Pallbearer
Mind Burns Alive Tour 2025
Konzertbericht
Vor und im Frankfurter Bett zeigt sich an diesem milden Mittwochabend eine intime Atmosphäre. Kurz vor Programmbeginn haben sich nur wenige Menschen in der Location beim Rebstockgelände eingefunden, sodass im Publikumsbereich noch einige Barhocker und Tische zur Verfügung stehen.
An einen Solchen platziert, dauert es nicht mehr lange, bis zwei Musiker und eine Musikerin die Bühne betreten, die aber offensichtlich nicht zum Doom-Quartett aus Arkansas gehören. Ohne festen Toursupport unterstützen jeweils lokale Bands als Opener, sodass es sich beim hessischen Stopp um die Gießener von SKYTT handelt. Was dieser Krawalldreier mit dem Hauptact gemeinsam hat, ist einzig und allein die mächtige Gitarrenwand, die auch die Lokalmatadoren manchmal zu beschwören wissen. Ansonsten beschränken diese sich aber auf einen brutalen Stilmix zwischen Sludge-, Grindcore und einer Prise Doom-Verzweiflung.
Krawalldreier aus Gießen eröffnet
Während die US-Amerikaner mit feiner Feder mentalen Schwermut thematisieren, reißen SKYTT das urbane Hamsterrad (übrigens auch Titel eines Songs) mit kopfloser Wut ein. Die zumeist sehr kurzen, fast fragmentarisch wirkenden Songs scheinen manchmal etwas unvollständig, haben aber häufig Passagen, die ordentlich über das Publikum hinwegfegen. Nachdem die Mittelhessen ihrer Stimme etwa 25 Minuten Raum verschafft haben, ist der Abriss auch schon wieder vorbei.
Über ihre fünf Alben hinweg zeichnet PALLBEARER aus, dass es ihnen gelingt, muskulöse Gitarrenwände mit fragiler Feinfühligkeit im Songwriting zu verbinden. Dabei stehen die himmlische Stimme von Sänger und Gitarrist Brett Campbell und die häufig durch Mark und Bein elektrisierende Saitenfraktion im funktionierenden Kontrast. Diese Meisterleistung, welche die Platten der Nordamerikaner so einzigartig macht, findet auch im Live-Kontext keinen Abbruch. Mit „Silver Wings“ fließt das Quartett so mächtig wie nur denkbar ins Set und der Sound ist spätestens nach einem halben Songepos bestens angepasst. Die insgesamt doch etwas verträumteren Stücke „Endless Place“ und „Signals“ vom aktuellen Album „Mind Burns Alive“ verfehlen ihre Wirkung genauso wenig, wie die doch recht vielzählig aufgefahrenen Klassiker.
Hypnotisierend zeitloser Auftritt
Bei „The Ghost I Used To Be“ vom zweiten Album „Foundations Of Burden“ sorgen die im Verhältnis beinahe schon treibenden Passagen für energisch nickende Köpfe. Danach haben Campbell & Co. aber keine Mühe, sich wieder der Schwerfälligkeit hinzugeben, mit federleichten Soli in den Himmel aufzusteigen und mit schleppenden Doom-Wänden dagegen zu steuern. Dass fast alle Songs aus dem Set die Zehn-Minuten-Marke problemlos zum Einsturz bringen, fällt kaum auf, denn PALLBEARER schaffen einen hypnotisierend zeitlosen Auftritt, der Vieles rundherum vergessen macht. Nach „Worlds Apart“ und einer Show von einer guten Stunde kehrt man, gemeinsam mit den erstrahlenden Lichtern im Frankfurter Bett, wieder in die Realität zurück.
Setlist:
01. Silver Wings
02. Thorns
03. Endless Place
04. The Ghost I Used To Be
05. Signals
06. Given To The Grave
07. Worlds Apart
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