Golden Dawn - Return To Provenance

Review

Sieht man mal von Demos, unveröffentlichtem Material und all den anderen Baustellen von Stefan Traunmüller ab, dann könnte man meinen, GOLDEN DAWN sind die Band, die alle sieben Jahre ein Album rausbringt. Nach der etwas gewagten Stilmixtur von „Masquerade“, die trotz einhellig guter Kritik bei mir persönlich nicht zünden konnte, waren die Österreicher zwischenzeitlich von meinem Radar verschwunden. Umso überraschender jetzt also die Rückkehr mit „Return To Provenance“ – und wie wahr doch der Titel!

In meinen Augen war „The Art Of Dreaming“ anno 1996 seiner Zeit in punkto Innovation um einiges voraus. Rasend schneller Black Metal, Mittelalter-Flair, aufwändige Arrangements und ungewohnt experimentelle Klänge brachten dem Debüt schnell Kultstatus bei Fans in ganz Europa ein. Das neue Album ist eine Reise zurück zu diesen Ursprüngen und wirkt dabei so authentisch und natürlich, als wären die letzten 14 Jahre spurlos an uns vorübergezogen. Jahrelang passierte fast gar nichts und dann schreibt der Dreamlord mal eben in drei Monaten ein Album, welches den Geist der 90er fast noch schneller heraufbeschwört als liebgewonnene Klassiker.

„Return To Provenance“ ist ein fein geschmiedetes Werk melodischen Black Metals mit deutlichen Einflüssen aus dem hohen Norden, wobei der ureigene Stil der Band wieder zum Leben erweckt wurde, wenn auch mit einigen Abschlägen. Die symphonische Fantasynote von Songs wie „The Art Of Dreaming“ oder „Nothing But The Wind“ wird nicht mehr angeschlagen, keine opulenten Keyboardarrangements (auch wenn sie ihren Platz behaupten), dafür aber auch keine Querschläger Richtung Gothic- oder Heavy Metal. Das sollte vor allem jene Hörer beglücken, die sich mit „Masquerade“ ähnlich schwer getan haben. Bei „Visions Of Entirety“ aber wird unmissverständlich klar, dass GOLDEN DAWN erfolgreich an ihrer Vergangenheit angedockt haben. Die Atmosphäre, die Riffs, die gesamte Komposition, einfach alles an diesem Stück atmet eine Zeitlosigkeit und Qualität, an die auch noch ein paar andere Perlen dieser Platte anknüpfen können.

Da wäre z. B. „Dark Illumination“, eine bebende Midtempo-Nummer, die sich dank des eingängigen Refrains mit Chor und dem Riffduo aus Gitarren und Keyboard sofort in den Gehörgang schraubt. Ebenfalls vom Fleck weg überzeugend ist „Denial“, ausgestattet mit Melodien und Akkorden, die wunderbar vertraut klingen und verschiedenste Assoziationen zu alten Größen wecken. Ich persönlich musste zu Beginn kurz an DISSECTION denken. Auch hier wieder Midtempo, welches auch auf der überwiegenden Mehrheit des Albums gut funktioniert, weil es den Kompositionen dank Traunmüllers Detailarbeit Volumen und Dynamik verleiht. Zwischendurch gibt es wie in „Seduction“ auch mal Ausbrüche in schnellere Gefilde, außerdem kleine rhythmische Variationen und andere Feinheiten, die sich nicht alle gleich beim ersten Mal erschließen. Ein Reizthema bleibt der Gesang – dieses Mal zwar ohne halbschiefe, klare Töne, aber manchmal ist die heisere Stimme des Sängers etwas kraftlos.

Der Überraschung des neuen Sounds folgt quasi eine angenehme Entdeckungsreise in die Magie vergangener Tage, die auch nur dann möglich ist, wenn man sich wie Traunmüller keinen Trends anbiedert und statt auf kommerzielles Potential lieber auf das eigene setzt. Entscheidend ist aber auch der eingeschlagene Weg, der auf Experimente verzichtet und auch das Ausmaß an Einflüssen begrenzt. Am Ende steht ein Album, welches von dieser Reduktion eindeutig profitiert, ohne dabei an Wirkung einzubüßen. Kein Geplänkel, die Songs auf den Punkt gebracht und die Zeit vergeht erstaunlicherweise trotz melancholischer Momente wie in „Self-destruction“ wie im Fluge.

„Return To Provenance“ wird die üblichen Vergleiche über sich ergehen lassen müssen. Fakt ist aber, dass GOLDEN DAWN eben nicht nur alle sieben Jahre ein Album aufnehmen, sondern sich auch alle sieben Jahre neu erfinden und neue Facetten offenbaren. Das ist mir tausendmal lieber als Bands, die sich bereits nach zwei Alben auf dem absteigenden Ast befinden und trotzdem keine Pause einlegen. Auf die nächsten sieben Jahre!

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25.12.2011

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1 Kommentar zu Golden Dawn - Return To Provenance

  1. brazzo23 sagt:

    Najaa nach mehrmaligem Durchhören war ich doch etwas enttäuscht. Wo sind die Keyboards abgeblieben? Wo die eingängigen, verspielten Auschweifungen ins Theatralische? Dann aber doch: Dark Illuminations überzeugt mit einem Keyboardfeuerwerk gen Ende des Tracks. Naja und der Rest? Etwas belanglos….Ich gäb trotzdem ne 8 wegen Lied Nummer 3.