Ultha
"Einige haben sogar Tattoos von uns..."

Interview

Googlet ihr euch selber als Person oder als Band und lest dann was über euch so geschrieben wird oder interessiert das eher nicht?

Manchmal mach ich das schon um zu schauen was man über mich online so herausfinden kann, denn da ich ja im öffentlichen Dienst arbeite wäre es unter Umständen nicht so gut. Ob da jetzt jemand schreibt, dass er mich oder meine Musik scheisse findet ist eher sekundär. Meine Kolleginnen und Kollegen wissen zwar, dass ich Musik mache, aber nicht welche oder wie die Band heißt. Meine Schüler wissen nichts davon.

Was ULTHA angeht, da google ich uns eigentlich nicht selber für Reviews oder so, aber wenn man nach dem Hashtag #ULTHA zum Beispiel bei Instagram sucht, ist es manchmal ganz interessant was die Fans da so drunter verlinkt haben.

Welches musikalische Klischee (muss nicht Metal sein) kotzt dich/euch am meisten an?

Da gibt es einige. Zum Beispiel das im Neofolk so sehr mit Nazischeiß kokettiert werden muss; das im Black Metal so oft erst das Image stehen muss bevor man Musik schreibt; generell Verbohrtheit im Metal und dieser oftmals fanatische Purismus das eine Kategorie von Metal nur dann “echt” ist, wenn sie alle Normen erfüllt die irgendwann irgendwer mal diktiert hat; der verdammte Drogenkonsum unter Musikern; das im Punk und Hardcore oft über Unity, Crew und so was geredet wird, über Menschen-, Frauen- und sonstige Rechte philosophiert wird, man vorne rum einen auf Bussi-Bussi Gesellschaft macht und dann hintenrum so oft einfach der selbe, gutbürgerliche Stammtisch-Tenor herrscht…etc pp. Ich weiß schon, warum ich mich aus so vielem lieber raus halte und alleine zuhause bleibe.

Ich geb dir nun ein paar Stichwörter bzw. angefangene Sätze und du probierst die einfach kurz in 1-2 Sätzen oder vielleicht mit ein paar anderen Stichworten zu beantworten mit dem was dir in den Sinn kommt.

Guilty Pleasures?

Ich kann “Monopoli” von Klaus Lage auswendig mitsingen.

Köln ist…

…eine gute Stadt zum Leben, wenn man mal den Fluch des Karneval außen vor lässt.

Journalisten sind …

…je nach Aufgabengebiet, Motivation und Interesse zwischen wichtig und gut verzichtbar.

Musiker sind …

…je nach Aufgabengebiet, Motivation und Interesse zwischen wichtig und gut verzichtbar.

Wie würdest du für dich/euch Erfolg definieren? Seid ihr schon erfolgreich, gibt es noch weitere Dinge die ihr erreichen wollt oder reicht euch das, was ihr momentan habt?

ULTHA ist unser Hobby. Dieses trägt sich aufgrund von Gagen und Merchandise mittlerweile selbst. Wir bekommen tolle Shows angeboten in Ländern die wir so nie besuchen könnten, haben die Chance mit Bands zu spielen die wir schätzen, vor Leuten die sich interessieren für das was wir tun. Wir bekommen Feedback dazu, wie viel unsere Musik und die Texte manchen Menschen bedeutet; einige haben sogar Tattoos von uns. Das ist mehr Erfolg als wir uns je vorgestellt hätten.

Auf Tour oder nach den Konzerten eher Alkohol oder entspannen bei ein wenig was zu rauchen?

Kommt auf die Person in der Band an. Für mich weder noch. Ich freue mich meistens eher auf das Essen, was ich mir vor der Show gebunkert habe und eine Cola.

Das ist natürlich sehr frisch, aber ich kann mir vorstellen ihr seid wie andere Künstler im Dauer-Schreib-Modus mit vielen neuen Ideen. Gibt’s schon erste Entwürfe für nachfolgende Musik oder steht die nächste Zeit erst mal ganz im Zeichen von Touren und Promoten von “The Inextricable Wandering”?

Also, das ist tatsächlich noch sehr früh, denn das neue Album ist ja noch nicht einmal draußen. Aber ja, ich funktioniere nur so glaube ich. Da ist schon eine ganz grobe Ideen für den Nachfolger, vor allem in Hinblick auf die Themen und das Konzept. Zusammen mit “Converging Sins” und “The Inextricable Wandering” soll es eine Art Triologie ergeben. Natürlich noch nix konkretes und ausgearbeitetes.

Es gibt ja Bands die legen sich alles vorher konzeptmäßig zurecht, haben in ihren GuitarPro Files alles bis auf die letzte Note geplant und nehmen dann so auf. Passiert das Songwriting bei euch ebenso oder gibt es old school auch Jam-Sessions wo Ideen dann gemeinsam ausgearbeitet werden?

Ich kenne mich leider noch zu wenig mit Software auf dem Computer aus um da was alleine komplett zu komponieren und für mich auszuarbeiten. Es gibt bei uns schon noch diesen Old-School Aspekt, dass wir im Proberaum zusammen an den Songs arbeiten. Allerdings arbeite ich schon Ideen und teilweise ganze Songs aus und sag den anderen, wie ich mir diverse Parts vorgestellt habe. Das probieren wir dann gemeinsam aus und arbeiten mit den Ideen, schreiben sie um, arrangieren neu etc. bis es ein ULTHA-Song ist.

Das Maximale was ich an technischem Fortschritt nutze ist, dass ich mich mit dem Iphone selbst beim Spielen eines Riffs filme, damit ich die Melodie und Akkorde nicht vergesse. Den Rest schreibe ich dann im Kopf. Es ist wirklich nicht leicht sich alles zu behalten, wenn Songs 15 Minuten lang werden und viele verschiedene Riffs und Nuancen vorkommen. Und während ich zum Beispiel Joggen gehe kommt mir dann Inspiration für eine andere Melodie, für Dinge die ich gerne von den Drums oder Bass hätte. Das kann ganz schön anstrengend werden. “The Avarist” war beispielsweise ein Song, der echt lange gebraucht hat bis er fertig war. Es gab natürlich gewisse Parts die gingen schnell, aber dann den Song zusammen zu setzen war langwierig. Jetzt ist er aber ziemlich perfekt, finden wir.

War der Grund für “Gallows” und “We Only Speak In Darkness” um ein paar kleine Ruhepunkte mit im neuen Album zu haben? Auf “Converging Sins” habt ihr ja schon ein wenig mit anderen Genreeinflüssen gespielt, auf dem Debüt gab es das noch nicht, das war relativ straightforward, oldschool Black Metal in klassischer Besetzung. Aber 7 Minuten Synthieloops dürfen sich sonst nur URFAUST erlauben. War das Absicht, so Trance zu erzeugen? Solche Zwischenspiele bzw. die Art wie man die einzelnen Tracks dann arrangiert beeinflussen ja auch sehr den Fluss eines Albums.

Ja, ich finde das hast du schon ganz gut beschrieben. Ein Album muss fließen können, muss kongruent sein. Wir haben aber auch ganz bewusst Kontrastpunkte mit hineingebracht. Es geht ja bei allem was wir machen primär um ein Gefühl das sich durch das Album zieht. Da nutzen wir auch mal andere Methoden. Ich meine, die ersten beiden Songs auf dem Album sind schon eher ziemliche Brecher. Da direkt dann noch einen heftigen Song nachzuschieben wäre super anstrengend und einfach zu viel. Wir würden das so nicht hören wollen und primär machen wir die Musik ja für uns. Dadurch, dass wir diese eher ungewöhnlichen, Metal-untypischen Tracks mit drin haben haut der nachfolgende Track dann wieder doller rein.
Also ja, das war schon Absicht, dass wir die Songs an diesen Stellen aufs Album genommen haben. Wir wollen uns ja auch ständig weiterentwickeln und neue Sounds ausprobieren. Den Vergleich mit URFAUST kann ich nicht ganz nachvollziehen, da deren Musik ja sowieso in diese Trance-Richtung geht, wir spielen ja eher schnelleren Metal. Aber es war definitiv Absicht, diese Trance musikalisch aufzubauen. Das hast du auch bei unseren Liveshows. Statt ein großes Bühnenbild zu haben wollen wir lieber die Musik sprechen lassen und unterstützen diese Atmosphäre dann durch die nicht vorhandene Lichtshow und den Nebel, statt durch ausgefallene Performance oder mit Corpsepaint/Kapuzen davon abzulenken.

Alles klar, damit bin ich so ziemlich durch, gibts noch Schlussworte?

Nein, eigentlich nicht. Wäre wieder ein Klischee das keiner braucht. Aber dir danke für das Interview – ich mag es Fragen zu beantworten die man nicht schon 100x beantwortet hat.

Galerie mit 20 Bildern: Ultha - De Mortem Et Diabolum 2023 in Berlin

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Quelle: Century Media, Ralph Schmidt
25.09.2018

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