Corvus Corax - Era Metallum

Review

Galerie mit 22 Bildern: Corvus Corax - "Skál" Tour 2018

Die Berliner Spielmannstruppe CORVUS CORAX zählt ohne Zweifel zu den umtriebigsten Bands aus dem Bereich der Mittelaltermusik. Sicherlich sind sie in der Szene nicht bei allen gleichwertig beliebt. Dennoch hat kaum eine Band dieses Genre so vorangetrieben, wie die Truppe rund um Gründungsmitglied Castus Rabensang. Seit nunmehr 33 Jahren treibt es die Spielmänner über die Bretter dieser Welt vom kleinen Mittelaltermarkt über Berliner Kirchen bis hin zu größeren Festivalbühnen. Sie gehören zudem zu den wenigen Bands aus diesem Bereich, die gerne mal über die Genregrenzen hinaus blicken. Sei es das als Projekt gedachte (und jetzt zur eigenständigen Band herangewachsene) TANZWUT, die als „Cantus Buranus“ bezeichnete Verknüpfung mit Orchester und Chor oder das Fantastical „Der Fluch des Drachen“: CORVUS CORAX erfinden sich immer wieder neu. Mit ihrem neuen Album „Era Metallum“ beginnt eine neue Zeitrechnung der Raben. Denn nun versuchen sich CORVUS CORAX als Mittelalter-Metal-Band.

„Era Metallum“ oder Game of Thrones?

Und sie greifen dabei nach dem Genrethron von IN EXTREMO (oder sitzen darauf mittlerweile SALTATIO MORTIS?). Denn gerade die Metal-Elemente können sich wirklich sehen und hören lassen. Gerade Skeptiker dieses Versuches werden sicherlich überrascht sein, wie gut es CORVUS CORAX gelingt, die Elemente aus Mittelalter und moderner Starkstrommusik zu kombinieren. Einfaches Deutsch-Rock-Riffing im Sinne von IN EXTREMO findet man hier nicht vor. Es ist wahrlich ein vollwertiges Viking-Metal-Abenteuer geworden. Denn thematisch konzentrieren sich CORVUS CORAX auf „Era Metallum“ auf ihre nordisch inspirierten Songs der vergangenen Alben.

Alte Songs – Erfrischender Aufguss

Bei den Stücken handelt es sich auch im Grunde um Neuaufnahmen der besten Songs dieser Alben. Nur eben im Viking-Metal-Gewand. Wer schon an diesen Gefallen gefunden hat, aber meinte, es fehle noch der gewisse Biss dahinter, wird hier wahrlich frohlocken. Dadurch wird „Era Metallum“, wenn man es auf das mindeste reduzieren möchte, zu einer Art Best-Of der nordischen Album-Trilogie – nur eben als Metalalbum. Eigenständige, neue Songkompositionen sind hier (leider) in Unterzahl. Einen neuen Song haben CORVUS CORAX dann aber doch noch aus dem Hut gezaubert. „Vikingar“ steht den Neuaufnahmen zwar etwas hinterher, gibt aber einen kleinen Lichtblick auf etwaige zukünftige Metal-Veröffentlichungen von CORVUS CORAX. Alleine schon, weil das Stück nicht in die bisher aus Deutschland bekannten Mittelalter-Rock-Muster passt, ja sich schon fast eigenständig präsentiert. Gerade weil sich die Albumveröffentlichung pandemiebedingt um zwei Jahre verzögert hat, hätte die Band sich die Zeit nehmen können, wenigstens eine frische Nummer aufzunehmen.

Ein Bonus, der sich gewaschen hat

Als kleine Kompensation dafür gibt es eine Bonus-Disk, auf der sich insgesamt sieben weitere Songs befinden. Bei diesen handelt es sich um die ebenfalls schon von der ersten Disk bekannten Songs. Allerdings in anderen Versionen. CORVUS CORAX gewannen nämlich zahlreiche GastmusikerInnen, die den Songs nochmal mehr Schliff geben. Zu den Gästen zählen unter anderem Hansi Kürsch (BLIND GUARDIAN, DEMONS & WIZARDS), Doro Pesch, Billy Gould (FAITH NO MORE), Sabina Classen (HOLY MOSES) oder Alan A. Nemtheanga (PRIMORDIAL). Die Ergebnisse fallen allerdings nicht alle gleich stark aus. Das Duett mit Doro wirkt etwas schwach. Aber wer hätte gedacht, dass es so unter die Haut gehen kann, wenn Hansi Kürsch gälisch singt?

Schnellschuss oder neue Ära?

Obwohl die Songs nicht neu sind und „Era Metallum“ daher gerade für die Die-Hard-Fans repetitiv erscheinen mag, erzeugen die Neuaufnahmen dennoch ihren ganz eigenen Reiz. CORVUS CORAX zeigen zudem, dass sie nicht nur im Bereich Mittelalter zu den ganz Großen zählen. Auch im metallischen Gewand geben sie doch eine überraschend gute Figur ab. Dadurch wird „Era Metallum“ vor allem für Neueinsteiger und Fans des Folk-/Viking-Metals zu einem Pflichtkauf. Denn eine bessere Kombination aus alten Instrumenten mit modernem Metal findet man so schnell vielleicht nur noch bei ELUVEITIE.

Bleibt die Frage, ob CORVUS CORAX nun vollends als Metalband unterwegs sein werden oder ob es sich hier nur um ein einmaliges Interessenprojekt gehandelt hat. Hoffen wir auf ersteres (mit gelegentlichen reinen Mittelalter-Alben). Denn wenn CORVUS CORAX nun noch neue Songs in diesem Gewand veröffentlichen, können sie IN EXTREMO und SALTATIO MORTIS hinter sich lassen. Interessant wären daneben auch gelegentliche Neuinterpretationen älterer Songs (zum Beispiel Seikilos im Doom-Gewand).

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30.06.2022

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12 Kommentare zu Corvus Corax - Era Metallum

  1. Wattutinki sagt:

    Corvus Corax waren immer schon meine Favoriten in der Mittelalterszene und das was sie hier gemacht haben, vor allem die Songs ohne die Gäste aus dem Pop-Metal, ist richtig geil geworden. Gut, Hansi Kürsch hat keine schlechte Stimme, aber wozu braucht es ihn hier?
    Corvus Corax sind wirklich Ausnahmemusiker in ihrem Bereich und sie haben sich zum Glück auch nicht wie die anderen in der Kritik genannten längst verkauft.

    9/10
  2. Watutinki sagt:

    Haha…. studiert da einer meine älteren Kommentare? Ist am Ende keine wirklich große Kunst. Mag die Band wirklich, aber das Metal Gewand geht nicht so an mich ran, macht das Ganze etwas zu seicht, auch wenn es wirklich nicht schlecht klingt.

  3. RTF sagt:

    Jetzt gibts schon 2 von Euch? Das kann ja heiter werden.

  4. Watutinki sagt:

    Das kann man euch natürlich nicht zumuten. @metal.de: Wie wäre es den Spelunken einfach mal zu sperren/zu löschen? Ist ja offensichtlich, dass hier jemand nur nerven möchte.

  5. nghizhidda sagt:

    Was CC machen hat Hand und Fuß. Und detailreich. Und immer gut abgestimmt, wie es wirkt . Hier wieder zu sehen – als wenn es schon immer ihre Musik war. Grandios.
    Das hier schon fast, für diese Musikspielart, Geschwindigkeitsrekorde zu hören sind, wundert mich nicht. Wer sie schon mal live eskalieren hat sehen, der weiss Bescheid. Unbedingt zu empfehlen. Ob vor 10 oder 1000 Leuten, da wird abgeliefert und danach seid ihr platt.

    Ich finde, der Stil steht Ihnen gut, gern mehr davon. Seikilos durchaus eine gute Idee. Wäre interessant. Wo andere teils gut abliefern, wenn sie was anderes präsentieren, hat CC es mal wieder besser wie der Durschnitt gemacht, keine halben Sachen. Die 9 kratzt an der 10. Macht voll Spass, das immer wieder laufen zu lassen und alles zu erkunden.

    9/10
  6. Wattutinki sagt:

    Ich meinte natürlich Halunken, nicht Spelunken.

    @nghizhidda Geschwindigkeitsrekorde finde ich doch etwas übertrieben. Du kennst vielleicht nur eher langsamere Spielarten, aber da gibt es schon sehr viel schnelleren Metal. Über die Qualität sagt das aber letztlich nichts aus. Da spielen viel mehr Faktoren mit hinein. Ich finde das hier nicht überdurchschnittlich aber schon gut.

  7. nghizhidda sagt:

    Mit der Musikspielart meinte ich das Mittelalter, nicht den Metal an sich. Ich bin mit Michael Jackson und Morbid Angel aufgewachsen und habe die letzten Jahrzehnte in beide Richtungen weiter ausgebaut. Grenzen, true und untrue hats für mich nie gegeben und es gibt nicht viel, was ich noch nicht gehört hab. Aber falls mir da im Mittelalterbereich Speedattacken entgangen sind, dann muss ich das nachholen. In diesen Bereich, das muss ich einräumen, hab ich die letzten ca. 15 Jahre nur sporadisch immer mal wieder reingehört.

  8. Watutinki sagt:

    Halunke wäre eine Person, Du bist eher ein schlechter Scherz, den man aber scheinbar gewähren lässt. Hätte auch nie erwartet, dass stormy blast wirklich Ruhe gibt, passt nicht zu ihm. Schade, seit er weg ist, war man hier eigentlich deutlich sachlicher unterwegs.

  9. nili68 sagt:

    Nickwechsel finde ich ziemlich armselig. Man sollte IMO zu dem Scheiß stehen, den man verzapft und daran arbeiten oder auch nicht.. und halt wirklich weg bleiben, wenn man’s groß ansagt und nicht nur heiße Luft produzieren.

  10. Watutinki sagt:

    ich weiß es natürlich nicht sicher, aber alleine schon dieser ständige Verweis auf mich, obwohl ich ihn gefühlt schon hundert Mal darum gebeten habe, mich einfach in Ruhe zu lassen, das spricht schon sehr für stormy blast.

  11. nili68 sagt:

    Ach ja, bei dem ganzen Drama glatt vergessen: Der Song ist ganz gut, aber nicht überragend. Partymetal mit Flötengedöns halt, aber kompetent und unterhaltsam ausgeführt. Ich finde das immer etwas problematisch, wenn Metal mit Stilen gekreuzt wird, die auch schon einen sehr dominanten Charakter haben, wie auch Klassik. Das wird dann schnell Overkill.

    Ich bevorzuge das Mittelalter (etwas) authentischer.
    https://www.youtube.com/watch?v=L2UBQArOa5c

  12. nili68 sagt:

    >ich weiß es natürlich nicht sicher<
    Ich natürlich ebenfalls nicht. Das war halt allgemein und falls..