Euzen - Metamorph

Review

Nach einem langen Hin und Her hat das dritte Album „Metamorph“ des dänisch-norwegischen Quintetts EUZEN endlich seinen Weg in meine Anlage gefunden. Und was bin ich froh darum, denn „Metamorph“ ist ein richtig feines Ding geworden. Zunächst einmal etwas zur Nomenklatur: Laut dem Booklet bezieht sich der Albumtitel nicht auf das gleichnamige Epos des römischen Dichters Ovid, sondern eher auf die Musik der Band. Damit will die Band zum Ausdruck bringen, dass man sich zwischen den kreativen und den tatsächlichen Realitäten verlieren möchte. Durch die modernen Möglichkeiten sei es möglich, den Moment einzufangen und eine Brücke zwischen den Intentionen der Band und der Interpretation des Hörers zu schaffen. Der Bandname EUZEN entstammt vermutlich einem altgriechischen, philosophischen Konzept, das sich mit dem glücklichen Leben befasst. Dazu passt auch, dass das Debüt der Band „Eudaimonia“ heißt, was Glückseligkeit bedeutet. Da soll noch mal jemand sagen, dass man bei uns nix mehr lernt!

Aber nun zur Musik. Das Fundament von ebendieser bilden elektronische Klänge und Synthesizer, die durch organische Instrumentierung ergänzt werden, wobei letztere immer im Hintergrund agiert. Neben dem Schlagzeug sind auch Gitarre und Bass zu hören. Dazu singt Maria Franz mit lieblicher Stimme und folkigem Einschlag. Na, klingt das vertraut? Richtig, das schreit – zumindest auf dem Papier – nach einem Vergleich mit der Avantgarde-Ikone BJÖRK. Allerdings gestaltet sich dieser als schwierig, da EUZEN weniger introvertiert und zurückhaltend spielen, stattdessen ist die Musik mehr „In Your Face“. Das gilt auch für die Texte, die wesentlich direkter und weniger persönlich geschrieben sind, als man das von der isländischen Artpop-Elfe kennt. Aber Sängerin Maria Franz klingt schon sehr nach BJÖRK, sodass zumindest in dieser Hinsicht eine gewisse Vergleichbarkeit. Und den hält die Norwegerin durchaus stand, auch wenn Franz wesentlich offenherziger singt.

Die Metamorphose findet auf musikalischer Ebene statt, wenn sich die kräftigen Synthesizer mit fragilem Klavier und einem eigenwilligen Rhythmus zusammentun wie in „The Order“. Dazu singt Maria Franz mit ihrer faszinierenden und hypnotischen Stimme und zieht den Hörer sofort in ihren Bann. Man könnte fast sagen, dass „Metamorph“ wie das Liebeskind von TRENT REZNOR und BJÖRK klingt. So entsteht ein einheitliches Zusammenspiel zwischen Natur und Technik, Folk und Elektro. Maria Franz wechselt dabei mühelos zwischen den Stimmungen, seien es kräftige Hymnen wie „Mind“ oder einfühlsamen Passagen wie in „Words“. Die Musik reicht von verträumten Balladen der Marke „Me And My“ bis hin zu tanzbaren Nummern wie „Wasted“. Trotz alledem ist die Musik der Skandinavier erstaunlich minimalistisch gehalten, was den einzelnen Stücken noch einmal eine ursprüngliche Note verpasst und zu deren Eigenständigkeit beiträgt. Eigentlich fehlt den Songs nur noch der übergeordnete inhaltliche Rahmen.

Insgesamt entfalten EUZEN ein breites Spektrum an verschiedenartigen Einflüssen, die man nach und nach für sich entdecken muss. Diese Einzelteile verwandeln sich in ein großes Ganzes, das einen enormen Wiedererkennungswert hat. Dazu ist die Produktion fett und die Musik sehr gut hörbar, ohne jedoch flach zu wirken. Wer sich an experimenteller Musik mit weiblichem Folk-Gesang erfreuen kann, der kommt an „Metamorph“ einfach nicht vorbei. Fans von BJÖRK schon mal gar nicht.

13.03.2015

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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