Euzen
Live im Bahnhof Langendreer am 29.2.2012

Konzertbericht

Billing: Euzen
Konzert vom 2012-02-29 | Bochum, Bahnhof Langendreer

Euzen

Allein das Zuschauen macht bereits Freude: wenn EUZEN auf der Bühne Fuß gefasst haben, dann widmen sie sich ihren Instrumenten mit einer Zuwendung zwischen Spieltrieb, Experimentierfreude und kindlichem Vergnügen, nicht zu vergessen einer dicken Portion Selbstbewusstsein. Die vier dänischen Herren an der Seite von Maria Franz aus Norwegen wissen genau, wie sie was anstellen wollen, und zaudern auch an diesem lauschigen Mittwochabend im schwach besuchten Bahnhof Langendreer gar nicht erst. “Hier spielt die Musik!”, scheint jeder der fünf Skandinavier immer wieder aufs Neue ausstrahlen zu wollen, ohne sich dabei ungelenk in den Vordergrund zu schieben oder im unbeseelten Gefrickel zu verlieren.

Das Gegenteil ist der Fall: EUZEN überzeugen nach kurzer Warmspielphase mit griffigen psychedelischen Arrangements, die locker als Avant-Garde bezeichnet werden dürfen und kunterdunkle Einflüsse mit einem gerüttelt Maß Humor vermengen, so dass bereits nach zehn Minuten der Geist der Addams Family beschworen wird. Christopher Juul, heute Abend für Keyboards und allerhand Elektronik zuständig, zollt dem eiskalten Händchen Tribut, ohne selbst zu frösteln. Der Mann an den Tasten wippt und bangt sich eher fröhlich in einen Lieder-Reigen hinein, der mit so vielen Überraschungen – gelungenen Überraschungen wohlgemerkt! – aufwartet, dass man selbst in Kenntnis einiger Kompositionen doch wohl mindestens drei Konzerte bräuchte, um aller Taschenspielertricks und gewitzt verwobener Details gewahr werden zu können. Harald Juul, dem Augenschein nach der in Würde ergraute Herr Papa des Keyboarders, wechselt Mandoline, Banjo und Gitarre gleich zu Konzertbeginn munter durch, und während sich die Rhythmussektion mit John Pold am Bass und Kristian Uhre am Schlagzeug sich ein wenig Taktsicherheit erspielen muss, zieht die eigenwillig singende und tänzelnde Norwegerin mit ihrer vielfarbigen wie gewaltigen Stimme das Publikum gleich in ihren Bann. Stile und ihre Grenzen interessieren die Band rein gar nicht, und was auf den Alben einen ganzen Tacken elektronischer klingt, das wird auf der Bühne mit rockig-groovigem Verve präsentiert, so dass ich mir EUZEN problemlos im Vorprogramm so unterschiedlicher Bands wie KATZENJAMMER, FINNTROLL oder AKPHAEZYA vorstellen kann. Ebenso sicher bin ich mir, dass einige alles andere als hemdsärmelige Schlagzeuger aus meinem schwermetallischen Bekanntenkreis bei einigen Songs Kristian Uhre ganz genau zugeschaut und -gehört hätten, denn der entpuppt sich mehr und mehr als kleiner Tausendsassa und lässt es sich nicht nehmen, gleichzeitig am Schlagzeug den Rhythmus vorzugeben und am elektronischen Drumkit mit einem Glockenspiel-Sample eine Melodie zu spielen: verrückt, verwegen, faszinierend schön!

Mit starken melancholischen Untertönen und einer Darbietung, die ein ums andere Mal Raum für Ironie und Improvisation gewährt, reisen EUZEN durch ihre eigene Welt, berühren und entführen ihre Hörer auf ganz bezaubernde und mitreißende Weise. Auf die handelsüblichen Sympathiebekundungen verzichten die Skandinavier nicht, vermitteln diese aber auf so charmante Weise, dass an diesem Abend wohl keiner die Heimreise ohne fröhliche Verwunderung antritt. Die Zukunft abenteuerlicher und gefühlvoller Musik liegt hier in den Händen von leidenschaftlichen Spielkindern – hoffen wir, dass EUZEN bald von mehr wagemutigen Musikliebhabern entdeckt werden und „Eudaimonia“ und „Sequel“ bald ein weiteres Wunderwerk folgen lassen!

Photos: Volker Neumann / Neomania Design

17.03.2012

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