Atritas - Where Witches Burnt

Review

ATRITAS sind, auch wenn der Name das nahe legen mag, nicht in einer Seniorenresidenz oder in der medizinischen Selbsthilfegruppe gegründet worden, sondern 1997 in der Schweiz. Seitdem waren sie verhältnismäßig kreativ, haben nicht nur ein gerüttelt Maß Konzerte bestritten, sondern auch ein paar Platten aufgenommen. Manche davon waren gut genug für die Öffentlichkeit, manche nicht. „Where witches burnt“, von ARTRI…, ähm, ATRITAS selbst als ambitioniertestes Werk bezeichnet, ist schon zwei Jahre alt, wird aber erst jetzt durch ein Label großflächiger publik gemacht und vertrieben. Die Platte kommt zu spät, möchte man meinen? Allerdings. Aber nicht nur zwei Jahre, sondern zehn. Heute, und auch schon 2004, sind die großen Zeiten der melodischen Black-Metal-Bands allerdings vorbei. DIMMU BORGIR gibt es zwar noch, auch CRADLE OF FILTH, aber die haben ihre Bestform weit hinter sich gelassen oder nehmen nur noch t(h)rashiges Zeug ohne besondere Existenzberechtigung auf. Andere Kapellen, wie KOVENANT, MYSTIC CIRCLE oder TARTAROS, hat es in völlig andere musikalische Gefilde verschlagen oder dahingerafft.
Kommen wir also zum Punkt: ATRITAS sind zeitlich so aus dem Rahmen gefallen, dass sie schon wieder modern sind. Die Texte („side by side with the devil“ etc.) sind auf MYSTIC-CIRCLE-Niveau der 90er, die sehr straighten Leadgitarrenarrangements aus schwedischen Black-Death-Metal-Platten der No-Fashion-Ära und die Rhythmusfraktion von „Puritanical Euphoric Misanthropia“ entliehen. Das Schlagzeug pumpt sehr anständig, ist weder zu organisch noch zu plastisch und hält die allgemein eher wenig originellen Stücke mit straighten Patterns zusammen. Die Keyboards wirken auf den ersten Blick wirklich billig und scheiße, offenbaren allerdings mit der Zeit echte Raffinessen, die in den besten Momenten wirklich an die Tastenhexereien des Charmand Grimloch (TARTAROS und ehemaliger live-Keyboarder von EMPEROR) oder an ältere Werke der Holländer ORDO DRACONIS erinnern, mit wirklich mächtigen Chören, sakralen Orgelmelodien und vor allem: eigenen Linien. Und das, was selten cool ist, hier aber zum Gesamtbild passt, mit wirklich günstig klingenden Klangfarben.
Woran es am Ende hapert ist einzig und alleine der Gesang. Der Mann, schon mit dem suboptimalen Namen „Gier“ bezeichnet, verdient sein Geld vermutlich bei Disney, und zwar als deutsche Synchronstimme von Donald Duck. Außerdem, auch wenn das nichts zur Sache tut, sieht er auf seinem Bookletfoto aus, als hätte er zuviel Banane in seinem Raclette gehabt und würde nun an Verstopfung leiden. Es gibt wirklich eine Menge durchschnittlicher Black-Metal-Stimmen, aber diese hier ist eine der schlechtesten. Keine Aggressivität, keine Ausdruckskraft. Auf dem sehr schmalen Grat zwischen der Überdrehtheit eines Dani Filth und vollkommener Lächerlichkeit stürzt diese Performance gnadenlos ab. Da bin ich ausnahmsweise sogar für die vereinzelten Grunts ganz dankbar. Zwei Punkte Abzug. Mit gutem Sänger (und dass das einfach wäre zeigt die im Vergleich weit bessere Gastperformance am Mikro von Gitarrist Baal) hätte die Platte, weil sie wirklich fast nostalgisch wirkt und echt routiniert gespielt ist, ihre 7 Punkte sicher gehabt. Bleiben 5. Einen gibt’s als Bonus dafür, dass die Dame am Keyboard nicht nur gut aussieht, sondern auch die obligatorischen drei farbigen Aufkleber für den Molldreiklang auf ihrem Keyboard nicht nötig hat. Was da rauskommt, zusammen mit der professionellen Produktion, rettet die Platte nämlich in der Tat vor dem unteren Durchschnitt. Heißt summa summarum:

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14.07.2006

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2 Kommentare zu Atritas - Where Witches Burnt

  1. sodomatic616 sagt:

    Durschnittlicher 08/15 Melodic Black Metal mit einer, wie im Review genial beschriebenen, furchtbar kindisch wirkenden Disney Stimme!

    3/10
  2. Bluttaufe sagt:

    Ich weiß bis heute nicht warum ATRITAS für ihr Debüt fast nur mittelmäßige Reviews bekommen haben. Für Melodic Black Metal agiert man doch recht eiskalt und weniger kitschig als manch andere Band. Verpackt wurde das ganze in einer druckvollen Produktion. Und der Gesang ist bei weitem nicht so schlimm wie beschrieben.

    8/10