Virgin Steele
Virgin Steele

Interview

Seit 2006 ist es um die ehrwürdige True Metal-Kapelle VIRGIN STEELE mit ihrem Mastermind David DeFeis ruhig geworden. Das eher durchwachsene „Visions Of Eden“ zeigte eine Band an ihrem kreativen Zenit und viele erwarteten nicht mehr viel von den US-Amerikanern. Mit neuem Label (SPV) im Rücken und neuem Album („The Black Light Bacchanalia“) im Gepäck melden sich VIRGIN STEELE aber mehr als gut zurück. Epische Melodien, Doublebass-Getrommel und hymnischer Gesang inklusive. Multiinstrumentalist und Fronter DeFeis stand uns Rede und Antwort.

Virgin Steele

Hey David, danke, dass du dir für mich Zeit nimmst. Wie geht es dir?

Es ist mir eine Ehre! Vielen Dank für diese Interviewmöglichkeit. Ich bin zurzeit sehr froh, dass ich das Album rechtzeitig abliefern konnte. Das war harte Arbeit, aber wir haben es geschafft.

Kommen wir zu eurem neuen Album, welches sich „The Black Light Bacchanalia“ nennt. Warum hat es vier Jahre gedauert, ein neues VIRGIN STEELE-Album zu machen?

Es hat nicht vier Jahre gedauert, um das Album zu machen, sondern um ein finanziell solides Label zu finden. Wir haben mit zwei, drei Plattenfirmen zusammengearbeitet, die Bankrott gegangen sind, deswegen war es einfach nicht möglich, das Album früher zu veröffentlichen. Wenn das nicht passiert wäre, wäre „The Black Light Bacchanalia“ sicher früher erschienen. Ich habe das aber auch irgendwie für mich genutzt und habe immer mehr Songs geschrieben, was dem Album im Endeffekt sehr gut getan hat. Der Großteil der Aufnahmen für „The Black Light Bacchanalia“ sind in den letzten paar Wochen über die Bühne gegangen, nachdem wir nach unserer letzten Deutschland-Show in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt sind.

Kannst du die zentralen Themen, die hinter dem Album stehen, ein wenig erläutern?

Ja, natürlich! Der Titel ist meine Art zu sagen: „Das ist ein verrücktes Leben.“ Ich vergleiche die Songs gerne mit Dantes „Göttliche Komödie“. Dante hat über das Leben in seinen vielen verrückten Facetten nachgedacht und ich meine mit „The Black Light Bacchanalia“ ähnliche Dinge. Ich will über das Leben erzählen, all die Dramen und Schmerzen, Freude und Sorgen und den Pathos. Es geht auch um die „große Umkehrung“. Wenn eine Kultur eine andere bekämpft, werden die Götter der besiegten Kultur zu den Dämonen der erfolgreichen. Alles wird dadurch auf den Kopf gestellt. Das sind auch die essentiellen Dinge, die mit Heidentum und Gnostizismus zusammenhängen.

Es ist irgendwie ein richtiges Konzeptalbum. Es setzt die Geschichte, die auf „Visions Of Eden“ ihren Anfang genommen hat, fort und bringt diese Elemente zu einem Ende. Zum Beispiel mit dem Tod von Lilith in „To Crown Them With Halos“ und auch Gott realisiert den Schaden, den er angerichtet hat in „Eternal Regret“. Ich setze Lilith mit Hypatia, Jeanne D’Arc und Lyzebel gleich, sowie auch alle anderen Göttinnenfiguren. Ich setze die Diskussion über den Tod des Heidentums, die Ausrottung weiblicher Göttinnen und das gleichzeitige Entstehen des göttlichen Vaters. Außerdem behandelt das Album das Entstehen neuer, organisierter Religionen und ihre Wirkung auf das Heidentum und das spätere Kommen des finsteren Mitteralters. Wie auch immer, im Grunde geht es um das heutige Mittelalter, die gegenwärtigen dunklen Zeiten, den Fundamentalismus, der in jedem Bereich unseres Lebens herrscht. Es geht nicht nur um Religion, sondern auch um Politik und den Rest, der uns beschäftigt. Und es geht um Rebellion. Rebellion gegen sogenannte Autoritäten, gegen Gott, die Regierung, was auch immer…

Virgin Steele

Wow, das übersteigt meine Erwartungen… Trotzdem noch die Frage: Was können eure Fans – deiner Meinung nach – von „The Black Light Bacchanalia“ in musikalischer Hinsicht erwarten?

Epische, atmosphärische Stimmungsstücke, straight nach vorne preschenden Rock und rohen Metal. Es ist ein Album der Kontraste, Schatten und Licht, Sanftheit und Aggressivität, Traurigkeit und Hoffnung. Es hat einen energetischen, sehr aufregenden Sound. Vielleicht kommt das aufgrund der Live-Shows, die wir im Sommer gespielt haben.

Hast du die Songs alle selbst geschrieben? Wie läuft das bei euch ab?

Ja, ich habe sie alle alleine geschrieben. Meine Kompositionen laufen immer auf verschiedene Art und Weise ab. Manchmal schreibe ich direkt am Klavier, ein anderes Mal entstehen zuerst die Texte oder der Songtitel. Es kann aber auch passieren, dass ich im Auto sitze oder auf meinem Land arbeite und die Inspiration erwischt mich. Ich lasse dann alles stehen und liegen, laufe zum Klavier und nehme auf, was mir gerade in den Sinn gekommen ist. Diese Initialzündung nütze ich dann zur Weiterentwicklung der letztendlichen Songs. Das dauert dann eine Zeit, denn ich sitze am Piano, spiele, singe, schreibe, probiere verschiedene Sachen mit meinem billigen Taperecorder aus. Bis ich schlussendlich zufrieden mit dem Song bin.

Hast du einen favorisierten Song auf der Scheibe?

Ich mag vor allem „To Crown The With Halos“, „Necropolis“ und „By The Hammer Of Zeus“. “To Crown Them With Halos” hat eine epische Grandesse zu bieten und auf der anderen Seite die lange Reise und das außerweltliche Ziel. „Necropolis“ liebe ich aufgrund seines Klavierspiels und Bombasts und „By The Hammer Of Zeus“ aufgrund seiner rohen, treibenden Qualitäten.

Es scheint schon lange her zu sein, dass wir euch auf Tour live gesehen haben. Habt ihr Pläne für eine vollständige Tour durch Europa?

Wir waren in letzter Zeit ein paar Mal in Europa und haben auch in Südamerika gespielt. Wir arbeiten derzeit intensiv an solchen Planungen.

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Schauen wir kurz zurück: VIRGIN STEELE wurde bereits 1981 gegründet. Das bedeutet, dass ihr nächstes Jahr euer 30-jähriges Jubiläum feiert. Habt ihr diesbezüglich Aktivitäten in Planung?

Es wäre wirklich nett, wenn wir da etwas machen würden, du hast Recht. Das muss ich mir noch überlegen.

David, eine persönliche Frage: Welche Musik hörst du dir privat gerne an?

Zurzeit höre ich viele Soundtracks (Conan, Der letzte Mohikaner,…) oder Sachen von ROBERT PLANT, THE CULT oder T. REX.

Wenn du auf eure Alben zurückblickst: Gibt es ein Album, das eine spezielle Bedeutung für dich hat?

Sie bedeuten mir alle viel und sie reflektieren was mir im Leben zu diesen Zeiten wichtig war. Ich habe mich selbst ertappt, dass ich mir „Visions Of Eden“ und „The Black Light Bacchanalia“ in letzter Zeit sehr oft angehört habe.

Wie würdest du VIRGIN STEELEs Musik Menschen beschreiben, die noch nie von euch gehört haben?

Barbarisch-romantisch-epische Musik. Unsere Musik hat eine primitive, dunkle Seite, die ich als den „Knochen der Berge“-Sound bezeichne, und gereifte, harmonische Lyrics, die sich auf romantische und klassische Komponisten à la Chopin beziehen.

Eine professionelle Beschreibung, die du da zu bieten hast. Wie sehen deine Planungen für die Zukunft aus?

Meinst du neue Alben?

Zum Beispiel.

Na ja, da müssen wir abwarten. Ich habe drei bis vier verschiedene „Songkollektionen“, an denen ich arbeite. Ich habe epische Songs, die zweiten sind eher rockig, die dritten gehen in Richtung Blues und die anderen funktionieren am besten akustisch. Es kommt jetzt darauf ab, was mich selbst am meisten fasziniert, daran werde ich dann in nächster Zeit intensiv arbeiten.

Möchtest du sonst noch etwas loswerden?

Ich möchte nur sagen: „Danke fürs Anhören, Glauben und Unterstützen von VIRGIN STEELE. Wir hoffen, euch alle bald wieder zu sehen. Beim Hammer des Zeus!

David, danke dir vielmals für das Interview. Ich wünsche dir alles Gute.

Es war mir eine Ehre. Vielen Dank für das Interview und die Unterstützung und schöne Grüße an alle da draußen!

19.10.2010

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