The Devil's Blood
Talk to the Devil - Ein Gespräch mit dem Mastermind von "The Devil's Blood"
Interview
Die EP „Come, Reap“ kam wie aus dem Nichts und konnte durch die Bank durch beeindrucken. Die nachfolgende Langspielplatte „The Time Of No Time Evermore“ verschaffte der Band nicht nur Headliner-Spielzeiten bei etlichen Festivals, sondern auch eine solide Fanbasis. Mit ihrem neuen Album werden THE DEVIL’S BLOOD zeigen, ob sie nur ein kurzlebiger Hype, oder eine ernst zu nehmende Konstante in der Rock Landschaft darstellen. Wir sprachen mit dem Mastermind Selim Lemouchi über das neue Album, den philosophischen Hintergrund, Satanismus und Rock’N’Roll. Was der gut gelaunte Niederländer zu erzählen hatte, lest ihr hier:
Selim, schön, dass wir reden können. Wie verläuft die Promotion zum neuen Album?
Ich bin zu hundert Prozent zufrieden mit meiner Arbeit und aufgeregt auf die Promotion. Auf ihre eigene Art und Weise ist die Scheibe perfekt geworden. Ich würde nichts mehr verändern wollen.
Wann sind die Stücke entstanden?
2010. Das Meiste habe ich innerhalb von elf Monaten auf meinem Computer geschrieben. Danach folgten drei Monate intensiver Proben. Die Aufnahmen haben zwei Monate gedauert.
Hast du das Material wieder alleine geschrieben, wie bei dem Vorgänger?
Ja. Ich nehme zuhause die Demos mit Schlagzeug, Bass, Gitarre, Gesang und manchmal auch Keyboards auf. Dann bringe ich diese Ideen zur Band, spiele es ihnen vor und erkläre einige Parts nochmal ausführlicher. Dabei entstehen einige neue Ideen und das Ganze entwickelt sich zu dem, was man dann auf der Platte zu hören bekommt. Es gibt sehr viele Zwischenstadien – von der Demo zur Probe, wieder zur Demo, und zurück zur Probe. Normalerweise nehmen wir drei Version eines Songs auf, bevor wir ins Studio gehen.
Drei unterschiedliche Versionen?
Nein, es ist eher die Evolution des Songs. Wenn wir merken, dass sich genug geändert hat, nehmen wir das Stück neu auf. Manchmal wird man dabei neu inspiriert.
Erzähl mir etwas über die Bedeutung des Titels.
Nun…“The Thousandfold Epicentre“…ich versuche mal mich kurz zu fassen. Was man immer bedenken sollte, ist der logische Widerspruch. Es ist die Repräsentation eines Daseinzustandes, welcher in dieser Welt nicht existieren kann. Genau genommen, ist es eine philosophische Frage. Was geschieht im Moment des Weltuntergangs, der Apokalypse? Was ich glaube, ist, dass es in jedem Partikel, jedem Molekül und jedem Atom, Elektron oder Äther eine simultane Ex- und Implosion der Energie aus dem gesamten Universum geben wird. Aus diesem Feuer soll ein ultimativer Zustand des Chaos geboren werden. Dies ist mehr oder weniger der Zustand, aus dem wir ursprünglich kommen. Genau wie „The Time Of No Time Evermore“ setzt sich das neue Album auf einer poetischen Ebene damit auseinander. Es ist die Idee des Todes und des Nichts.
Es ist also eine Art Konzept, bei dem die Lieder miteinander verbunden sind?
Oh, das ist immer so bei uns. Der Vorgänder, die EP – sie alle haben mehr oder weniger mit dieser Thematik zu tun. Sie sind stets dem Tod, Satan und dem Chaos gewidmet. Und das ist, was wir sind und was wir tun.
In früheren Interviews, hattest du mal gesagt, dass du die Lyrics gar nicht wirklich selbst schreibst, sondern sie durch dich hindurch fließen.
Das Gleiche gilt auch für die Musik! Es ist, als würde ich die Inspiration von irgendwo außerhalb meines eigenen Ichs empfangen. Ich kann es nicht erzwingen, indem ich mich hinsetze und einfach einen Song schreibe. So funktioniert es für mich nicht. Irgendwann kommt der Flash und dann muss und will ich in der Lage sein zu Schaffen. Es ist stets Extern.
Gibt es bestimmte Auslöser für diese Kreativität?
Keine, die ich bisher genau benennen könnte.
Du wirst also oft überrascht?
Ja, öfters. Es kann etwas so banales sein, wie der Abwasch in der Küche. Plötzlich strömen Ideen und Möglichkeiten auf mich ein. Dann muss ich alles stehen lassen und mir eine Gitarre schnappen. So wie ein Maler sich die Pinsel nimmt und anfängt Farbe aufzutragen, nehme ich die Gitarre, um meine Ideen auszudrücken. Und wenn ich dann die Akkorde habe, kommen die Texte meistens automatisch mit. Es ist ein Schneeballeffekt. Die Ideen reifen dann einige Tage in meinem Kopf – dann nehme ich sie auf.
Wer ist für das unglaubliche Artwork verantwortlich?
Die Person, die es gemalt hat, will nicht namentlich genannt werden. Wir nennen ihn „Nobodys Fool“. Er ist ein unglaublich talentierter Maler aus Russland, den wir mit Demos in einer sehr frühen Phase konfrontiert haben. Daraus hat er seine Inspiration geschöpft und das erschaffen, was du nun sehen kannst. Wir hatten ihm keinerlei Vorgaben gemacht und waren von dem Ergebnis genau so überrascht, wie du wahrscheinlich auch.
Seit „The Time Of No Time Evermore“ hat sich euer Bandstatus von Geheimtipp zu einer etablierten Größe im Rock/Metal-Bereich geändert. Warst du von dieser Entwicklung überrascht?
Nein, nicht wirklich. Nun ja, irgendwie natürlich schon, aber es ist nichts woran ich bewusst denke. Es ist etwas, das einfach passiert. Ich bin sehr froh darüber, wie sich alles entwickelt hat. Ich habe es nicht erwartet, war aber auch gleichzeitig nicht überrascht. Selbst jetzt, nachdem alles so gelaufen ist, denke ich nicht wirklich darüber nach. Das gute daran ist, dass uns der Erfolg Möglichkeiten gibt. Wir haben die Gelegenheit Dinge zu tun, die anderen Menschen verwehrt bleiben. Das ist eine positive Sache.
Was für Möglichkeiten sind es?
Wir können auf der ganzen Welt spielen, sind auf Festivals, treffen unglaublich viele interessante Menschen. Gleichzeitig sind wir unabhängig genug, um selbst bestimmen zu können, wann wir ein Album aufnehmen und herausbringen wollen. Solche Dinge.
Wenn du schon Festivals erwähnst – wie schwer ist es für euch bier- und partyhungrigen Metalfans eure Musik zu präsentieren?
Es war herausfordernd. Aber weißt du – es ist okay. Es ist nicht wirklich wichtig.
Wird es auf der Bühne visuelle Änderungen für die neue LP geben?
Ja, wir arbeiten im Moment daran. Allerdings sind wir immer noch keine wohlhabende Band. Die finanziellen Möglichkeiten die Dinge so zu tun, wie sie getan werden sollten, sind begrenzt. Für uns wäre es sehr interessant, so etwas zu haben wie IRON MAIDEN – riesige Backdrops für jeden einzelnen Song. Ich würde es wirklich gerne machen, aber im Moment können wir uns das nicht leisten. Also arbeiten wir an günstigeren Wegen den gewünschten visuellen Effekt zu erzielen.
Habt ihr bei den Aufnahmen altes Equipment aus den 70/80ern benutzt?
Klar. Wir hatten einige Keyboards, einen Fender Rhodes, Klarinetten und eine Hammond Orgel. Natürlich benutzen wir immer alte Röhren Verstärker und solcherlei Dinge. Diesen ästhetischen Sound der Instrumente mögen wir viel lieber, als den modernen Scheiß.
Im Moment ist “Retro“ ziemlich angesagt. Bands wie GRAVEYARD sind sehr beliebt. Hörst du dir solche Musik an?
Nein, beinahe nichts. Normalerweise bevorzuge ich das alte Zeug. Ich glaube auch nicht, dass wir selbst Teil irgend einer Szene sind – ich sehe keine Verbindung dorthin. Ich respektiere die Arbeit dieser Bands, aber was wir tun, ist etwas komplett anderes. Und so will ich es auch belassen. Wir sind THE DEVIL’S BLOOD und das ist alles, was wir jemals sein werden. Ich glaube sogar, dass wir eine Rock’n’Roll Band sind. Das ist das einzige Musikgenre, das für mich Sinn macht. Es war die erste rebellische Musik, die jedermann spielen konnte. Davor gab es Jazz, was natürlich tolle Musik ist, aber nicht jeder kann da einfach mitmachen. Rock’N’Roll war eine Musik – ähnlich wie Blues, nur für ein jüngeres Publikum – die von Rebellion gesprochen hat. Es ging darum, nicht Teil der Elterngeneration zu sein, sondern darum, eine neue Welt und eine neue Wahrheit für sich selbst zu erschaffen. Für mich ist dies viel relevanter, als Begriffe wie „Siebziger“, „Sechziger“, „Retro“, „Punk“ – Es ist okay. Viele Bands, die ich höre gehören wahrscheinlich einem der Genres an und ich liebe sie, doch für mich muss es Rock’N’Roll sein, sonst verliere ich das Interesse. Es muss Spirit haben.
Auf dem neuen Album habt ihr deutlich verstärkte psychedelische Elemente. Absicht?
Die Lieder haben es gebraucht, sie haben danach gerufen. Es musste einfach da sein.
Was euch noch mehr Gelegenheiten gibt bei den Songs live spontan zu improvisieren, als ihr es mit dem Vorgänger schon getan habt.
Ja, ich denke es gibt da tatsächlich mehr Optionen. Wir werden sehen – es muss sich natürlich entwickeln.
Viele euer Fans lieben die Musik, interessieren sich aber eher nicht für den satanistischen Hintergrund, der dir so wichtig ist. Ist es ein Problem für dich?
Nein. Es interessiert mich nicht. Ich denke jeder sollte das sein, was er ist. Jeder sollte daran glauben was er aus sich selbst heraus darstellt und nicht auf andere Leute hören. Man sollte sich über alles eine eigene Meinung bilden – uns als Band eingeschlossen. Und wenn sie sich dazu entscheiden, dass sie uns nicht mögen, ist es in Ordnung. Solange sie aus sich heraus zu diesem Schluss kommen.
Du hast in der Vergangenheit oft betont, dass das einzelne Individuum für die Gesamtvision nicht wichtig ist. Natürlich ist dadurch ein ziemlich mystifiziertes Image entstanden.
Ja, aber es war nicht unsere Absicht. Eher eine negative Nebenerscheinung. Eigentlich betreiben wir gar nicht mehr so viel Geheimniskrämerei, wie früher. Jeder weiß sowieso bescheid, es ist also nicht wichtig. Viel bedeutender ist, wenn man THE DEVIL’S BLOOD sieht oder hört, dass man sich nicht auf die Menschen konzentrieren sollte, sondern darauf was sie erschaffen. Und dann sollte man sich erlauben, etwas mit ihnen zu schaffen. Wenn du dich ausschließlich auf die Menschen konzentrierst, wirst du niemals in der Lage sein, wahrhaftig zuzuhören. Das ist das Pop-Musik Problem. Leute hören BRITNEY SPEARS, weil sie BRITNEY SPEARS ist, nicht wegen ihrer Musik. Sie fragen sich nicht, worum es in ihren Songs geht. Und das ist auch kein Wunder, denn wenn man dies versucht, stellt man fest, dass absolut nichts dahinter steckt – es ist leer. Es ist nur ein aufgegeiltes, kleines Mädchen mit einem schlechten Lied. Zumindest tut sie so, als wäre sie aufgegeilt. Es sind Lügen, über Lügen, über Lügen. Bei ihr geht es nur um die Persönlichkeit. Doch diese Persönlichkeit ist nicht das, was sie wirklich ist. Bei uns in der Band haben und brauchen wir diese Persönlichkeiten nicht. Wenn wir hier reden, kann ich dir mein richtiges Ich zeigen, das ist kein Problem. Wenn wir aber auf der Bühne stehen, sollst du über mich hinaus schauen.
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Stile | Hard Rock, Psychedelic Rock, Rock'n'Roll |
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