Coogans Bluff - Metronopolis

Review

Dass im zeitgenössischen Retro-Stoner/-Psychedelic Rock nicht immer alles okkult sein muss, beweisen findige Bands immer wieder, zu denen auch die 2003 in Rostock gegründeten Rocker COOGANS BLUFF gehören. Die haben bereits eine handvoll Veröffentlichungen in ihrem Backkatalog stehen, darunter der kurze aber deshalb nicht minder spritzige „Poncho Express“. Das kleine aber feine Album zeigte vor knapp acht Jahren, wozu die Band fähig ist, indem sie die Eckpfeiler des Wüstenrocks mit jeder Menge Funk, Bläsern (Hauptsächlich Saxofon und Posaune) und ordentlich Spaß in der Buxe aufstockte.

Ab nach „Metronopolis“!

Nun verschlägt es die Band also nach „Metronopolis“. Seit ihrer Fahrt mit dem „Poncho Express“ sind natürlich einige Jährchen ins Land gezogen, in der die Band natürlich weiter fleißig neue Musik herausgebracht hat. Entsprechend hat sich musikalisch natürlich ein bisschen was getan, was man der neuen Platte direkt anmerkt. Es herrscht eine vergleichsweise entspannte Stimmung auf „Metronopolis“, oder zumindest sind die Herren nicht mehr ganz so heavy unterwegs. Wüstenrock ist aber immer noch ein wichtiger Eckpfeiler des Sounds der Band, nur kommt das Dargebotene hier eher einer ungezwungen Spritztour gleich, garniert mit kräftiger Kraut-Würze.

Die Platte zeichnet sich zwar durch stringentes Songwriting aus, scheut jedoch nicht vor dem ein oder anderen Jam zwischendurch zurück. Besonders schön ist das bei „Soft Focus“ zu hören. Die Herren bleiben dabei aber stets cool und atmen lässig durch die Hose. Auch gesanglich überschlägt man sich nicht, was wunderbar zum Grundton der Platte passt. Man merkt, dass die Band schon mal unter anderem mit den Berliner Instrumental-Stoner-Gurus ROTOR unterwegs gewesen ist, die als musikalische Referenz durchaus Erwähnung finden dürfen. Gerade die ruhigeren Stücke wie „Sincerly Yours“ erinnern an die gechillt surfenden Riffs eines „Rabensol“. Im Gegensatz zu denen gibt es bei COOGANS BLUFF jedoch natürlich Gesang. Und eben Bläser.

COOGANS BLUFF zeigen sich entspannt und kreativ

Das Zurückgelehnte gepaart mit einigen der ätherischeren Bläserlinien, Orgel und geschickt platzierten Hall-Effekten sowie einer vorbildlich transparenten Produktion verleiht der Platte gerne mal eine gewisse Nähe zum Psychedelic oder in schrägeren Momenten auch zum Krautrock. Besonders beeindruckend ist natürlich wieder einmal die Einbindung besagter Bläser in den Sound der Band, die für reichlich aufgeweckte Melodien und dem ein oder anderen, schrulligen Lead sorgt. Das aber erfolgt analog zu den ganz frühen CHICAGO ähnlich stilsicher und elegant, ohne dabei den rockigen Kern der Sache aufzuweichen.

Denn rockige Rhythmen, die in verschiedenen Intensitäten daher kommen und in Mark und Bein gehen, stehen auf „Metronopolis“ immer noch im Focus. Das eröffnende „Gadfly“ zum Beispiel schickt direkt einige nervöse Grooves in Richtung des Hörers, während anschwellende Mellotronstreicher für das spezielle Retro-Prog-Feeling sorgen. Nach diesem quirligen Einstieg packen COOGANS BLUFF einige geradlinigere Stoner-Grooves obendrauf, die den Song weiter nach vorne peitschen. Der abschließende, von Mellotron getragene und durch einige der feinsinnigeren Saxofonlinien eingeleitete Part rundet den Track ab – das alles haben die Jungs im Übrigen in nur etwas mehr als drei verschleißfreie Minuten Musik reingestopft.

Sommer im „Winter“ – da wird einem warm ums Herz

„Zephyr“ schaltet gekonnt spritzige Rock-Parts mit atmosphärischen Träumereien, die mal durch Synths, mal durch luftige Gitarren und mal durch Mellotronstreicher getragen werden, hintereinander. Bei „Creatures Of The Light“ zieht die Band die Funk-Schraube etwas mehr an und lässt das Teil wie nix Gutes grooven, schön untermalt wieder von keck meckernden Bläsern. Der zweiteilige Rausschmeißer „The Turn“ beginnt zunächst stimmungsvoll, beinahe ominös, doch spätestens der schon etwas mehr an CHICAGO erinnernden Übergang zum zweiten Teil markiert die Wende. Besagter zweiter Teil swingt dann schön unbeschwert hin zum krönenden Abschluss der Platte.

Den Trip nach „Metronopolis“ sollte man als Freund etwas schrägerer aber nicht zu abgedrehter Rock-Klänge nicht verpassen. Rhythmisch beschwingt und mit einer sommerlichen Coolness und jeder Menge positiver Vibes ausgestattet macht die Platte einfach nur richtig viel Spaß und bringt durch ihre umsichtigen, elegant umgesetzten Kompositionen zudem noch ausreichend Tiefe mit, um ihre Hörer längerfristig binden zu können. Und mit derart abwechslungsreichen Songs gibt es tatsächlich überraschend viel zu entdecken. Da wird’s einem gleich richtig warm ums Herz, egal ob nun Nerd oder Genießer.

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19.01.2020

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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