Clouds - Doliu

Review

Welch Perlen man doch allzu einfach übersehen kann, taucht man nicht tief genug in musikalische Abgründe hinein. Doom Metal, ein Gerne eh schon prädestiniert für Erkundungen in tiefste Finsternis, schenkt uns dieser Tage CLOUDS, die mit „Doliu“ ein für Genrefans nicht zu schlagendes Argument für einen Blindkauf liefern. Nicht etwa, weil eine dahinterstehende Promomaschinerie das Düstere vom Himmel verspricht. Sondern weil mit den an CLOUDS beteiligten Musikern einfach gar nichts schiefgehen kann…

…achtung, Name-Dropping: SHAPE OF DESPAIR, PANTHEÏST, RAPTURE, FALLEN, CRIPPLED BLACK PHOENIX, OFFICIUM TRISTE, THE 11TH HOUR, BARREN EARTH, HAMFERÐ, EYE OF SOLITUDE, SLOW. Die aktuellen oder ehemaligen Betätigungsfelder der sechs Köpfe hinter CLOUDS sollten jeden Doom-Jünger sofort in den nächsten Plattenladen seines Vertrauens laufen und dem Verkäufer ein lautes „Shut up and take my money“ entgegenbrüllen lassen. Er bekäme keinen Brei, den viele Köche verdorben haben, sondern ein ausgezeichnetes Menü, das trotz der hochkarätigen Besetzung überraschenderweise hauptsächlich nach dem Rezept nur eines Mannes gekocht wurde: EYE OF SOLITUDEs Daniel Neagoe schneiderte seinen Mitstreitern ein Album auf den Leib, das die jeweiligen Nuancen ihrer Hauptbands pointiert bindet, ohne dabei einen gemeinsamen Geschmack zu vernachlässigen.

„Doliu“ mundet so ausgezeichnet, weil es scheinbar mühelos unter dem Dach atmosphärischen Dooms finsteren Death Doom („You Went So Silent“, „A Glimpse Of Sorrow“), dramatischen Epic Doom („If These Walls Could Speak“) oder Gothic Doom („Heaven Was Blind To My Grief“) verbindet, egal, ob nun ausgedehnt-instrumentale Passagen zum Tragen kommen („The Deep Vast Emptiness“) oder das Gaspedal auch mal durchgetreten wird („Even If I Fall“). In jedem Stück tritt eine Facette stärker als die anderen hervor, woran nicht zuletzt die drei unterschiedlichen Sänger einen immensen Anteil haben. Das Growling Daniel Neagoes bildet die Grundsubstanz, ohne die Stimme von HAMFERÐs Jón Aldará würde „If These Walls Could Speak“ aber nur halb so gut funktionieren.

Den einzigen Makel, den sich CLOUDS ankreiden lassen müssen, ist das Fehlen eines absoluten Übersongs, der „Doliu“ in noch höhere Regionen hieven würde. Manch einem mag das überlang-repetitive Klavierintro über fast die halbe Spielzeit von „A Glimpse Of Sorrow“ ebenfalls zu viel des Guten sein aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Ein wahrer Jammer hingegen, dass CLOUDS in dieser Konstellation wahrscheinlich niemals live zu sehen sein werden.

31.07.2014

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