Eatliz - Violently Delicate

Review

Okay, den Überraschungsbonus haben EATLIZ auf jeden Fall schonmal auf ihrer Seite. Und ich meine nicht nur das wirre Alice-im-Wunderland-Cover und die israelische Herkunft des Sechsers, ich meine auch die absolut unkonventionelle Art, mit der hier Poprock gespielt wird. Nun werden ja gerade Progfans wissen, dass Israel durchaus ein Land der musikalischen Experimente ist, aber was hier vollkommen quer und versperrt runtergezockt wird, kann MTV- und Radiokonsumenten nur im Halse stecken bleiben. Da passt es auch gut, dass der Bandname das hebräische Wort für „Schlachthaus“ ist.

Und hofft jetzt nicht auf vergleichbare Bands, denn mir fallen außer ein paar japanischen Avantgarde-Jazz-Poppern wirklich keine ein. Mehr oder weniger handelt es sich bei den Songs um jeweils eine wirklich ohrwurmige und eingängige Passage, um welche ein komplexes Geflecht akustischer Verwirrung gepflanzt wird, das sich ständig in eine neue Richtung entwickelt und dem Hörer alle Konzentration abverlangt. Zwar wurden – wohl als Anbiederung an die Fernsehindustrie – gerade im Mittelteil auch ein paar belanglose Popnummern reingestrickt, aber jene kann man getrost ignorieren. Stattdessen gibt es nämlich jede Menge Experimente, die wirklich das Erforschen wert sind. So überzeugt die Akustikklampfennummer „Say Where“ mit einer unglaublich cleveren Rhythmusarbeit, in der auch diverse Klatschlaute nicht fehlen dürfen, der Opener könnte auch eine zugedröhnte Version der DRESDEN DOLLS sein, und das anfangs sehr poppige „Sunshine“ mutiert ab der Hälfte zu einem genialen saxophondurchsetzten Spätwerk von SHIINA RINGO. Dabei darf auch Sängerin Lee Triffon nicht unerwähnt bleiben, die mit ihrer hochwandelbaren Stimme wunderbar mit den Kompositionen harmoniert.

Obwohl ich jedoch in der Theorie voll des Lobes für „Violently Delicate“ bin, muss ich zugeben, einen vollen Hördurchlauf nur mit variierenden Dosen an Aspirin hinzukriegen. Ab und zu wäre etwas weniger Verwirrung und etwas mehr Harmonielehre angenehmer gewesen. Zusammen mit erwähnten belanglosen Popsongs wird zwar die Gesamtwertung etwas gedrückt, für Jazzpopfans ist die Platte aber immer noch den Kauf wert. Allein schon wegen dem schicken Cover.

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19.09.2008

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