Corvus Corax - Sverker

Review

Galerie mit 23 Bildern: Corvus Corax - Summer Breeze Open Air 2023

Fünf Jahre ist es her, dass sich CORVUS CORAX unter finanziellen Risiko den Traum erfüllt haben, in ihrem Spin-Off „Cantus Buranus“ Texte der Carmina Burana neu zu vertonen. Wofür sie zurecht die Anerkennung der Mittelalter- und Metalszene erlangten. Obwohl imselben Jahr auch das starke, tanzbare „Venus Vina Musica“ erschien, hatte ich seitdem jedoch arge Zweifel, ob die ostdeutsche Band wieder zu ihren mittelaltermärktlichen Wurzeln zurückkehren würde, oder das nicht als großen Rückschritt empfände. Nachdem ich diese These 2008 durch „Cantus Buranus II“ noch bestätigt sah, werde ich nun glücklicherweise durch „Sverker“ wiederlegt. Und ich scheue mich nicht zu behaupten, dass sie mit diesem Album auch ihr Hauptprojekt auf die nächste Stufe der Evolution gebracht haben.

Verantwortlich dafür ist vor allem das Einfügen genrefremder Elemente, wie breite Hornwände und dichte Akkordteppiche. Das heißt nicht, dass man „Sverker“ hören würde und nicht auf die Idee käme eine Mittelalterband zu hören. Aber die Arrangement sind derart vielschichtig und ausgefeilt, dass die epischeren Stücke nach einem kleinen Orchester klingen, und die tanzbaren ein wenig nach Elektrobands wie JUNO REACTOR oder FLUKE. Ganz groß wird es dann bei Songs wie dem famosen „Ragnarök“, wo sich beide Spielarten miteinander abwechseln und ein Sounderlebnis schaffen, auf das man als Fan des Genres nur stolz sein kann.

Bemerkenswert ist auch die Dynamik des Albums. Bereits nach wenigen Durchläufen kann man jeden Song aufgrund des Tempos, der Eingängigkeit und der Instrumentierung problemlos voneinander abgrenzen. Der düstere Titeltrack stößt auf das keltisch-gitarrenlastige „Fiach Dubh“, nach dem englisch gesungenen Tanzlied „The Drinking Loving Dancers“ folgt die mystische Ballade „La I Mbealtaine“, und das traurig treibende „Havfru“ wird vom hymnenhaften Dudelsacksong „Baldr“ abgelöst. Es ist müßig zu erwähnen, dass alle Nummern eine unikate Atmosphäre besitzen und zu keiner Zeit ein Gefühl von Resteverwertung vermitteln. Dass die Platte dabei nicht auseinanderfällt liegt zum einen an der recht tanzbaren Ausrichtung, zum anderen aber auch am schlüssigen Konzept. Zu altnordisch, gälischen und dänischen Texten reihen sich Geschichten über Wikinger, Raben und den namensgebenden Schwedenkönig Sverker II, der sich im zwölften Jahrhundert über den Unsinn den Krieges ausgelassen hatte.

In den letzten Jahren endete jedes Mittelalterreview von mir mit einem wehleidigen Zugeständnis an die Bands, dass man mit Instrumenten wie dem Dudelsack und der Schalmei unweigerlich auf Albumlänge eine gewisse Eintönigkeit erzeugt. „Sverker“ hat mir das Gegenteil bewiesen und mich mit heruntergeklappter Kinnlade zurückgelassen. Das neue Album ist Technikdemo und musikalischer Rausch zugleich. Es ist nicht einfach nur ein herausragender Genrevertreter, sondern eine Verbeugung an die Kunst, die wie schon die „Cantus Buranus“-Werke Karfunkel-Leser mit großen Feuilletonredaktionen vereint. Mit klassischer Marktmusik hat das zwar nur noch wenig zu tun, aber wer sich darauf einlassen kann, erlebt eine der größten Entwicklungen, die das sonst so innovationsarme Genre bisher durchmachen durfte.

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22.11.2011

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