Coincidence - 80%-80cm

Review

Das zweihörnige Einhorn wurde in dem Moment im Wandschrank gefunden, in dem ein Redakteur eine CD bekommt, die eigentlich gar nicht veröffentlicht werden will. Und damit beziehe ich mich nicht nur auf den Titel und das Cover der Platte; auch die Produktion gleicht musikalisch einer Festtagsrede von Edmund Stoiber. Und nein, ich meine kein schwarzmetallisches Turnhallenfeeling, sondern unterschiedliche Lautstärken der Songs, ein je nach Laune viel zu breit oder zu schmal eingefügter Gesang, ein ziemlich steriler Schlagzeugcomputer, wo gerade die Snare absolut nicht knallt, und gefühlte 23000 andere Dinge, die keinen Thread auf homerecording.de unausgesprochen überstehen würden.

Desweiteren gibt es auch den einen oder anderen Song, der jetzt vielleicht nicht unbedingt zum obersten Glanz englischsprachigen Rocks gehört. Aber nun die Überraschung: Der Rest ist – abgesehen von allen oben genannten Punkten – eigentlich ziemlich stark. Obwohl es sich hier um recht eingängigen Rock handelt, hat man nie das Gefühl irgendetwas schonmal gehört zu haben; und wenn doch, dann zumindest nicht in dieser Form. Durch einige Anleihen aus progressiver Musik, die jedoch vollkommen gefühllastig in die Nummern eingearbeitet wurden, kommt auch eine große Dynamik, Experimentierfreude und Lebendigkeit zustande, die dann immer mal wieder durch simple Passagen mit hohem Mitsingfaktor aufgelockert wird. So macht es auch gar keinen Sinn große Highlights hervorzuheben, denn bis auf ein kleines Loch gegen Ende ist das Songwriting auf einem geschlossen hohen Niveau. Einzig und allein die abschließende Akustiknummer „Do You Feel The Warmth“ sticht hervor: was von der Akkord- und Rhythmusarbeit eigentlich massiv an den irischen Folkjig „Star Of The County Down“ erinnert, klingt im Endresultat überraschenderweise gar nicht mehr nach Folk, und macht zum Ende der Platte nochmal ne Menge Stimmung.

Es ist unklar, wie viel Punkte „80%-80cm“ bekommen hätte, wäre sie hörbarer abgemischt oder in irgendeiner Form ernst zu nehmen gewesen, aber ein bis zwei Zähler mehr vermutlich schon. Es ist mir absolut unklar, warum man bei derartigem Songmaterial, das für den Underground wirklich ne hohe Messlatte setzt, nicht noch zwei Wochen länger an ner vernünftigen Abmischung gesessen hätte. Mit „man“ meine ich nebenbei Christian Stiftinger, der hier alles in Eigenregie zusammengezimmert hat, nebenbei Bassist bei BLACK JULY ist, und den ich noch von einem Review der mittlerweile wieder aufgelösten Band SPHERE kenne. Wer neugierig geworden ist, sucht die Myspaceseite auf!

03.01.2008

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