
Wenn man die wilden, chaotischen Momente von THE DILLINGER ESCAPE PLAN nimmt, also wirklich das Chaos aus Alben wie „Ire Works“ heraus destilliert und quasi kurz vor BEHOLD … THE ARCTOPUS rechts abbiegt, dann ist das Ergebnis schon von durchaus kompromissloser Natur in seiner Wildheit und Sperrigkeit hin zum Punkt, dass die pure Enthemmung zum Spektakel per se wird. Wenn dann noch Momente des Jazz unter Zuhilfenahme von mitunter sehr gefälligen Saxofon-Solos eingespeist werden, dann kommt man im Grunde dort heraus, wo sich die Grind-Querulanten BYONOISEGENERATOR mit ihrer neuen Platte „Subnormal Dives“ platzieren.
BYONOISEGENERATOR richten ein beachtliches Durcheinander an
Die Band bezeichnet ihren Sound als Jazzgrind, aber das ist vielleicht nur die halbe Wahrheit. Denn dafür wirkt „Subnormal Dives“ nicht punkig genug. Die Musik hierhinter hat einen Hang zum Technischen, sodass Jazz-Math-Grind wahrscheinlich die komplettere Stilbezeichnung für die ansässige Musik hier ist. Natürlich werden Drei-Akkorde-Organismen auch den Begriff „Musik“ in Bezug auf „Subnormal Dives“ anfechten, denn mit Hooks geschweige denn sonstiger Songwriting-Konventionen wollen BYONOISEGENERATOR offenkundig ebenfalls nicht in Verbindung gebracht werden. Aus diesem Grunde ist das Destillat an Lärm, das der Hörerschaft hier entgegengeballert wird, auf maximale Sperrigkeit ausgerichtet, ohne Rücksicht auf Eingängigkeit oder so.
Es gibt jazzige Oasen der Harmonie, die immer mal wieder aufploppen bei all dem Chaos, das BYONOISEGENERATOR hier auf dem Album anrichten. Beispielsweise klingt „LoveChargedDiveBombs“ mit einer Solchen ziemlich hübsch aus. Der Lounge-Jazz bildet einen netten Kontrast zum sonst regierenden, furiosen Durcheinander, bei dem sich Hooks oder andere, wiedererkennbare Ankerpunkte fürs Gehör rar machen. Auch geschmackvolle Überlappungen der Grind-/Math- und Jazz-Elemente sucht man vergeblich. Das Saxofon mischt sich zwar gern ins klangliche Handgemenge ein, aber es gibt praktisch kaum Übergänge zwischen den Phasen, was den Eindruck erweckt, dass das gesamte Album einfach nur aus Impulsen heraus entstanden ist.
Doch das Album verkommt zu schnell zum Selbstzweck
Das ist klanglich zwar beeindruckend, leidet aber an einer vergleichsweise kurzen Halbwertszeit, da sich die Novität von alledem recht zügig abnutzt. Die Gitarren beschreiben meist Dissonanzen oder beschwören Deathcore-nahe Breakdowns hervor, die allesamt ganz nett sind, aber auch niemanden wirklich aufhorchen lassen. Der Sound ist natürlich ziemlich großartig und wirkt an diesem Album fast ein bisschen verschwendet, wenn man bedenkt, wie viel Potential hier an ein derart selbstzweckorientiertes Werk verlustig gegangen ist. Andererseits macht die Produktion es auf Empfängerseite umso leichter, das reine Spektakel hinter „Subnormal Dives“ zu bewundern. Danach wird das Album allerdings wahrscheinlich recht zügig aus der Rotation verschwinden …
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