh
Interview mit Matt Johnson zu "Bury The Light"

Interview

Pharaoh

Die Amerikaner von PHARAOH haben schon einige Jahre Bandexistenz auf dem Buckel, werden von der Öffentlichkeit, trotz positiver Kritiken zu jeder Scheibe, nicht so wirklich wahrgenommen. Warum das so ist und was die Band zum neuen, abermals sehr guten Album „Bury the Light“ zu sagen hat, fragten wir Gitarrist Matt Johnson.

Hi Matt! Wie geht es Dir?

Mir geht es gut, danke der Nachfrage.

Glückwunsch zur neuen Platte. Wie zufrieden bist Du mit “Bury The Light”?

Sehr. Wie bei allen unseren Platten hat es lange gedauert, die Scheibe zu schreiben und zu produzieren. Da ist es natürlich schwer von innen heraus ein objektives Urteil zu dem Album abzugeben. Nachdem ich die Masterbänder aber schon vor einiger Zeit übergeben habe, kann ich jetzt wieder anfangen nur die Musik zu hören und mir nicht immer Gedanken machen zu müssen, ob hier und da noch etwas fehlt oder verbessert werden könnte. Von daher würde ich sagen, es ist ein gutes Heavy-Metal-Album geworden, das einige Überraschungen beinhaltet.

Ich denke, die Platte ist eine gute Mischung aus den beiden vorangegangenen Alben. Auf der einen Seite sind ähnliche Ohrwurmmelodien wie auf “The Longest Night” zu finden, andererseits habt ihr aber auch die progressiven Elemente, die “Be Gone” meiner Meinung nach hatte, beibehalten. Würdest Du dem zustimmen?

Ja, da hast Du Recht. Allerdings war es nicht unsere Absicht ein Album zu machen, welches genau in der Schnittmenge dieser beiden Platten liegt. Ich würde sagen, es klingt mehr nach “Be Gone”, wobei die Songs von Chris Black (Drummer – Red.) sich dieses Mal etwas retrolastiger anhören, was vielleicht Erinnerungen an “The Longest Night” hervor ruft. Wir versuchen immer eingängig zu sein, auch wenn wir komplexe Riffs spielen. Aber anscheinend gelingt uns das nicht immer, hahaha…

Das beste Beispiel für diesen ‘neuen’ Stilmix ist “The Year Of The Blizzard”. Das Stück enthält sowohl melodische Elemente, ist aber auch sehr vertrackt. Wohingegen ein Song wie “Burn With Me” für PHARAOH-Verhältnisse schon beinahe simpel gestrickt ist. Denkst Du, ihr habt euren finalen Stil nun gefunden, oder warten noch weitere Überraschungen auf die Fans?

Da hast Du es, hahaha. Das sind die beiden Nummern von Chris. Ich denke, wir haben unseren unbestreitbar persönlichen Stil mit “Be Gone” gefunden. Die neue Platte ist eine Ergänzung zu diesem Stil. Tatsächlich habe ich mir aber Sorgen gemacht, dass wir immer in der Radspur von “Be Gone” hängen bleiben und immer und immer wieder die gleiche Platte machen würden. Das ist der Grund, warum wir bei “Bury The Light” neue Sounds integriert haben. Ich denke, beim nächsten Album müssen wir uns sehr anstrengen, um etwas Neues zu finden, das es rechtfertigt, dass wir eine weitere PHARAOH-Platte machen. Ein “Be Gone” reicht völlig, hahaha.

Wie zufrieden seid ihr denn mit den Reaktionen der Presse? Habt ihr auch negative Resonanzen bekommen? Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass die meisten Kritiken positiv waren.

Die meisten Reviews sind sehr, sehr positive ausgefallen. Ich habe einige gelesen, die nur mäßig waren, aber noch keines, das die Platte verrissen hat. Bei “Be Gone” hingegen gab es einige schlechte Kritiken. Dadurch, dass sich die Magazine immer mehr spezialisieren, gibt es potentiell auch mehr negative Reviews. Der True-Black-Metaller, der eine Power-Metal-Platte zur Rezension bekommt, wird die vermutlich schlechter besprechen, als jemand der sich in dem Genre auskennt. Als ich noch Schreiber war habe ich es geliebt negative Reviews zu verfassen. Das ist wesentlich einfacher, als eine Platte in den Himmel zu loben. Wie auch immer, für die aktuelle Scheibe haben wir nicht viele negative Kritiken erhalten.

Aufgefallen ist mir auch, dass Tim mehr schreit als sonst. War das bewusst von euch so arrangiert oder hat sich das einfach ergeben? Man könnte nämlich auch meinen, er hätte Probleme mit seiner Stimme.

Ich persönlich mag es, wenn Tim mit seiner Reibeisen Stimme bis an seine Grenzen geht und da ich der Typ bin der seine Performance produziert, bekomme ich eigentlich immer, was ich will, hahaha. Ich habe seine Stimme aber auch im Kopf, wenn ich die Songs schreibe. So ist schon im Vorfeld klar, wie die Vocals klingen sollen, bevor er auch nur eine Note gesungen hat. Im Fall von “Bury The Light” kam noch hinzu, dass die Songs aggressiver als bei den letzten Veröffentlichungen sind. Ich denke aber, dass Tims Stimme absolut in Ordnung ist, auch wenn ich nicht weiß, wie er das immer hinbekommt. Wenn ich auch nur eine Zeile so singen würde wie er, wäre ich sicher eine Woche lang heiser.

Pharaoh

Ich finde ja, dass PHARAOH mit “By The Night Sky” einen neueren US-Metal Klassiker veröffentlicht haben. Das Stück besitzt die perfekte Mischung aus Melodie, Härte und spannendem Songwriting. Klar, in der Art habt ihr viele Nummern, aber “By The Night Sky” ist doch etwas besonderes, finde ich. Welches ist denn Dein Lieblingslied deiner Band und warum?

Die Nummer ist sicherlich sehr beliebt, wobei ich aber auch gestehen muss, dass ich den Song gar nicht so gut fand, als ich die ersten Demos gehört habe. Aber so ist das immer, wenn Chris Kerns mit Songs ankommt. Da weiß man bis zum fertigen Produkt nie, in welche Richtung sich der Song entwickeln wird. Wobei ich mir aber ziemlich sicher bin, dass er die ganze Zeit im Kopf hatte, wie der Song klingen soll. Meine Lieblingssongs sind eher die komplexeren. Mein absoluter Lieblingssong ist “Telepath” (von “Be Gone” – Red.). Ich liebe die Riffs, die Energie, die er vermittelt, den Gesang, das ganze Lied halt, hahaha.
Auf dem neuen Album gefällt mir “In Your Hands” sehr gut. Chris Black hat hier die Melodien und den Text zu meinen Riffs geschrieben und den Song dabei sehr eingängig gehalten. Von “The Longest Night” gefällt mir “Sunrise” am besten, da hier das erste Mal dieser ‘drei-Gitarren-Sound’ zu hören ist, der zu unserem Trademark geworden ist. Bleibt noch das Debüt, von welchem ich “Never Not Again” liebe. Wir haben niemals einen vergleichbaren Song geschrieben, obgleich wir es hätten tun sollen.

Im letzten Jahr habt ihr die EP “Ten Years” veröffentlicht. Im Infoflyer stand, dass das eine Jubiläums-EP sei. Welches Jubiläum habt ihr denn damit gefeiert? Ihr habt die Band 1997 gegründet und die erste CD ist 2003 erschienen, wenn ich mich nicht irre.

Hahaha…ja, das war irgendwie nur Infoflyer-Mist. Der Titel hat natürlich nichts mit der Existenz der Band zu tun. Es geht bei dem Titel eher um die Zeit seines Lebens, die der Protagonist der Nummer durch schlechte Angewohnheiten vergeudet hat. Ansonsten hast Du natürlich Recht. PHARAOH bestreiten im November ihren fünfzehnten Geburtstag. Wir sollten dann eine EP mit dem Titel “17 Years” herausbringen, um die Leute noch weiter zu verwirren, hahaha.

Du arbeitest ja immer mit vielen Gitarrenstimmen auf jedem eurer Alben. Das limitiert euch doch was Auftritte angeht, oder? Du alleine kannst die ganzen Stimmen ja nicht spielen, selbst mit zwei Klampfern ist das noch manchmal noch schwierig. Habt ihr nicht mal überlegt einen festen zweiten Gitarristen zu engagieren?

Ja, wenn wir live spielen, müssen wir natürlich auf einen zweiten Gitarristen zurück greifen. Diese Rolle hat bislang unser Produzent Matt Crooks übernommen. Das ist natürlich immer eine Herausforderung und manche Songs sind eigentlich unmöglich liev zu spielen, aber wenn BLIND GUARDIAN ihre Songs auf zwei Gitarren reduzieren können, können wir das auch.

Wie sieht es denn generell mit einer Tour zu “Bury The Light” aus? Plant ihr da was? Immerhin seid ihr eine Band, die auf eine solide Fan-Basis blicken kann, auch wenn ihr euch zumindest in Deutschland nicht so oft sehen lasst. Haben wir die Chance euch n naher Zukunft in Deutschland zu sehen?

Momentan proben wir das erste Mal in der Bandgeschichte regelmäßig und wir hoffen, dass wir eine richtige Tour fahren können. Aktuell ist nur ein Festival in den USA gebucht. Ob wir in Deutschland spielen können hängt natürlich auch von finanziellen Dingen ab, aber wenn wir die Chance bekommen in Europa zu spielen, steht Deutschland ganz oben auf der Liste für PHARAOH. Ich liebe es zu touren oder Festival-Gigs zu spielen, aber irgendwie fragt uns niemand, ob wir spielen wollen. Ich weiß, dass unsere Show auf dem KEEP IT TRUE-Festival nicht die beste war, aber ich schwöre, dass wir besser geworden sind. Also Promoters: Mailt mich an!

Die Metal-Szene musste vor ein paar Wochen einen herben Verlust hinnehmen. Mark Reale von RIOT ist verstorben. Du hast mit ihm zusammen gearbeitet. Wie hast Du ihn in Erinnerung?

Traurigerweise habe ich nicht viel Zeit mit Mark verbringen können. Wir haben einen Rough-Mix unseres Songs “Dark New Life” an die beiden RIOT-Jungs geschickt und Mark und Mike haben ihre Soli dann in New York aufgenommen. Ich habe Mark dann hinterher aber doch noch einmal treffen können und das war eine bemerkenswerte Erfahrung. Chris Black und ich sind nach Texas geflogen, um den Reunion-Gig von RIOT im “Thundersteel”-Line-Up zu sehen. Da ich bezüglich der Soli primär mit Mike Flyntz Kontakt hatte, habe ich mich persönlich vorgestellt und er stellte uns dann Mark vor. Er sagte “Hey, das ist Matt von PHARAOH.” Mark antwortete “Hey Mann, Du bist ein echt guter Gitarrist.” Ich hätte auf der Stelle sterben können.
Er sagte nicht viel mehr, aber ich denke, dass es ihm zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr so gut ging. Aber zu wissen, dass Mark Reale eine hohe Meinung von meinem Spiel hat, ist etwas, dass ich in meinem Leben nicht mehr vergessen werde. Er war ein fantastischer Musiker und was wesentlich maßgeblicher ist, ein unvergleichlicher Songwriter. In 35 Jahren Bandgeschichte haben RIOT niemals ein schlechtes Album veröffentlicht und ihre letzte Platte (“Immortal Soul” – Red.) gehört mit zu ihren besten. Es wird nie wieder eine Metal-Band wie sie geben. R.I.P., Mark.

Ich danke Dir schon einmal für das Interview, Matt. Hast Du noch irgendwelche letzten Worte an unsere Leser?

Nein, ich danke Dir. Ich liebe es, Interviews zu geben und mit den Fans zu sprechen. Alle, die gerne mit mir in Kontakt treten möchten, können das gerne über unsere Website solarflight.net tun. Danke für Deine Unterstützung und stay heavy!

04.03.2012

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