Sodom
Bei uns ist alles handgemacht!

Interview

Wir hatten die Gelegenheit, ein Zoom-Interview mit TOM ANGELRIPPER zu führen. Im Mittelpunkt stand natürlich die Veröffentlichung des siebzehnten SODOM-Studioalbums „The Arsonist“. Doch auch abseits der neuen Platte zeigte sich das Ruhrpott-Original äußerst gesprächsfreudig. So dürfen sich die Fans unter anderem auf weitere Re-Releases aus dem Backkatalog freuen – und wir erfahren, wie Tom zum Thema künstliche Intelligenz steht. Viel Spaß beim Lesen des ausführlichen Interviews!

Guten Morgen, Tom. Hast du gut geschlafen?

Absolut, ja.

Sehr schön. Dann kommen wir doch direkt zum Eingemachten und starten mit den Fragen.

Ich habe es auch schon hier. (Tom hält die CD von „The Arsonist“ in die Kamera)

Die CD und das Booklet sehen wirklich schick aus.

Ja, heute kam die erste „Rutsche“ mit Fotos aus dem Studio und einem schönen Booklet.

Einige Redaktionsmitglieder freuen sich auch über ihre Vinylbox.

Ach ja, die ist sogar schon ausverkauft, habe ich gehört. Die ist ratzfatz weg gewesen.

Dass die Box schon ausverkauft ist, liegt wahrscheinlich an den fairen Preisen. Da seid ihr wirklich sehr fanfreundlich.

Wir wollen die Preise immer relativ flach halten. Wie teuer so eine Box, ein Doppelalbum oder eine CD ist, kann ich nicht beeinflussen. Ich habe nur Einfluss auf Merchandisepreise und so etwas.

Aber wir versuchen immer, alles möglichst fannah zu machen. Und die Qualität ist uns wichtig. Ich glaube, es gibt Bands, die hauen da noch mal 20 Euro mehr drauf.

Das ist alles super fair bei euch.

Da braucht sich auch keiner beschweren, wenn SODOM-Shirts mal zwei Euro teurer werden. Wir bezahlen ja mittlerweile im Einkauf für ein leeres T-Shirt schon fünf Euro, statt zwei. Das hat sich alles total erhöht. Aber man kann uns auf jeden Fall nicht vorwerfen, dass wir versuchen, möglichst viel Geld rauszuholen.

Es gibt kein “How to write a song“-Video

Kommen wir zum neuen Album „The Arsonist“. Wie können sich die Fans den typischen Entstehungsprozess eines Albums bei euch vorstellen?

Es gibt keinen gewissen Zeitraum, wo wir meinen, wir schreiben jetzt ein Album. Es funktioniert auch nicht, wenn man sagt: „Wir proben morgen, wir schreiben einen neuen Song.“ Das ist ein Entstehungsprozess über Jahre. „Genesis XIX“ ist auch schon fast fünf Jahre raus. Die Zeit rennt so schnell und wir waren auch sehr viel unterwegs. Da wird man immer wieder rausgerissen. Du musst das Schlagzeug abbauen, nach der Tour wieder aufbauen und so weiter.

Aber man kann sagen, sobald wir ein neues Album veröffentlicht haben, fängt man schon wieder mit neuen Ideen an.

Die Songs sind alle nach und nach entstanden. Yorck kommt mit einem Gitarrenriff, er schickt es mir, dann treffen wir uns im Proberaum. Da muss alles durcharrangiert werden. Mittlerweile hat Toni auch fünf Stücke geschrieben. Er ist ein guter Gitarrist, was viele gar nicht wissen. Da kam natürlich einiges an Material zusammen. Wir hatten am Ende insgesamt 15/16 Stücke, von denen es dann 12 aufs Album geschafft haben.

Und dann schreibe ich meine Texte drauf. Ich habe auch schon mal Lyrics vorgeschrieben, aber du musst den Text natürlich auch dem jeweiligen Song anpassen.

Das heißt, ich muss einen Song auch mitarrangieren. Ich bin ja in der Verlegenheit, es auch singen zu müssen. Es gibt da keine Blaupause, wie man einen Song schreibt oder kein YouTube-Video “How to write a song“.

Das gibt es bestimmt doch. (lacht)

Also entstehen die Songs bei euch zu Hause und ihr schreibt sie nicht mehr gemeinsam im Proberaum?

Ja. Natürlich haben wir auch manchmal eine Jam-Session oder wollen für ein Livekonzert proben. Da kommt Yorck und meint: “Ich habe hier ein Riff. Lass doch mal hier ansetzen.“ Aber jeder bastelt auch zu Hause nach seinen Möglichkeiten. Toni hat viele Songs zu Hause mehr oder weniger fertigkomponiert.

Hauptsache, Du kannst es irgendwie aufnehmen und vergisst es nicht. Dann schickt er es uns und anschließend kann jeder seinen Senf dazugeben. Letztendlich wird im Proberaum alles mal durchgespielt . Wir haben auch fast jeden Song einmal vorproduziert. Das können wir im Proberaum machen, wo wir auch einen PC mit Interface stehen haben.

Demnach schreiben alle Bandmitglieder Songs, aber die Texte bleiben Chefsache? Oder bekommst du auch mal einen Text vorgelegt, bei dem Du Dir sagst: „Der klingt gut. Den sing ich jetzt?“

Ich nehme normalerweise nur Texte, die ich selber geschrieben habe. Die sind alle selbst verfasst. Da ist nichts KI oder so. Wir haben mal Chat-GPT ausprobiert, aber da bin ich total raus.

Bei mir ist das ja alles noch verworrener. Wenn ich eine Textidee habe, versuche ich erst mal einen Songtitel zu finden. Am besten einen, den es noch nie gab, was aber fast unmöglich ist. (lacht)

Ich bin jetzt kein Komponist im eigentlichen Sinne, ich bin ein Arrangeur. Aber ich könnte auch einen Song schreiben, so ist das nicht. Ich weiß ja genau, wie die Stücke klingen sollen und kenne die Trademarks von SODOM, die unbedingt rein müssen.

Aber wie gesagt, wenn Frank, Yorck und Toni mit den Songs um die Ecke kommen, haben wir immer genug zusammen.

Nicht die Geschwindigkeit macht die Härte

Ihr hattet „Trigger Dicipline“ schon vorab veröffentlicht und du hattest gesagt, das sei der härteste Song der Scheibe. Allerdings klingt das komplette Album durchweg sehr hart. Liegt das vielleicht auch an den „jungen Wilden“, Yorck und Toni?

Es ist ja nicht immer nur die Geschwindigkeit, die die Musik hart macht. „Return To God In Parts“ oder „Scavenger“ sind Midtempo-Nummern, bei denen die Härte nicht unbedingt aus dem Tempo oder tiefergestimmen Gitarren heraus kommt. Sie kommt einfach vom Riffaufbau, vom Gesang und so etwas. Ich finde auch, man hört den Unterschied zwischen Frank und Yorck: Frank ist der klassische Thrasher mit seinen pfeilschnellen Riffs. Die hätten ohne Frage auch auf „Agent Orange“ gepasst.

Yorck geht ein bisschen epischer ran. Wir wissen ja auch alle, was Yorck gerne für Bands hört. Er lässt sich bestimmt auch gerne davon beeinflussen. Und Toni ist eh aus der härteren Schiene, Black- und Death Metal.

Die verschiedenen Einflüsse hört man auch sehr gut raus.

Natürlich gibt es Leute, die sagen, da ist doch zu viel Black Metal drin. Ich meine: „Hallo, wer hat es erfunden?“ (guckt ein bisschen stolz in die Kamera)

Wenn ich von Black Metal rede, dann nicht von den neuen Bands. Ich meine die Oldschool-Black-Metal-Bands, die nichts mit den neueren zu tun haben. Wenn ich an VENOM, BATHORY und auch an MIDNIGHT denke – die machen das ja auch so wie früher. Wenn man mal so einen VENOM-Song auseinandernimmt, dann hat man Riffs, die könnten auch von ZZ TOP stammen.

Das sind klassische Metal-Rock-Riffs. Daraus wird dann durch den Cronos‘ Gesang und den Basssound Black Metal.

Das Schöne für uns: Wir können alles machen, für uns gibt es keine Schublade. Es ist kein reiner Thrash Metal. Das wären für mich eher EXODUS oder OVERKILL. Wir sind da völlig frei. Es kann nach VENOM klingen, es kann nach TANK klingen, es kann nach MOTÖRHEAD klingen – ist mir scheißegal.

Es steht SODOM drauf, es ist SODOM drin, und genau das ist es.

Und das ist uns auch sehr wichtig!

Ein Schlagzeug soll klingen wie ein Schlagzeug

Ihr habt das Schlagzeug wieder analog mit einem 24-Spur-Gerät aufgenommen. Das kostet mehr und es ist anspruchsvoller aufzunehmen. Warum habt ihr den Weg gewählt?

Es kostet mehr Geld, klar. Ich wollte grundsätzlich einen Schlagzeugsound haben, der nach einem Schlagzeug klingt. Die meisten nehmen Drums digital auf, legen dann Samples, Triggersignale und irgendwelche Plug-ins drauf. Sie benutzen immer dieselbe Software und klingen alle nach Plastik. Das ist einfach nicht authentisch. Aber ich wollte ein Schlagzeug haben, das sich wie ein echtes Schlagzeug anhört. Das klingt schon anders. Du wandelst ja erst mal nichts um, denn das Signal geht vom Mischpult direkt auf ein Band.

Hinterher muss es sowieso digitalisiert werden, sonst könnte man keine CDs machen. Das war mir einfach wichtig. Wenn so eine Bandmaschine läuft, das hat schon eine ganz andere Atmosphäre.

Aber für Drummer ist es eine Herausforderung – du musst dann auch wirklich durchziehen. Du kannst nicht sagen: „Halt mal an, ich steige da wieder ein“. Beim digitalen Aufnehmen geht das mehr oder weniger. Toni hat die Songs zum Teil in einem Take durchgehämmert – und das in zwei oder drei Versionen, von denen wir uns dann eine aussuchen konnten. Aber du musst durchspielen – wenn du verkackst, musst du von vorne anfangen.

Die Gitarren haben wir allerdings wieder digital aufgenommen.

Das neue Album hat ja auch wieder einige kriegerische Texte. Wie viel Einfluss hat die aktuelle Zeit auf dein Songwriting?

Das fängt schon beim Plattencover an. Mich hat neulich jemand gefragt: „Warum habt ihr denn nicht Putin und Trump auf das Cover genommen, wie auf der „Masquerade In Blood“? Ich will ja nicht die große Weltpolitik beschreiben. Natürlich schreibe ich darüber, wie schlimm momentan alles ist, darüber, was überall so abgeht. Das mache ich aber nicht wie eine Zeitungsabhandlung, sondern versuche, es in einen lyrischen Text einzubauen.

„Taphephobia“ ist z. B. ein klassischer Erster-Weltkrieg-Text und in „The Spirits That I Call“ kann man zwar viel reininterpretieren, Aber man wird keine politische Meinung darin finden und meine schon mal gar nicht.

Das Cover beschreibt ja auch die Situation, die wir momentan haben. Es gibt welche, die Frieden schaffen wollen, aber einer will das wiederum nicht. In diesem Fall ist der „Knarrenheinz“ der Böse. Der Tod und der noch lebende Soldat haben sich ja versöhnt.

Letztendlich will ich einen lyrischen, geilen Text haben, mit einem guten Refrain, mit einem guten, sinnvoll geschriebenen Verse. Ich bin jetzt kein guter Englischsprecher. Ich hau den Text einfach bei Google Translator rein und gucke, was passiert. Das ist auch eine gewisse KI-Hilfe, das will ich nicht abstreiten. Ein Bekannter von mir liest da nochmal drüber, dass das dann auch einigermaßen perfekt ist.

Sodom – Rockharz Open Air 2025

Kam es dir dann vielleicht auch mal in den Sinn, wieder deutsche Texte zu schreiben?

Die haben wir ja mehr oder weniger immer gehabt. Und ich finde, deutsche Texte zu schreiben, ist viel schwerer als englische. Englisch ist oftmals floskelhaft. Du kannst mit einem Satz viel sagen oder auch gar nichts. Das funktioniert im Deutschen nicht. Da muss man schon immer direkt auf den Punkt kommen. Aber ich habe ja mittlerweile alle deutschen Texte geschrieben, die es gibt. (lacht herzlich)

Schon allein bei ONKEL TOM.

Viele Fans mögen ja gerade die deutschen Stücke.

Ja gut, bei „Nicht Mehr Mein Land“ war der Text ja schon ein bisschen kräftiger. Da wurde mir wieder alles Mögliche unterstellt. Viele versuchen bei deutschen Texten etwas zwischen den Zeilen herauszulesen, womit man mir irgendwie an die Karre pissen kann. Aber das ist ein anderes Thema. Wie gesagt, für deutsche Texte hatte ich keine gute Ideen.

Was ist dein persönliches Highlight auf dem Album, falls du eins hast?

Die härteren Sachen wie „Trigger Discipline“und „Taphephobia“ liegen mir schon sehr am Herzen. Die epischen von Yorck, „Return To God In Parts“ oder „Scavenger“, haben auch was.

Ich habe keinen Lieblingssong. Die Frage ist auch immer schwierig, genauso wie die nach dem Lieblingsalbum.

Ich mag immer gerne die härteren Sachen. Ich würde sagen, „Get What You Deserve“, „Masquerade In Blood“ und „Code Red“ sind meine Faves. Aber auf dem Album habe ich kein Highlight, ich finde, die sind alle geil!

SODOM-Fans können sich freuen

Du hast „Masquerade in Blood“ und „Get What You Deserve“ gerade schon angesprochen. Viele Fans fragen sich bestimmt, ob es mit den Re-Releases noch weitergeht. Wie bei der „Tapping The Vein“? Eure Platten werden ja teilweise gehandelt wie Gold.

Selbst das „Tapping The Vein“-Re-Release ändert nichts an der Tatsache, dass die Originalplatten trotzdem teuer bleiben. Es geht ja nicht darum, das Album auf Schallplatte zu haben. Es geht darum, das Original zu haben. Es wird auch immer noch 300 bis 400 Euro kosten.

Aber stimmt, wir arbeiten zurzeit an „Get What You Deserve“. Ich will nicht zu viel verraten. Wir haben noch ein paar vertragliche Sachen mit BMG zu klären. Aber Andy [Andy Brings; Anm. d. Red.] und ich haben uns schon öfter zusammengesetzt und tonnenweise Bilder gescannt. Man muss ja schon mal anfangen. Eventuell können wir dann auch ein Remix von der „Get What You Deserve“ und der „Aber Bitte Mit Sahne“ an den Start bringen. Wir wollen gern noch so eine geile Box machen. Auf jeden Fall ist es aber wieder ein fettes Paket.

Wir werden wahrscheinlich chronologisch weiterarbeiten. Dann würden natürlich irgendwann „Marooned“ und „Obsessed By Cruelty“ anstehen. Und wir hätten nächstes Jahr ein Jubiläum (40 Jahre). Mal gucken.

Wie gesagt, „M16“ und „Tapping The Vein“ haben wir gut gemacht. Die kamen bei den Leuten an. Darin steckt viel Liebe zum Detail.

Z. B. auch die Live-Aufnahmen von Witchhunters letzter Show. Die war jetzt nicht rühmlich. Keine Frage. Es ist jetzt kein offizielles Live-Album, aber ein historisches Zeitdokument.

Eine Band zum Anfassen, die auch mal Pause braucht

Das Album kam am 27.06. raus. Habt ihr wieder Autogrammstunden im Ruhrgebiet gegeben?

Wir hatten eine Autogrammstunde bei EMP und bei Idiot Records am 28.06.2025. Der Yorck arbeitet jetzt auch bei Idiot.

Dann hatten wir eine Brauereibesichtigung bei Stauder (mit 20 Fans, die die Tickets bei einer Tageszeitung gewinnen konnten). Ich bin ja jetzt ein bisschen weg vom Alkohol, aber ich habe mir das trotzdem mal angeguckt. Da war auch Presse für Interviews vor Ort und es gab ein Meet & Greet mit Fotos. SPV hat schon gute Ideen, was man machen kann.

Auf dem Rockharz-Festival haben wir die Platte auch zum ersten Mal live präsentiert. Viele wissen ja, dass für mich jetzt erst mal Feierabend ist.

Dann wird es vorerst keine weitere Gelegenheit geben, „The Arsonist“ live zu erleben?

Genau. Der Zeitpunkt ist zwar etwas ungünstig, weil wir gerade eine neue Platte draußen haben, aber für mich war das Rockharz vorerst die letzte Show. Und jetzt will ich einfach mehr Homeoffice machen. Ich habe aber keine genaueren Pläne.

Toni hat ein paar andere Bands, wo er trommelt. Er ist ja begehrt. Frank wird wahrscheinlich in der Musikschule weitermachen und sein BLACKFIRE-Soloprojekt weiter nach vorne pushen. Und Yorck ist auch ein Universalgenie. Klar, jeder muss gucken, wo er bleibt. Ist ja auch eine Geldfrage. Aber für mich ist erst mal „Schicht“.

Der Trend geht zum Homeoffice

Wo du gerade Homeoffice sagst: Wie sieht es denn zum Beispiel mit dem dritten Teil der „Lords Of Depravity“-DVD aus?

Den wird es nicht geben. Warum auch? Was soll darin vorkommen? Was soll da passieren? Der erste Teil war schon cool. Der zweite war auch gut, aber da waren wir ja nur noch eine Besetzung. Heutzutage kriegst du ja alle Informationen im Internet. Jeder Fan, der sich interessiert, weiß alles, kriegt alles raus.

Jedes Konzert wird mit dem Handy gefilmt oder auch professionell. Also was will man da noch machen?

Was ich mir noch vorstellen könnte, ist, die ersten beiden Teile noch mal neu zu releasen – mit Bonusmaterial, das vielleicht noch dazu gekommen ist. Das wäre natürlich eine Maßnahme. Noch mal ein fettes Paket schnüren und vielleicht noch ein geiles Livekonzert, das wir letztens aufgenommen haben.

Die ganzen Master-Bänder sind allerdings flötengegangen. Keiner weiß mehr, wo die sind. Da muss man recherchieren, ob es noch ein Master gibt, was man „auseinanderreißen“ kann. Die DVDs kriegt man nicht mehr. Die erste Version mit dem Pappschuber sowieso nicht.

Aber es ist eine gute Idee, darüber könnte man mal nachdenken.

Dann beteiligst du uns am Gewinn? (breites Grinsen im Gesicht des Redakteurs)

Ein Cent pro verkaufter Einheit. (lacht auch)

Bei SODOM ist alles handgemacht

Bist du eigentlich noch aufgeregt bei einer neuen Veröffentlichung oder ist das nach 43 Jahren Musikgeschichte schon Alltag, etwas zu veröffentlichen?

Ich bin überhaupt nicht aufgeregt. Das Kind ist ja schon in den Brunnen gefallen, es ist wie es ist. Aber ich bin zufrieden, die Band ist zufrieden. Das Paket ist meiner Meinung nach ein klassisches SODOM-Album. Ich freue mich immer über die Reaktionen, die kommen. Bis jetzt waren alle positiv. Einer sagt, die Gitarren wären zu leise. Der andere meint, der Bass hätte noch lauter gekonnt.

Man hört immer wieder solche Kritiken. Gerade haben wir auch wieder eine sehr positive Review bekommen, was uns natürlich freut. Ich bin mir sicher, dass wir gut ankommen werden. Aufgeregt bin ich da nicht. Klar, es gibt auch Stimmen, die sagen, dass das Cover mit KI gemacht wurde. Das regt mich auf. Es ist alles handgemacht, das kann ich garantieren.

Wer ist der Cover-Künstler?

Das ist der Bielak. [Zbigniew M. Bielak; Anm. d. Red.] Er ist ein polnischer Coverartist, der unter anderem auch die letzten GHOST-Sachen gemacht hat. Mit ihm war ich schon ein paar Jahre in Kontakt. Diese GHOST-Cover gefallen mir nicht, das ist alles so „kathedralisch“. Das passt nicht zu uns. Er ist aber auch ein totaler SODOM-Fan. Sein Lieblingsalbum ist „Obsessed By Cruelty“.

Bielak hat auch Sachen für MAYHEM gemacht. Aber das „Arsonist“-Cover ist geil geworden. Es ist über zwei Jahre entstanden – er wollte immer Texte und Vorproduktionen haben und hat mir dann Skizzen geschickt. So konnten wir das Cover nach und nach aufbauen. Irgendwer hat gesagt, es sähe nach „Agent Orange“ aus. Das finde ich überhaupt nicht. Aber es ist genauso detailreich. Bielak hat auch dieselbe Maltechnik benutzt. Also nix Chat-GPT, wie es mal jemand geschrieben hatte. Da fühlt sich ein Künstler natürlich beleidigt.

Ich bin mir sicher, dass andere sowas machen und das funktioniert ja auch. Aber ich will davon nichts hören. Ich mag nicht, dass einem unterstellt wird, man hätte KI-Technik benutzt, obwohl das überhaupt nicht stimmt. Und du hast keine Gelegenheit, das Gegenteil zu beweisen. Da wird es in den nächsten Jahren noch Probleme geben.

GRAVE DIGGER haben ihr neues Cover mit KI gemacht. Das hat er [Chris Boltendahl; Anm. d. Red.] zugegeben. Es ist okay, wenn jemand ein paar tausend Euro sparen will, es per Knopfdruck macht und es trotzdem geil ist. Warum nicht? Ich würde das nicht machen. Für mich muss das alles Handarbeit sein. Es muss ein Kunstwerk sein. Ein KI-generiertes Cover ist kein Kunstwerk mehr, finde ich.

Wir sind leider schon fast am Ende angekommen, aber wir machen jetzt noch die Schnellfragerunde. Das heißt, du antwortest schnell und spontan.

Wo machst du lieber Urlaub? Am Meer oder in den Bergen?

Ich mache überhaupt keinen Urlaub. Solange ich lebe, habe ich noch nie Urlaub gemacht. Aber wenn, dann würde ich in die Berge fahren.

VENOM oder MOTÖRHEAD?

VENOM, nee, TANK!

Currywurst oder Döner?

Currywurst, aber eine gute! Bei uns gibt es keine Currywurstbude mehr. Um eine gute Currywurst zu essen, muss ich zwölf Kilometer rausfahren. Wenn ich Döner essen will, kann ich 50 Meter bei mir die Straße hochgehen.

Tape oder Vinyl?

Vinyl.

Club- oder Festivalshow?

Club.

Tom hat immer die letzten Worte

Dann sind wir mit dem Interview durch. Aber dir gehören die berühmten letzten Worte.

Ich habe immer die letzten Worte! (schelmisches Ruhrpott-Grinsen inklusive)

Es freut mich, dass das Album gut ankommt und man sieht, dass wir wieder einen festen Stand in der Szene haben. Auch wenn es erst mal nicht weitergeht. Ich habe in 43 Jahren schon einiges geleistet. Jetzt kommt die Pause. Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse. Jetzt muss ich mich auch mal um andere Sachen kümmern.

Wohlverdient. Du bist so etwas wie der deutsche Lemmy. Das hört sich jetzt doof an, aber du bist immer auf Achse.

Lemmy hat ja praktisch bis zum letzten Atemzug durchgezogen. Und ich bin kerngesund, mein Arzt ist sehr zufrieden mit mir. Aber wenn du durch eine Krankheit gehindert wirst, Musik zu machen, dann kannst du auch alles andere nicht mehr. Solange man gesund ist, kann man sagen: „Ich verzichte mal kurz und mache andere Sachen, die mir auch Spaß machen“. Jeder, der 60 ist oder drüber wie ich, wird das unterschreiben. Du kannst ja nicht immer durchziehen. Klar, Geld können wir alle gebrauchen, doch nicht um jeden Preis. Aber den Backkatalog treiben wir voran und das werden wieder schöne Produkte. Bis dahin ist es noch viel Arbeit.

Ok, danke für das Interview, Tom! Hab noch einen schönen Tag.

Quelle: Interview mit Tom Angelripper
19.08.2025

Heavy Metal is The Law! I'll never see heaven I'll never be a part of you I'll ever despise your name I'll never show mercy to you Fucking bastard

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