
Doom in seiner meditativeren Form kann schon beeindruckend sein, wenn sich aus dem Dargebotenen irgendwie noch so etwas wie eine Struktur wiedererkennen lässt oder wenn das Dargebotene eine besonders intensive, spirituelle und/oder körperliche Erfahrung darstellt. Es ist selbstredend nicht einfach damit getan, ein paar massive Chords im Schneckentempo durch den Äther wummern zu lassen und auf das Beste zu hoffen, was manche Bands natürlich nicht davon abhält, es trotzdem zu versuchen. Und auch wenn diese Form der Musik ebenso ihre Abnehmer findet wie auch der Fisher Price-Black Metal, so vermögen die spärlicher möbilierten Doom-Spielweisen doch die Geduld ihrer Hörerschaft herausfordern hin zum Punkt, an dem man an der eigenen Wahrnehmung von Objektpermanenz zweifelt. Case and point: ENTHEOMORPHOSIS.
ENTHEOMORPHOSIS fordern die Geduld ihrer Hörerschaft heraus
Es handelt sich hier um einen DARK BUDDHA RISING-Ableger, wobei unklar ist, ob die hier gegenständliche Formation möglicherweise auch als Nachfolger gedacht ist. Denn zumindest zum Zeitpunkt des Verfassens scheinen DARK BUDDHA RISING lt. Metal Archives auf Eis zu liegen. Das vorliegende ENTHEOMORPHOSIS-Debüt „Pyhä Kuili“ wurde dem Verfasser als „Avantgarde Metal“ vorgestellt, aber in der Praxis liegt hier eindeutig ein Doom-Album der wenn auch experimentellen Sorte vor, das die Definition von „Avantgarde“ nun wirklich nicht ausreizt, sondern schon in seiner Eigenschaft als Konglomerat aus Sludge, Drone und Doom vergleichsweise konventionell daher kommt.
Doch selbst geduldige Hörer dürften hier wenig Nährwert aus dieser Veröffentlichung ziehen können, den hier regieren repetitive, einfältige Riffs. Es gibt im 14 Minuten langen Opener „Alkiema“ praktisch kaum Leads, um das Klangbild aufzulockern. Selbst das bisschen Feedback ist nicht genug, um dem Gehörten ausreichend Textur zu verleihen. Das Schlimmste ist jedoch der Gesang, der nach einem typischen Fall von Verstopfung klingt und bei dem unsereins keine Ahnung hat, was sich die Finnen dabei gedacht haben. „Gut“ ist jedenfalls was anderes und ernst nehmen kann der Verfasser was auch immer das sein soll zu keinem Zeitpunkt. Das war schon zugegeben auf WASTE OF SPACE ORCHESTRA-Zeiten herausfordernd, aber aufgrund der drögen Klangkulisse hier wird dieses Problem nur noch verstärkt.
Prädikat: Muss nicht …
Eingeschlossen werden zwei kürzere Songs von den zwei Longtracks „Alkiema“ und „Iätön“. Im Grunde sind die ersten drei Stücke nicht der Rede wert, „Alkiema“ verschwendet wie bereits beschrieben die Zeit der Hörerschaft, „Sikinä“ stolpert unbeholfen vor sich hin und „Huntu“ liefert komplett isoliert klingende Synth-Flächen. Wo die Finnen ihr Potential aufzeigen ist lediglich im abschließenden „Iätön“, der mit Abstand dreidimensionalste Track der Platte. Der Gesang klingt zwar nach wie vor nach einem Goblin auf’m Scheißhaus und wahrscheinlich hätte man locker ein Drittel der Spielzeit hier einreduzieren können, aber ein angeregter, interessanter Rhythmus und die Entdeckung der Macht guter, eindringlicher Leads zeigt, dass das Quartett durchaus weiß, wie interessante, packende Musik geht.
Warum sich ENTHEOMORPHOSIS daher über mehr als die Hälfte der Spielzeit von „Pyhä Kuilu“ weigern, dies ebenso effektiv zur Schau zur stellen, ist ein Rätsel. „Pyhä Kuilu“ sprechen mit ihrer instrumentalen Leistungen allenfalls die Cavedweller-Community an, aber Fakt ist: Für Normalsterbliche fühlt sich dieses knapp 35-minütge Album wie 70 Minuten an. Dass hier Musiker am Werk sind, die an der Seite von ORANSSI PAZUZU mal mit dem WASTE OF SPACE ORCHESTRA große Kunst entfesselten, rückt gedanklich in ganz weite Ferne, wenn man sich 14 – gefühlte 28 – Minuten durch ein „Alkiema“ hindurch langweilt. Muss nicht …
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