AlleHackbar - Play It Fucking Loud

Review

Die in Form des Albumtitels daherkommende Gebrauchsanweisung ist denkbar simpel: Spiel es fickend laut! Na dann wollen wir mal.

60 dB

Fangen wir zunächst einmal mit einem gemäßigteren Schalldruckpegel an. Und tatsächlich will die Musik von ALLEHACKBAR in dieser Form nicht so recht zünden. Weder eignen sich die bewusst simpel strukturierten Stücke als gemütliche Hintergrundbeschallung, noch für tiefgründige Analysen bei einer lauwarmen Tasse Grüntee aus garantiert ökologischem Anbau. Geben wir den Lautsprechern nun also lieber etwas mehr Volumen.

80 dB

So langsam nimmt die Sache Fahrt auf und des Trios aus dem Schwarzwald geht von den Gehörgängen ins Blut über. Die immerhin recht annehmbare Low-Budget-Produktion steht einem freundlichen Mitwippen zum Takt der eingängigen Riff-Attacken nicht im Wege. Dazu das erste Feierabend-Bierchen gezischt und beste Stimmung ist garantiert.

100 dB

Die Freundin kommt in den Raum und runzelt pikiert die Stirn. Was ich da bloß wieder für einen primitiven Quatsch höre? Sorry, Schatz, aber das hier ist rein beruflich. Das breite Grinsen und die spontane Headbang-Attacke, die mich während des Refrains von „Long Live Rock N Roll“ erfasst, strafen diese Worte jedoch alsbald Lügen. Folgerichtig stürze ich mich mit einem weiteren Bierchen in die nächste Runde.

110 dB

Das Stirnrunzeln weicht sichtlicher Verärgerung. Ob ich mir diese sexistische Scheiße wirklich noch länger anhören wolle, fragt sie. Zugegeben, als große Dichter gehen ALLEHACKBAR nicht durch und mit den verbalen Obszönitäten übertreiben sie es mehr als nur ein bisschen. Trotzdem komme ich nicht umhin, lauthals in das fröhliche „be my little pornstar, my dirty slut – put my dick in your mouth and shut up“ der Band einzustimmen. Leider ist meine Holdeste für derlei vollendete Liebesbekundungen heute nicht empfänglich und stürmt wutschnaubend aus dem Raum. Immerhin reicht die eigene Selbstbeherrschung noch aus, um das nächste Bier zu öffnen, statt meine mir durchaus konkurrenzfähig erscheinenden Sangeskünste bei „No Fat Chicks“ ein weiteres Mal unter Beweis zu stellen.

120 dB

Verdammt nochmal, „Yeah We Wanna Fuck“! Den Strophentext dazu finde ich zwar nicht im Booklet (offensichtlich entstammen die letzten sechs Stücke dem 2014 erschienenen ALLEHACKBAR-Debüt „Rock Around The Cock“ und stellen daher gewissermaßen eher Bonustracks dar), dafür brülle ich den Refrain umso herzhafter meiner Holdesten ins Ohr. Diese gibt mir hingegen eine so schallende Ohrfeige, dass ich fast die Bierflasche fallen lasse. Ich kehre also aus dem Schlafzimmer zurück ins Wohnzimmer und wundere mich über das unrhythmische Klopfen innerhalb der Stücke, das mir vorher noch gar nicht aufgefallen war. Achso, das kommt ja auch gar nicht aus den Boxen, sondern vom Nachbarn. Muss der denn gerade jetzt Nägel in die Wand hauen?

130 dB

Der Nachbar hat seine Heimwerkertätigkeit aufgegeben. Dafür signalisiert mir die mit einem lauten Krachen ins Schloss fallende Türe, dass ich diese Party-Metal-Scheibe wohl nun doch nicht fickend werde spielen können – dafür dann halt umso lauter! Der „Metal Party Song“ inspiriert mich spontan dazu, ein paar Kumpels einzuladen, doch auf dem Weg zum Telefon stolpere ich und falle krachend in die auf dem Fußboden gestapelten leeren Bierflaschen. Alle Neune! Just in diesem Moment klingelt es dann auch an der Wohnungstüre Sturm, doch schaffe ich es nicht rechtzeitig wieder auf die Beine zu kommen. Egal, vermutlich war das eh nur der Nachbar, der sich dafür entschuldigen möchte, mit seinem Gehämmere die sonntägliche Ruhe gestört zu haben.

140 dB

Die Boxen erreichen langsam ihre Belastungsgrenze und der hörbar verzerrte Klang lässt einige bisher unbemerkte Nuancen erkennen. Vor allem das schrille Pfeifen, das nun die Pause zwischen den Songs überbrückt, war mir bisher gar nicht aufgefallen. Die Stücke kenne ich inzwischen alle auswendig und die genial-einfachen Texte laden zu alkoholgeschwängertem Mitgrölen ein. Zwischen zwei Schluck Bier entdecke ich nun auch eine Polizeisirene, die die zweite Hälfte des schnellen auf-die-Fresse-Rockers „Ride Fucking Downhill“ untermalt. Aber wäre die in „Speedfreak“ nicht besser aufgehoben gewesen? Den Gedanken muss ich mir unbedingt als Kritikpunkt notieren, damit der Leser dem fertigen Review die professionelle Distanz des erfahrenen Rezensenten anmerkt.

??? dB

Okay, vielleicht gehörte die Polizeisirene doch nicht zum Album, sondern zu den freundlichen Herrschaften mit den senfgelben Hemden, die ein wenig unzufrieden aus der Wäsche schauen. Klar, die geröteten Wangen lassen erkennen, wie peinlich es ihnen ist, meine Wohnungstüre beim Öffnen beschädigt zu haben. Aber sie meinen es bestimmt gut mit mir, auch wenn ich kein Wort von dem, was sie sagen, verstehen kann. Ein unangenehmes Pfeifen übertönt jedes Wort der beiden Beamten und sogar die bis zum Anschlag aufgedrehte Partymucke. Und das schlimmste von allem: Das Bier ist nun leider auch alle.

23.01.2016

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