Deep Trip - Deep Trip

Review

Mit dem Debütalbum der Schweizer von DEEP TRIP zappelt sich mal wieder eine CD ins Netz, die nicht nur ambitioniert Teil einer musikalischen Kultur werden, sondern auch neue Wege beschreiten will. Es handelt sich dabei um ein Trio aus Akustikgitarrist und Sänger Claudio Moser, Violinist Khin Hong Yip und Kontrabassist Sofus Gleditsch. In Kombination ist man sich der klassischen Ausrichtung der Instrumentierung zwar bewusst, will aber gleichzeitig die Brücke zur Rockmusik schlagen und richtig fetzen. Und ich muss zugeben, dass ich schon lange nicht mehr so gespannt war, ob eine Band ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden kann.

Denn tatsächlich wirkt das Album von Anfang an sehr ungewöhnlich und klanglich fern ab von normalen Rockscheiben. Selbst mit den letztens so populär gewordenen Akustikplatten, man denke an die „Acoustic Specials“ von AXXIS oder die Bonus CD der neu aufgelegten ersten AYREON, hat DEEP TRIP wenig zu tun. Der entscheidende Kniff ist, dass die drei vorhandenen Instrumente, Schlagzeug und Gesang nicht eingerechnet, tatsächlich gleichwertigen Status haben. Während normalerweise die Gitarre das Grundgerüst gibt und darüber die Streicher für Melodien sorgen, vermischt sich hier alles zu einer organischen Masse, die neben einem hohen musikalischen Anspruch auch mit Atmosphäre nicht geizt. Das schließt ein, dass die Streicher auch mal APOCALYPTICA-artig gerifft werden oder sich zu wilden METALLICA-Soli hinreißen lassen. Dennoch können sich die Schweizer auch von dieser Band absetzen, denn im Gegensatz zu den Finnen ist hier kein Instrument elektrisch verstärkt. Zwar ist die Produktion durchaus druckvoll und sehr direkt, gleichzeitig aber auch natürlich und filigran.

Um es kurz zu fassen: Handwerklich und konzeptionell offenbart das Trio ein Potential, das definitiv zu Jubelstürmen einladen kann. Dass es dennoch nicht zu einer Über-Wertung gereicht hat, liegt mehr oder weniger darin, dass die eigentlichen Songs immer noch genug Raum nach oben bieten. Zwar sind mitunter richtige Highlights zu hören, wie der melancholische Rocker „Nevermind“ oder die aggressiveren Stimmungsmacher „Soldier“ und „Hate“, aber gleichzeitig gibt es in der verhältnismäßig langen Spielzeit von über 50 Minuten auch immer wieder Momente, in denen die Aufmerksamkeit nachlässt. Immerhin endet die Platte mit dem echt starken inoffiziellen LENNY KRAVITZ Cover „Fly“, welches bei den Schweizern liebevoll „Fuck Yourself“ getauft wurde. Weiteren Verbesserungsbedarf gibt es bei der gesanglichen Leistung von Sänger Moser, die zwar momentan noch den Debüt-Album-Bonus hat, bei der nächsten Platte jedoch an Professionalität zulegen sollte. Außerdem hätte ich mir mitunter eine größere Experimentierwut bei der Ausnutzung der Instrumente gewünscht. Mit der Prämisse, aus der klassischen Besetzung Rocknummern rausfrimeln zu wollen, wären auf jeden Fall einige wirre Spielarten für Violine und Contrabass mehr drin gewesen.

Dennoch hat mir „Deep Trip“ wirklich Spaß gemacht und bei so einer engagierten und innovativen Band kann ich gar nicht anders, als eine unbedingte Kaufempfehlung auszusprechen. Hier kann man wirklich noch eine Truppe unterstützen, die es definitiv verdient hat und Freunde von Klassik-Rock-Hybriden altersunabhängig begeistern sollte. Und obendrein sollen die Livequalitäten der Jungs auch nicht zu verachten sein. Den Namen DEEP TRIP sollte man sich also auf jeden Fall merken.

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09.03.2009

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1 Kommentar zu Deep Trip - Deep Trip

  1. Anonymous sagt:

    Was für ein Schmarrn, "Fuck Yourself" ist doch kein Kravitz-Cover?! Zwar sind 3/4 der Akkordfolge des Eingangsriffs/Refrainriffs praktisch identisch, aber das war’s dann auch mit den Gemeinsamkeiten.

    8/10