Wacken Open Air 2025
– zwischen Matsch, Metal und Magie

Konzertbericht

Billing: Guns N' Roses, Papa Roach, Michael Schenker & Friends, Gojira, Dirkschneider, Skynd, Landmvrks, Dimmu Borgir, Saltatio Mortis, Bad Loverz und Machine Head
Konzert vom 31.07.2025 bis 03.08.2025 | Wacken, Wacken

Handbrot und 10 Kilo Schlamm am Hintern

Der Samstag startet am frühen Morgen mit strahlendem Sonnenschein. Kurz bäumt sich der freudige Gedanke auf, dass die Regenjacke heute liegen bleiben darf. Aber nein. Beim ersten Kaffee des Tages … Platsch … Dauerregen. Frustration direkt, „on point“. Aber nein. Wir schaffen das! Letzter Tag und schöne Sachen auf dem Zettel. Mit Blick auf das Regenradar (bester Begleiter an diesem Wochenende) streichen wir gedanklich aber schon wieder ein paar Bands von unserer To-do-Liste. So fallen NASTY am Nachmittag aufgrund einer Wetterwarnung leider weg und wir entscheiden uns für Handbrot im Wackinger. Erstmal stärken. Für die nächste Husche.

Wir würden ja gerne weniger über das Wetter reden und mehr darüber, dass es verdammt schön wäre, sich tiefenentspannt, im Infield in der Sonne sitzend, und mit einer Schale Pommes vor der Nase eine Band anzusehen. Oder wild stampfend, mitten in einem staubigen Circlepit zu feiern. ABER: Sitzen und Entspannen ist nicht, es sei denn, man steht auf 10 Kilo Schlamm am Hintern. Und unter uns gesagt: Moshpit und Gummistiefel. Sportlich, sportlich.

Wacken zieht Bilanz – Respekt trotz Schlachtfeld

Am Samstagmittag geben sich auf dem Wacken-Gelände nicht nur Musiker und Moshpits die Klinke in die Hand – auch die Veranstalter treten vor die Mikrofone. Bei der offiziellen Pressekonferenz ziehen W:O:A-Macher Thomas Jensen und Holger Hübner gemeinsam mit Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst Bilanz – und die fällt überraschend positiv aus.

Trotz matschiger Wege, wetterbedingtem Chaos am Anreisetag und einem Gelände, das eher an ein Schlachtfeld als an ein Festival erinnert, feiern die Veranstalter ein gelungenes Wacken 2025. 85.000 Metalheads aus aller Welt sind gekommen, mehr als 200 Bands haben die neun Bühnen gerockt. Der Ablauf? Trotz aller Widrigkeiten erstaunlich reibungslos. „Die wahren Helden dieses Jahres sind die Fans“, betont Thomas Jensen.

Besonders berührt zeigt er sich von denjenigen, die sich unter schwierigsten Bedingungen durch den Schlamm kämpften – ob mit Krücken oder sogar im Rollstuhl. Auch organisatorisch läuft vieles rund. Rund 1.000 Helfer:innen, darunter etwa 700 Ehrenamtliche, sorgen für Ordnung, Strom, Sicherheit und Erste Hilfe. Die Sanitäter sind diesmal sogar mit Allradfahrzeugen ausgerüstet, um auch in tieferem Matsch zügig durchzukommen.

Die Zahl der medizinischen Einsätze bleibt mit etwa 150 Krankentransporten sogar unter dem Vorjahresniveau – bei dieser Schlammschlacht ein kleines Wunder.

Naturgewalten mit Gitarren

Hat hier jemand „kleines Wunder“ gesagt? Wenn GOJIRA auf der Bühne stehen, wirkt es, als würde der Himmel still werden, nur um zuzuhören. Die französische Band rund um Joe Duplantier spielt ihren progressiven, ökologisch aufgeladenen Metal so gewaltig, dass selbst der Wind innehält. „Stranded“, „Flying Whales“, „The Chant“ – jeder Song ist ein Manifest.

Der Sound ist messerscharf, trotzdem warm, fast meditativ. Das Publikum: in ehrfürchtiger Bewegung, zwischen Trance, Tanz und Bass. Die Lichtshow inszeniert das Ganze wie eine Naturkatastrophe in Zeitlupe oder ein Ritual. Man schaut nicht einfach zu – man wird eingesogen. GOJIRA schaffen das, was vielen nicht gelingt: Sie machen Metal zu einem kollektiven Erlebnis, ohne Pathos. Nur Kraft.

Kurz vor der Show von MACHINE HEAD gibt es eine erneute Unwetterwarnung mit Starkregen und Windböen-Ankündigung. Das Infield ist nach dem Auftritt von GOJIRA deutlich ausgedünnt. Viele der Festivalbesucher:innen haben bereits die Entscheidung getroffen, am Samstagabend ihre Abreise anzutreten. Dennoch … Wir stehen hier und halten durch! Und werden belohnt.

Präzision und Prügel mit Haltung

MACHINE HEAD reißen alles ab, was nicht mit Panzertape befestigt ist. Robb Flynn steht da wie ein Berserker mit Tiefgang – mit einem Sound, der gleichzeitig brutal, technisch präzise und völlig entfesselt ist. Auch hier kämpft man mit kleinen Schwankungen im Ton. Die Band lässt sich davon jedoch nichts anmerken.

Die Setlist ist ein knackiges Potpourri aus Klassikern und neuen Songs, die sich durch die Luft prügeln, während das Publikum zwischen Headbangen und Pfützen-Ausweichen pendelt. MACHINE HEAD sind tight wie eh und je, aber mit einer Wärme, die man Flynn nicht immer zuschreibt. Zwischen den Songs spricht er über Zusammenhalt, Respekt und darüber, dass es „scheißegal ist, wie du aussiehst, solange du hier bist“. Gänsehaut pur und eines der Highlights des heutigen Tages.

Konzertfoto von Machine Head - Wacken Open Air 2025

Machine Head – Wacken Open Air 2025

So! Das war Wacken. „It’s a wrap“, denken wir, während wir uns aus den Regenjacken pulen, die in den letzten Tagen alles gegeben haben. So wie das Team von metal.de. Am Ende muss man zugeben, dass 85.000 Menschen in einer Moorlandschaft bei Dauerregen dieses Jahr ein kleiner Drahtseilakt für die Nerven waren, und es weiterhin deutliche Verbesserungsmöglichkeiten für das Festival gibt.

Ein fettes Dankeschön muss an alle Landwirte mit ihren Traktoren sowie an den ADAC gehen, die unermüdlich jeden Abreisenden sprichwörtlich aus der Scheiße gezogen haben.

Trotz aller Umstände haben wir das Wacken Open Air bis zum Ende durchgespielt. Von zerstörtem Equipment, ramponierten Knien, überdehnten Bändern, blauen Flecken, heiseren Stimmen und Unterkühlungen war alles dabei. Auf der Haben-Seite sammeln sich viele beeindruckende Shows (ob auf kleiner oder großer Bühne), tolle Gespräche und schöne Momente. Ja. Dieses Wacken war anders. Anders wild. ABER:

Wacken ist kein Festival. Es ist ein Naturgesetz.

Wer in Wacken durch den Dreck stapft, weiß: Es geht nicht um Komfort. Es geht um Gemeinschaft, Gitarren und Gänsehaut. Um Wahnsinn und Wetter. Und darum, dass man – trotz Matsch, nasser Socken und leerem Konto – nächstes Jahr wiederkommt. Ganz sicher. Denn Wacken ist kein Festival. Wacken ist ein Gefühl. Das geht durch Mark und Bein. Das geht durch jede Schlammpfütze. Party on!

Foto mit Impressionen - Wacken Open Air 2025

Impressionen – Wacken Open Air 2025

Text: Jeanette Grönecke

Fotos: Thomas v. Schaewen

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Galerie mit 53 Bildern: Wacken Open Air 2025 - Impressionen

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Galerie mit 28 Bildern: Machine Head – Wacken Open Air 2025

Galerie mit 20 Bildern: Gojira – Wacken Open Air 2025

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30.08.2025

It`s all about the he said, she said bullshit.

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