Godthrymm - Distortions

Review

Hamish Glencross legt mit seinem Doom-Schlachtschiff GODTHRYMM nach. Das zweite Album „Distortions“ ist als zweiter Teil einer Trilogie angedacht und zeigt sich zum 2020er-Debüt „Reflections“ in vielerlei Hinsicht gewachsen. Für Glencross, der mit Drummer Shaun Taylor-Steels lange bei MY DYING BRIDE zugange war, scheint es zu überwiegen, nicht dem Schatten der Urväter des Britischen Doom Metal anheimzufallen.

GODTHRYMM – Doom Metal für Erwachsene

Eins vorneweg: „Distortions“ ist ein sehr vielschichtiges Album geworden, das in sich Geschichte und Gegenwart eint und die Hörerschaft auf eine unvorhersehbare Reise mitnimmt. Zum einen wirkt das Werk im Gegensatz zum Debüt weitaus losgelöster vom Druck und spielt mit Diversität, was in den ersten Hördurchläufen zwar etwas unüberschaubar wirkt, dem Hörer aber klar vor Augen geführt wird, dass man sich einfach den Spielraum nimmt, den man für richtig hält. Die straffe Zäsur nach „Echoes“, die brutal so manches Fragezeichen aufwirft, wird mit jedem Durchlauf aber etwas abgemildert, und Hörer:innen werden den Fokus spürbar ändern.

Die einzelnen Songs sind durchweg unterschiedlich und wirken nicht wie aus einem Wurf. Gerade die ersten drei Tracks sind deutlich mehr auf Riffing fokussiert und sehr dicht am traditionellen Doom-Geschehen. So beginnt der monumentale Opener „As Titans“ mit einem überragendem Riff, das auch zu einer Brautschau gepasst hätte, die darauffolgenden Tracks „Devils“ und „Echoes“ verlaufen ähnlich und halten das Doom-Banner auf einem hohen Level.

Mit dem wuchtigen „Obsess And Regress“ wird der zweite Albumteil eingeleitet, und es ist offensichtlich, dass man sich dabei klar von den ersten drei Nummern abgrenzt. Angefangen mit den dominanten Vocals von Hamishs Frau Catherine, bricht der Song eine ganz andere Seite von GODTRYMM auf: Auch vom Songwriting her geht es kräftiger und weniger zartbesaitet zur Sache. Auch das folgende „Unseen Unheard“ schließt genau dort an und erinnert mit seiner treibenden Kraft mehr an CATHEDRAL zu „Statik Majik“- oder „The Carnival Bizarre“-Zeiten als an MY DYING BRIDE, was das Gesamtbild von „Distortions“ in eine andere Richtung verschiebt. Gerade im Vergleich zum düsteren ersten Teil des Albums wirken die beiden Tracks weitaus energetischer und positiver.

„Distortions“ – Entzerrung ausgeschlossen

Das anschließende fast 13-minütige „Follow Me“ umschließt beide Albumaspekte und wird von den zu gesteuerten Gastbeiträgen von Aaron Stainthorpe stark abgerundet. Er vereint sowohl aktuelle Trademarks als auch Hamishs Zeit bei MY DYING BRIDE. Hier scheint es kein böses Blut zu geben, und wenn man bedenkt, wie lange sowohl er als auch Drummer Taylor-Steel dort aktiv waren, scheint es fast unmöglich, hier musikalisch komplett losgelöst von der Vergangenheit Songs zu schreiben. Das Album endet mit dem abschließende von Catherenes Vocals getragenen „Pictures Remain“, das einen schwermütigen und düsteren Abschluss bildet.

„Distortions“ ist eine großartige Scheibe, die so ziemlich alle Facetten der Schaffensphasen von Bandkopf Hamish verbindet. Ob man die ersten drei Doom-Übersongs unbedingt als straffes Trio an den Anfang stellen musste, liegt im Auge des Betrachters, denn trotz ihrer Urgewalt machen sie den anschließenden Rest doch etwas unscheinbarer, als er ist.

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05.09.2023

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