Archaic Thorn - Eradication

Review

Neues aus dem Hause Into Endless Chaos Records: Das kleine Leipziger Kollektiv mit dem Händchen für extreme und spezielle Musik serviert uns kurz vor Jahresende mit dem Debütalbum von ARCHAIC THORN noch mal dreckigen Death Metal aus dem tiefsten Unterholz des Erzgebirges. ARCHAIC THORN beherrschen die mystifizierte Grotten-Atmosphäre schon super; den okkulten Habitus ebenfalls. Auf ganzer Linie überzeugen sie jedoch (noch) nicht.

Routinierte Huldigung alter Götter bei ARCHAIC THORN

“Eradication” verortet sich klangästhetisch fast ausschließlich in Skandinavien. Irgendwo zwischen REPUGNANT, VORUM, OBLITERATION und dem DARKTHRONE-Debüt “Soulside Journey”, jedoch im vorwiegend schreitend-majestätischen Tempo wird der Death Metal sehr urwüchsig und ohne Schnickschnack dargeboten. Darüber hinaus feiern die Lichtensteiner ihren Hexensabbat in einer ordentlichen Portion Schmutz und dürften zumindest eine beachtliche Garnison ranghoher Dämonen beschwören – wenngleich nicht den Leibhaftigen selbst. “Eradication” ist grimmig und authentisch. Instrumental sind vor allem die Fähigkeiten von Schlagzeuger T. R. hervorzuheben, der zwar prügeln kann, wie es sich gehört, aber über ein feines Händchen (oder eben Handgelenk) für filigrane Fills verfügt.

ARCHAIC THORN haben solide Riffs, die dem Genre-Standard prinzipiell nicht unterliegen. Leider will sich nur keine konstante Spannungskurve aufbauen; einige Passagen klingen wie schon mal gehört. Zudem schafft es auch Sänger und Bassist M. F. nicht, über die gesamte Spieldauer in seinen Bann zu ziehen. Daran hindert ihn vor allem die Tatsache, dass er zu häufig ins untere Kraftregister wechselt, statt beispielsweise mal einen Part in hysterischer Ekstase auszukosten. Dadurch büßen ARCHAIC THORN nämlich ein gutes Stück Bedrohlichkeit ein, was “Eradication” den letzten Schuss Klasse verliehen hätte. So ist es eine nette, aber nicht zwingende Ergänzung zur Sammlung.

“Eradication” – solides Debüt mit Steigerungspotenzial

Als Ganzes ist “Eradication” erfreulich homogen und schlüssig. Soll heißen: Man kann eine knappe dreiviertel Stunde soliden Death-Metal-Spaß genießen, für den man weder Zeit noch Selbstwertgefühl zurückverlangen möchte. Wenn ihr aber noch nicht alle bisherigen Death-Metal-Highlights dieses so starken Jahres beim Vinyl-Dealer eures Vertrauens abgreifen konntet, muss das Debüt von ARCHAIC THORN keine neue Priorität gewinnen. Menschen mit generellem Herz für Obskuritäten dürfen sich aber mal trauen. Pikst ganz angenehm, versprochen.

07.12.2020

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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4 Kommentare zu Archaic Thorn - Eradication

  1. Deadleff sagt:

    Die 6 Punkte-Wertung wird diesem Album in keinerlei Weise wirklich gerecht. Wer vorhersehbaren Death Metal sucht, den man wie viele nur nebenher am Bierwagen lauscht, ist hier wirklich falsch. Eventuell zündet das Album eher beim zweiten oder dritten Hörgenuss, dafür aber umso mehr und längerfristig.
    Archaic Thorn sind mir seit dem Demo 2013 durch ihren ehrlichen und stickigen Charakter ein Begriff und gehören zu den besten Underground Bands des Landes. Ein rauher aggressiver Gitarrensound, ein chaotisches und dennoch beherrschtes Drumming und ein unverkennbarer Sänger. Hier kommen in einem Song mehr Riffs vor, als bei so manch australischer Hardrockikone in 10 Alben.
    Wer hier mit 6 Punkten wertet, gesteht sich ein überfordert zu sein. Für mich ein must have!

    8/10
  2. ultra.silvam sagt:

    @Deadleff: Seh ich ähnlich. Aber dass auf Metal.de der Underground verrissen wird, ist ja bekanntlich auch nichts neues. Von daher seh die 6/10 doch als Ritterschlag

    7/10
  3. doktor von pain sagt:

    Ja, ja. Metal.de bewertet Underground-Bands zu schlecht. Ist doch bekannt, logisch. Und wenn eine Underground-Band mal richtig viele Punkte bekommt, wird von anderer Seite gemeckert, wie man solch einen Mist abfeiern kann. Man kann’s halt nie allen recht machen.

  4. doktor von pain sagt:

    Ach so, und wenn einem anderen etwas nicht gefällt, was man selbst superduper findet, hat er es nicht verstanden oder er ist damit überfordert. Das ist das wohl älteste Totschlagargument in der Kunst überhaupt.