Amalthea - In The Woods

Review

Die 2004 gegründeten AMALTHEA sind bislang ein absoluter Geheimtipp im Post-Rock-Segment. Dabei waren die Schweden in den vergangenen Jahren äußerst fleißig – neben diversen EPs und Split-Releases veröffentlichte man bereits im Jahr 2007 das Debüt „Decision Should Be A Desert, Bright And Clear“. Nun legt das Quartett mit „In The Woods“ sein Zweitwerk vor und will damit endlich auch über die Landesgrenzen hinaus aufhorchen lassen.

Und in der Tat sollten sich Genre-Liebhaber den Namen AMALTHEA dick in die Notizbücher schreiben – denn was die Schweden auf „In The Woods“ abliefern, ist qualitativ mehr als bemerkenswert und verdient zweifelsohne Beachtung. Stilistisch bewegt sich der Vierer in erster Linie in Post-Rock-Gefilden. Eine interessante Einfärbung erhält der Sound allerdings durch die Tatsache, dass drei der hier beteiligten Musiker früher gemeinsam in einer Post-Hardcore-Truppe spielten. Folglich gibt es im Verlauf der überwiegend recht zart inszenierten Stücke immer mal wieder Phasen härterer Gangart, die – wie beispielsweise im Beginn des herausragenden „Harm“ – durchaus auch post-metallisches Niveau von Formationen wie CULT OF LUNA und THE OCEAN erreichen. Zusätzlich interessant und variabel macht die Angelegenheit dabei, dass Sänger Per Skytt, der nebenher auch für die Sechssaitige zuständig ist, sowohl einen passablen Cleangesang als auch intensive Screams im Repertoire hat – und von beidem gekonnt und in den passenden Momenten Gebrauch macht. Obendrauf gibt es noch Saxophon, Violine, Kontrabass und Chöre, die hier und da für Akzente sorgen.

Weiterhin lobenswert ist der Fakt, dass die hier dargebotenen sieben Stücke mit unzähligen frischen Ideen und großer Kreativität aufwarten. Vor allem tonal macht „In The Woods“ einen sehr fortschrittlichen Eindruck, denn die Schweden setzen nicht durchweg – wie viele ihrer Kollegen – auf typische Vier-Akkord-Schemen und konsequenten Auflösungen, sondern präsentieren sich immer wieder sperriger und reduzierter, was die Melodieführung anbelangt. Konsequenterweise bietet die Platte eher selten die Post-Rock-typischen Schwelgereien und mitreißenden Melodien im Stile von ALCEST, EF und anderen – ist dafür in seiner Gänze aber umso interessanter und spannender.

Und so besitzen Songs wie beispielsweise das bereits angesprochene „Harm“ und das wiegend vorgetragene „The Fall“ zwar durchaus spürbare Amplituden, beziehen ihren Reiz letztlich aber vor allem aus ihrer gefühlten Unvollkommenheit und beharrlicher Eigenwilligkeit. Mit dem achtminütigen „Field“, einer sich langsam aufrichtenden Post-Rock-Nummer mit überraschend ruppigem Finale, dem vielschichtigen „Vapour“ sowie dem mit wunderbarem Drive und großer Emotionalität ausgestatteten Schlusstrack „End“ servieren AMALTHEA weitere Perlen, mit denen sowohl Fans träumerischer Klänge, als auch Anhänger härterer, atmosphärischer Kost voll auf ihre Kosten kommen.

Der wirklich treffliche Sound der Scheibe, bei dem Magnus Lindberg (CULT OF LUNA) wieder einmal einen herausragenden Job abgeliefert hat, rundet den am Ende überzeugenden Gesamteindruck von „In The Woods“ ab. Es ist ein rohes, ein organisches, ein eigenwilliges Ding, das die vier Schweden da geschaffen haben. Beileibe nicht perfekt, aber mit einer unglaublichen Anmut und Aussagekraft. Ich wiederhole mich: Anstreichen. Diese Band. Im Notizbuch. Besser in einer verdammt grellen Farbe.

11.02.2014

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